Davor zittern heuer alle Unternehmen weltweit
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FINANCENET Redaktion 26.01.2024

Davor zittern heuer alle Unternehmen weltweit

Allianz Risk Barometer zeigt: Cyber-Risiken, Angriffe auf Infrastruktur und Datenpannen machen Firmen Angst.

••• Von Reinhard Krémer

Das jährliche Allianz Risk Barometer sondiert Unternehmensrisiken in 92 Ländern. Österreichische Studienteilnehmer identifizierten wie bereits im Vorjahr Cyber-Attacken als Top-Risiko. Lag 2023 die Energiekrise als bestimmendes Thema noch auf Rang 2, wurde diese heuer auf den 8. Platz verdrängt und durch makroökonomische Entwicklungen wie Inflation, Deflation, finanzpolitische Entscheidungen und Sparprogramme abgelöst (2023: Platz 4).

Vorgerückt sind auch Sorgen aufgrund von Veränderungen von Gesetzen und Vorschriften wie etwa Sanktionen oder Zölle (Platz 4, 2023: Platz 10). Klimawandel und Naturkatastrophen bleiben auf den Plätzen 5 und 6 bestimmende Themen. „Naturkatastrophen sind erneut unter den größten Risiken. Unwetter, Dürren, Überschwemmungen und klimatisch bedingte Brände sind auch in Österreich Realität geworden. Hier gilt es für Betriebe, entsprechende Vorkehrungen zu treffen”, sagt Rémi Vrignaud, CEO der Allianz in Österreich.

Naturkatastrophen abdecken

„Auf der anderen Seite brauchen wir Regelungen, die eine gute Naturkatastrophendeckung für Versicherer ermöglichen. Eine Integration in die Feuerversicherung nach dem belgischen Vorbild scheint vor diesem Hintergrund sehr sinnvoll”, so Vrignaud.

Cyber-Vorfälle (36%) wiederum sind zum dritten Mal in Folge und erstmals mit deutlichem Abstand von fünf Prozentpunkten das Hauptrisiko für Unternehmen.
In 17 Ländern, darunter Aus-tralien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Großbritannien, den USA und auch Österreich, stufen Experten Gefahren durch Cyber-Attacken als größtes Risiko ein. 59% der Befragten nennen Datenpannen als die besorgniserregendste Bedrohung noch vor Angriffen auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte mit 53%. Ransomware-Attacken treiben ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen um, da diese im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben. 2023 sind Schadenfälle gegenüber 2022 um mehr als 50% ge­stiegen.

Kriminelle nutzen Hightech

„Kriminelle suchen stets Mittel und Wege, um neue Technologien, wie Generative AI zur Automatisierung und Beschleunigung von Angriffen mit effektiverer Malware und Phishing einzusetzen. Die steigende Anzahl an Vorfällen aufgrund von schwacher Cyber-Sicherheit, hauptsächlich bei mobilen Endgeräten, wird in diesem Jahr erneut die Anzahl der Cyber-Vorfälle erhöhen. Fehlende Cyber-Fachkräfte und die zunehmende Abhängigkeit kleinerer Unternehmen von IT-Outsourcing befeuern diesen Trend zusätzlich”, erklärt Scott Sayce, Global Head of Cyber bei Allianz Commercial.

Was Unternehmer umtreibt

Störungen von Lieferketten sind nach der Coronapandemie zwar seltener geworden, dennoch bleiben Betriebsunterbrechungen mit 31% das zweitgrößte Risiko für Unternehmen. Dieses Ergebnis verdeutlicht die zahlreichen Verflechtungen in einer immer volatileren Welt und die hohe Abhängigkeit von Lieferketten bei kritischen Produkten oder Dienstleistungen. Für Unternehmen gilt daher, dass ihre Prioritäten im Risikomanagement 2024 in der Sicherstellung der Geschäftsfähigkeit, dem Identifizieren von Engpässen in der Lieferkette und dem Aufbau alternativer Zulieferer liegen sollten.

Der Klimawandel trifft alle …

Naturkatastrophen steigen im diesjährigen globalen Risk Barometer mit 26% von Platz 6 auf 3 (Österreich: Platz 6, siehe oben) und sind damit einer der größten Aufsteiger.

2023 war in vielerlei Hinsicht ein Rekordjahr: Es war zum Beispiel das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Außerdem überstiegen die Versicherungsschäden zum vierten Mal in Folge die 100 Mrd. USD-Marke; allein 60 Mrd. gehen hierbei auf das Konto heftiger Unwetter.

… einige aber mehr als andere

Naturkatastrophen sind das Top-Risiko in stark von unterschiedlichen Extrem-Wetterlagen betroffenen Staaten weltweit wie Griechenland, Hongkong, Kroatien, Malaysia, Marokko, Mexiko, Slowenien, Thailand und Ungarn.

Ein Waldbrand in der Nähe von Alexandroupolis in Griechenland im letzten Jahr war die größte jemals erfasste Naturkatastrophe in der EU. Überschwemmungen in Slowenien sorgten für große Störungen in den Lieferketten. Vor allem europäische Autohersteller und Zulieferer hatten in der Folge mit Produktionsverzögerungen und Engpässen bei Bauteilen zu kämpfen. Obwohl der Klimawandel mit 18% weiterhin auf Platz 7 im Ranking bleibt, ist er in Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-3-Risiken zu finden.

Versorger leiden besonders

Physische Schäden an Unternehmenswerten durch Extremwetterereignisse sind hier die Hauptbedrohung. Betroffen sind vor allem Versorger sowie Energie- und Industrieunternehmen. Es ist zu erwarten, dass Unternehmensrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität und Haftungsrisiken steigen werden, da Firmen viel Geld in neue, häufig kaum bewährte Techno­logien mit geringem CO2-Ausstoß investieren müssen, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren.

US-Wahlen als Risikofaktor

Aufgrund der andauernden Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine sowie Spannungen zwischen den USA und China klettern politische Risiken und Gewalt mit 14% von Platz 8 auf Platz 10.

Das anstehende Superwahljahr, in dem mehr als 50% der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgerufen sind, bietet ebenfalls ein hohes Risiko­potenzial.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Wahlen in den USA, Indien, Russland und Großbritannien. Unzufriedenheit mit dem Wahlausgang in Verbindung mit genereller wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Lebenshaltungskosten und starker Verbreitung von Fake News via Social Media kann im schlimmsten Fall zu einer weiteren sozialen Polarisierung und einem erhöhtem Konfliktpotenzial weltweit führen.

Was Hoffnung macht

Es gibt jedoch auch Grund zur Hoffnung unter den Befragten, denn makroökonomische Entwicklungen fallen nach den teils heftigen wirtschaftlichen Ausschlägen der Covid-Jahre mit 19% von Platz 3 auf 5. Dennoch stehen weiterhin viele wirtschaftliche Herausforderungen bevor. Die Daten von Allianz Research zeigen, dass die Wachstumsaussichten durchwachsen sind und in diesem Jahr 2024 weltweit kaum mehr als ein zwei­prozentiges Wachstum zu erwarten ist

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