„Wir bleiben weiter beständig und stabil”
© Adrian Almasan
RETAIL Redaktion 18.04.2025

„Wir bleiben weiter beständig und stabil”

Schlumberger behauptet sich in einem rückläufigen Markt, legt im Absatz um 1,5 Prozent zu und steigert das Betriebsergebnis.

••• Von Paul Hafner

Der österreichische Schaumweinmarkt hat kein leichtes Jahr hinter sich: Einem nominellen Umsatzplus von 1,4% steht ein Absatzrückgang von 1,4% gegenüber, der Sektmarkt pendelt sich bei 16 Mio. Flaschen ein (Absatz: –1,2%, Umsatz +1,3%). Ganz anders die Marke Schlumberger: Sie konnte im Absatz um 15% zulegen, im Umsatz steht ein Plus von 6,3% zu Buche – damit war der laut Market-Markttest beliebteste österreichische Sekt 2024 auch der umsatzstärkste.

Gemeinsam mit Hochriegl – trotz deutlichen Rückgängen (mengenmäßig –11%, wertmäßig –7%) erneut die absatzstärkste heimische Sektmarke – hält das Haus Schlumberger damit bei rund 20% Marktanteil im heimischen Schaumweingeschäft.

Spirituosengeschäft im Keller

Während der Schaumweinmarkt schwächelte, aber verhältnismäßig stabil blieb, litt das Spirituosengeschäft erheblich – und ging kategorienübergreifend im Absatz um ganze fünf Prozent zurück. Besonders schwer erwischte es die Premixes (–12%), Cognac (–11%) und Gin (–10%), die alle zweistellig zurückgingen und damit ihren Abwärtstrend seit dem Coronajahr 2021 prolongierten; gewachsen sind 2024 allein die Kategorien Bitteraperitif, Tequila und Cocktail. Das spürte freilich auch die Schlumberger-Vertriebstochter Top Spirit. Der Marktführer kann sich aber immerhin auf die Fahnen heften, in einigen Kategorien über dem Markt performt zu haben – und mit Hendrick’s weiterhin die Nummer 1 unter den Premium-Gins zu stellen, mit Le Coq (+10% im Absatz, +4% im Umsatz) Markttreiber der Kategorie Cocktail zu sein und mit Mozart als einziger Marke in der Kategorie Likör ein Absatzplus (+1,8%) verzeichnen zu können.

„Wir haben uns in einem stark rückläufigen Markt behaupten können”, zieht Eugen Lamprecht, CSO und Sprecher der Geschäftsführung von Schlumberger, eine durchaus positive Bilanz – so sei man 2024 als Haus im Absatz um 1,5% gewachsen. Nicht zuletzt, weil man im Sektgeschäft erneut auf Preiserhöhungen verzichtet habe, steht ein Umsatzrückgang von 2,5% zu Buche, doch habe man insgesamt „weit besser als der Mitbewerb” performt – und verzeichne sogar erneut einen leichten Zuwachs im EBIT.

Kein Wachstum eingeplant

Die Eigenmarken von Schlumberger performten 2024 deutlich besser als die Distributionsmarken. Da insbesondere im Premiumsegment des Spirituosenmarkts „aktuell keine Erholung in Sicht” ist, dürfte das auch 2025 so bleiben. „Wachstum ist heuer sicherlich nicht möglich”, macht Lamprecht eine klare Ansage – man sei froh, wenn man heuer an das Ergebnis von 2024 herankomme, mehr sei ob der anhaltenden Konsumzurückhaltung, der wirtschaftlichen Gesamtsituation, nicht zu erwarten; die Zeichen stehen eindeutig auf Konsolidierung.

Gut im Zeitplan liegt man bei der Verlegung der Sektproduktion ins Burgenland: In rund zwei Monaten soll die erste Flasche am neuen Standort in Müllendorf in Produktion gehen. Zentrale und Unternehmensführung bleiben in Wien, auch der kleine Produktionsstandort in Bad Vöslau wird weitergeführt.

Trends der Branche

Standen die Zeichen in den von Lockdowns geprägten Corona-Jahren noch auf „Gönnung” (dem 180-Jahre-Schlumberger-Slogan für das Jahr 2022), ortet der Getränkedatenanalyst IWSR inzwischen fünf teils konträre Generaltrends, die den Markt der alkoholischen Getränke aktuell prägen: Analog zu einer „Verlangsamung der Premiumisierung” verlagert sich das Wachstum diverser Kategorien in Schwellenländer wie Indien, China und Brasilien, während reife Märkte stagnieren; der Außer-Haus-Konsum erholt sich und die Vertriebskanäle ändern sich – digitale Plattformen gewinnen weiter an Einfluss auf Kaufentscheidungen. Parallel dazu findet eine „Zunahme des zwanglosen Konsums” statt, etwa in Form informellerer Trinkgelegenheiten, bei denen in entspannter Atmosphäre neue Getränke ausprobiert werden.

Ungebrochen ist der Trend zur Reduktion des Alkoholkonsums – der sich auch bei Schlumberger nicht zuletzt an der Popularität des Hochriegl Alkoholfrei sowie Hochriegl Alkoholfrei Rosé ablesen lässt: Beide legten 2024 im Absatz um rund 30% gegenüber 2023 zu.

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