Wenn’s eng wird, wird’s auch teurer
© PantherMedia/Sergei Simonov
Weil sich in der Pandemie die Lagerbestände flugs entleerten, kam und kommt es zu Lieferengpässen – und die treiben die Preise nach oben.
RETAIL Redaktion 17.09.2021

Wenn’s eng wird, wird’s auch teurer

Der Konjunkturmotor brummt heftig, aber er stottert auch: Materialengpässe bremsen die Wucht des Aufschwungs.

WIEN. Der Aufschwung der Weltwirtschaft setzte früh und kräftig ein. Was positiv klingt, hat eine Negativ-Schlagseite: Die Produktion hinkt hinterher, Lagerbestände werden geräumt, Lieferengpässe entstehen.

„Als Folge der unerwartet frühen und kräftigen Konjunkturerholung kommt es zu starkem Lagerabbau und beträchtlichen Materialengpässen. Dies wirkt preistreibend und bremst die Wucht des Aufschwungs”, berichtet Stefan Schiman, Autor des aktuellen Wifo-Konjunkturberichts.

Österreich über dem Schnitt

In Österreich war das Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2021 (+3,6% vs Vorquartal) deutlich höher als im Durchschnitt des Euro-Raums (+2,2%), v.a. aufgrund der wiedererweckten Dynamik im Gastgewerbe. Im Sommer hat das BIP das Vorkrisenniveau überschritten.

Für die meisten Marktteilnehmer trat die Erholung unerwartet früh ein, da die Saisonalität des SARS-CoV-2-Virus unterschätzt wurde. Sie verlief bisher auch äußerst kräftig, da die Lockdowns die Kaufkraft der privaten Haushalte sowie die Produktionskapazitäten der Unternehmen nicht in dem Ausmaß reduziert hatten wie „herkömmliche” Konjunkturabschwünge und weil zudem großzügige wirtschaftspolitische Maßnahmen gesetzt worden waren.

Materialmangel regiert

Die sich nun ergebenden Lieferengpässe und Preissteigerungen sind erheblich. So gaben zuletzt rund 32% der heimischen Industriebetriebe Materialmangel als wichtigstes Produktionshindernis an, während der langjährige Durchschnitt 7,5% beträgt und selbst in normalen Aufschwüngen nie mehr als 15% unter akutem Materialmangel leiden. Gleichzeitig haben sich die Preise für Industrierohstoffe von April 2020 bis Mai 2021 auf Dollarbasis mehr als verdoppelt, obwohl sie in den Krisenmonaten davor, von Jänner 2020 bis April 2020, um lediglich 14% gesunken waren.

Verkaufspreise anheben

Diese Situation führt dazu, dass knapp die Hälfte der heimischen Industriebetriebe die Verkaufspreise demnächst anheben will, während dies im Durchschnitt der letzten 15 Jahre jeweils nur 7,2% planten.

Dementsprechend sind die Unternehmen zwar grundsätzlich optimistisch in Bezug auf ihre Geschäftslage, allerdings bremst sich die Zuversicht ein. Dennoch herrscht (noch) ein äußerst kräftiger Aufschwung. Im II. Quartal 2021 (April bis Juni) wuchs die Wirtschaftsleistung in Österreich um 3,6% gegenüber dem Vorquartal. (red)

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