Gleichheit steckt an
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Je höher der Qualifizierungslevel, desto geringer die Effekte der Globalisierung.
CAREER NETWORK Redaktion 10.01.2020

Gleichheit steckt an

International tätige Unternehmen stellen mehr Frauen an als ausschließlich national agierende.

••• Von Britta Biron

WIEN. Alyssa Schneebaum, Assistenzprofessorin und stellvertretende Vorständin des Instituts für Heterodoxe Ökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien, hat anhand von mehr als 30.000 Unternehmen in 104 Ländern untersucht, welchen Einfluss grenzüberschreitender Handel auf die Geschlechterverteilung der Mitarbeiter hat. „Interagieren Unternehmen mit Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit, wirkt sich dies auch positiv auf die Geschlechterverteilung im Unternehmen aus. Umgekehrt gibt es aber keinen negativen Effekt, das heißt, dass Geschlechterungleichheit aus anderen Ländern nicht importiert wird”, erklärt die Wissenschafterin.

Begrenzte Effekte

Kommen Investoren und Kunden aus einem Land mit hoher Geschlechtergerechtigkeit, liegt der Anteil der weiblichen Mitarbeiter im Schnitt um 6 bis 7 Prozentpunkte über jenem von Betrieben aus der selben Branche, die nur am heimischen Markt tätig sind. Bei ausländischen Eigentümern beträgt der Unterschied 17 bis 18 Prozentpunkte.

Die positiven Effekte betreffen allerdings hauptsächlich Produktionsjobs und spielen mit steigendem Qualifizierungslevel eine immer geringere Rolle.
„Top-Management-Positionen bleiben von der Internationalität unbeeinflusst”, so Schneebaum. Das sei nicht verwunderlich. „Auch in Österreich, wo formale Gleichheit zwischen Männern und Frauen besteht, fühlen sich viele Menschen mit einer weiblichen Führungskraft nicht wohl”, verweist die Forscherin auf die immer noch bestehenden Rollenklischees. Allgemeine Rezepte, diese zu überwinden, gebe es nicht. „Das ist sehr länder- und institutionsspezifisch. In manchen Entwicklungsländern bräuchte es unter anderem Zugang zur Bildung für Frauen; in Österreich wäre Lohntransparenz und ein Umdenken der wirtschaftlichen Rolle von Frauen wichtig.”
Die Beziehungen zwischen Globalisierung und Diversität will Schneebauer weiter untersuchen. Interessant wäre etwa, bestimmte Länderkonstellationen – also z.B. asiatische Herstellerfirma und europäische Investoren oder Kunden – genauer zu untersuchen.

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