„Wir als Händler sind die Opfer”
© Kastner/studiohuger.at
KrisenfestChristof Kastner ist Geschäftsführer der Kastner-Gruppe mit Sitz in Zwettl, die zuletzt in 2022 einen Umsatz von 268 Mio.€ absolvierte.
RETAIL Redaktion 19.05.2023

„Wir als Händler sind die Opfer”

Christof Kastner wirft der Politik Populismus und in Bezug auf die Energiepolitik ein Totalversagen vor.

ZWETTL/WIEN. Die Erbosung der Konsumenten in Sachen hoher Preise richtet sich gegen den Handel – dass dem so ist, dafür bereitet nicht zuletzt die Politik den Boden. Für Christof Kastner, Chef der Kastner Gruppe, ein bedenklicher Zustand: „Wir müssen die Politiker endlich dazu bringen, dass sie die Wahrheit sagen.” Ihm zufolge agieren selbst die Grünen zusehends populistisch – gerade derzeit, wo der Handel auf Hilfe angewiesen wäre.

Rohaufschlag ist nicht Gewinn

Die durchschnittlichen Gewinne des Handels liegen bei ein bis zwei Prozent, denn „von 25 Prozent Rohaufschlag müssen sie die Instandhaltung abziehen”, das Personal ist zu bezahlen, ebenso etwaige Bankenzinsen. Auch die hohen Personalkosten stoßen Kastner sauer auf: „Die Kollektivvertragserhöhungen waren fordernd – wenn wir nun die Preise senken sollen, werden dann die hohen Lohnerhöhungen ebenfalls zurückgenommen?”

Eine andere Schieflage tut sich in der Betrachtung der Lebensmittelkonzerne auf – etwa habe Unilever das Fettgeschäft verkauft, weil „nur neun Prozent Gewinn in der Sparte den Gesamtgewinn des Konzerns verwässern würden”, so Kastner.

Ahnungslose Politik?

„Wir sind die Opfer. Die Politik hat keine Ahnung und sie hat total versagt”, klagt Kastner im medianet-Gespräch. Und er verweist auf eine brutale Wirklichkeit, wie sie die ungedeckelte, falsche Energiepreispolitik heraufbeschwört: „Wir haben Kaufleute, die mussten ihr Privatauto verkaufen, damit sie ihre Energiekosten stemmen konnten.”

Dass ein Energiepreisdeckel hohe CO2-Werte befeuern würden, schließt Kastner aus: „Wir als Lebensmittelhändler haben gesetzlich vorgeschriebene Temperaturen, wir verbrauchen kein Kilowatt zu viel.” (nov)


Mehr über die Situation der Kaufleute lesen Sie in unserem Nahversorger-Special ab Seite 45

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