MEISELDORF. Über den Werdegang zu „seinem” Nahversorger berichtet Meiseldorfs Bürgermeister Niko Reisel: „Eine kleine Gemeinde im Waldviertel mit 900 Einwohnern stellte sich schon länger die Frage, wie es weitergehen soll – damals, 2016. Bauplätze vorhanden, mäßige Nachfrage und geringe, aber stetige Abwanderung. Es gab keinen definierten Dorfplatz, kein Wirtshaus, dafür ein baufälliges Jugendzentrum, und der letzte Greißler hatte vor mehr als zehn Jahren geschlossen. Soweit die damalige Lage.
Planung und Baubeginn
Im Rahmen einer Wohnbauforschung zum Thema Leerstände und Ortskerne konnte gemeinsam mit der Ortsbevölkerung das im Gemeindebesitz befindliche Grundstück entwickelt werden: Dorfplatz, Jugend- und Veranstaltungszentrum sowie einen Nahversorger mit Sitzplätzen zur Kommunikation. Es wurden alle Mitglieder des österreichischen LEH eingeladen und der für uns attraktivste Großhandelspartner gewählt. Baubeginn Dezember 2018.
Im Sommer 2019 zeigte sich, dass es keinen Betreiber gibt, der unser neues Geschäft übernehmen wird. Damit wurde die damals durchaus mutige Entscheidung getroffen, als Gemeinde eine KommunalGmbH zu gründen. Warum KommunalGmbH? Im Vergleich zu einem Verein oder einer Genossenschaft ist die KommunalGmbH universell erweiterbar, etwa für einen Bauhof.
Die nötigen Schritte
Zuallererst wurde mit unserem Großhandelspartner Kiennast eine lange Kooperation eingegangen. Weiter zum Notar, Steuerberater, Wirtschaftskammer, Gemeinderatssitzungen und zugegebenermaßen einige schlaflose Nächte: Als Bürgermeister jetzt auch Geschäftsführer, Nah&Frisch Kaufmann und Arbeitgeber …
Geldfragen und Mitarbeiter
Die Gemeinde hat für die GmbH 35.000 € investiert. Damit konnten die Unkosten für GmbH-Gründung und die Erstausstattung im Nahversorger finanziert werden. Die Gebäude und die Einrichtungen sind im Eigentum der Gemeinde. Die Finanzierung ist langfristig angelegt und wurde mit EU-Leader-Förderung und NÖ-Landesmitteln unterstützt. Auch die Nafes-Förderung konnte in Anspruch genommen werden – sie war am einfachsten und am schnellsten da.
Heute sind wir sehr stolz auf unseren Nahversorger, die Mitarbeiterinnen haben sich eingearbeitet und kennen ihre Kunden samt ihren Wünschen persönlich. Hier noch ein Tipp: Das AMS hat interessante Programme und auch Förderungen, wie die Eingliederungsbeihilfe. Und: Ausreichend Zeit für Auswahl und Ausbildung der Mitarbeiter berücksichtigen!
Beste Entscheidung
Ja, ich würde es wieder tun und es freut mich, dass sich zwei Bürgermeister an unserem Projekt orientiert und ebenfalls die selbe mutige Entscheidung für ihre Gemeinden getroffen haben. Wie im Hausbau könnte man das eine oder andere besser machen – mit einem Lächeln würde ich einige Quadratmeter mehr Geschäftsfläche planen.
Heute sind de facto alle Bauplätze verkauft, der Hausbau läuft, die Nahversorgung ist etabliert, das Dorfzentrum quasi fertig. Alles in allem war es die beste Entscheidung für meine Gemeinde.”