„Zu spät kommen kostet Umsatz”
RETAIL 12.02.2015

„Zu spät kommen kostet Umsatz”

Handel Handelsexperte Gerrit Heinemann: Aldi kann sich Onlineshop-Verzicht leisten, die Entwickung bei Lebensmitteln würde ohnehin noch dauern

Was Aldi, Primark und dm vereint, ist ihr Festhalten am Offlinehandel – doch diese Front bröckelt.

Düsseldorf. Fast jeder tut es: Online surfen, shoppen, Zeit sparen. Es ist der Onlinehandel, der in der Parallelwelt Internet derzeit am meisten glänzt und verspricht. „Boom” liest man in diesem Zusammenhang häufig – und sehr viele Unternehmen springen auf. Auch in der deutschen Handelsbranche werden Internetshop und Onlinepräsenz längst als Aushängeschild und weiteres unternehmerisches Standbein verstanden. Der Umstand, dass ausgerechnet Aldi, Primark und dm „Online” noch verweigern, lässt aufhorchen: Kaufen geht dort derweil nur Offline.

Der in Österreich mit Hofer vertretene deutsche Discounter Aldi Süd winkt auf die Frage nach einem Online-Shop erst einmal ab. Man habe sich das Ziel gesetzt, die bestmögliche Qualität zu konstant niedrigen Preisen anzubieten. „Wir sind der Auffassung, dass dieses Ziel mit einem Online-Shop im Moment nicht erfüllbar ist”, so eine Unternehmenssprecherin. Schließlich seien mit dem Aufbau und dem Betrieb einer eCommerce-Plattform gerade im Lebensmittel-Geschäft hohe Kosten, logistische Herausforderungen und Unsicherheiten verbunden. Das Schwesterunternehmen Aldi Nord schweigt zum Thema Online-Präsenz.

„Aldi kann es sich leisten”

Die irische Modediscounter Primark seht das Ganze ähnlich: Laut einem Sprecher verlasse man sich lieber auf die in den Innenstädten gut erreichbaren Geschäfte, die den Konsumenten wohl das beste Preis-Leistungs-Verhältnis böten. Das Internet nutzt das Unternehmen lediglich als Werbefläche. Motivierten Primark-Kunden bietet sich die Möglichkeit, auf der Website Bilder von sich im neuen Primark-Aufzug zu posten. Handelsexperte Gerrit Heinemann meint dazu: „Als Hardcore-Discounter sind beide Unternehmen nicht unbedingt prädestiniert für das Online-Geschäft.” Aldi versuche gerade, die Märkte im Ausland – vor allem in Großbritannien und den USA – zu erobern und könne es sich deshalb leisten, auf den Onlinehandel zu verzichten. Bei Lebensmitteln, so der Experte, werde die Entwicklung ohnehin noch einige Jahre dauern. Doch es scheint, als würde auch die Front der Online-Verweigerer bröckeln: Die Drogeriemarkt-Kette dm hat bereits angekündigt, ab dem Frühsommer fast ihr gesamtes Sortiment in einem eigenen Online-Shop im Netz verfügbar zu machen. Für Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, ist die Entscheidung nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts: „Starten sie zu früh mit dem Online-Handel, kostet es eine Menge Geld; kommen sie zu spät, kostet es Umsatz.” (dp)

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