Sparen liegt in der  DNA der Österreicher
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FINANCENET Redaktion 31.10.2025

Sparen liegt in der DNA der Österreicher

Studie zum 100. Jubiläum des Weltspartags zeigt neue Ansätze der Generation Z um das „Wie“ des Sparens.

Zum 100. Jubiläum des Weltspartags zeigt die heurige Sparstudie von Erste Bank und Sparkassen, dass der Spargedanke auch heute noch fest in den Köpfen aller Altersgruppen in Österreich verankert ist. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass insbesondere die Generation Z das „Wie“ des Sparens neu interpretiert. Sparen bleibt den Österreichern ein wichtiges Anliegen. Für 80% ist Sparen „sehr“ oder „ziemlich wichtig“. Dieser Wert liegt nur einen Prozentpunkt unter den Rekordwerten aus dem Vorjahr beziehungsweise während der Pandemie in 2021.

„Sparen war in Österreich schon immer wichtig. Aber die Bedeutung hat seit der Pandemie noch einmal zugenommen“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich. Besonders wichtig ist das Geld beiseite legen laut Sparstudie für die Generation Z (85%). „Entgegen dem, was oft über die jungen Menschen gesagt wird, bleibt das Sparen auch für sie wichtig“, so Holzinger-Burgstaller.

Österreicher eifrige Sparer
Dass die Österreicher grundsätzlich eifrige Sparer sind, zeigt sich im internationalen Vergleich der Sparquote, die in Österreich traditionell deutlich über jener der Eurozone liegt. 2024 ist diese laut Statistik Austria nochmals deutlich gestiegen, von 8,6 auf 11,7%. In absoluten Zahlen legten die privaten Haushalte 2024 damit in Summe rund 34 Mrd. € zur Seite – ein Plus von 46% gegenüber 2023 (23,3 Mrd. €).

Das sei auch auf die wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahren zurückzuführen, so die Erste Bank-CEO: „Die Preisentwicklung hat viele beim Konsum vorsichtiger werden lassen. Lohnsteigerungen wurden nicht ausgegeben, sondern gespart. Das bremst die Konjunktur.“ Für 2025 erwartet das Wifo, dass die Sparquote leicht auf 10,7% sinkt (2024: 11,7%).
Unzufrieden mit Sparbetrag Laut Sparstudie ist der selbst angegebene monatliche Sparbetrag von durchschnittlich 308 auf 320 € gestiegen – ein Zuwachs von vier Prozent.

Gleichzeitig sinkt die Zufriedenheit mit diesem Betrag: Nur 39% sind damit zufrieden und markiert damit einen ein neuen Tiefstwert. „Sparen ist in Österreich eng mit Sicherheit verbunden. Im alltäglichen Leben steigen die Preise. Das Bedürfnis, finanziell vorbereitet zu sein, wächst entsprechend“, sagt Holzinger-Burgstaller.

Absicherung im Mittelpunkt
Den Österreichern geht es beim Geld beiseitelegen stark um das Thema Absicherung. Neun von zehn Befragten stimmen zu, dass Sparen ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Sieben von zehn fühlen sich dadurch für unerwartete Ausgaben gewappnet. 83% legen Geld ohne spezifischen Verwendungszweck zur Seite. Beim Zeithorizont der Sparziele zeigt sich ein differenziertes Bild: 37% verfolgen kurzfristige, 31% mittelfristige und 32% langfristige Ziele.

Einigkeit herrscht bei der Frage, für wen gespart wird. 93% sparen für sich selbst. In Haushalten mit Kindern legen 83% auch für die nächste Generation Geld zurück. 19% denken zusätzlich an Enkel, Patenkinder oder andere ihnen nahestehende junge Menschen. „Vorsorge für Kinder sollte früh beginnen. Entscheidend ist neben dem Produkt und der entsprechenden Rendite vor allem der Zeitpunkt. Wer früh startet, profitiert langfristig vom Zinseszinseffekt“, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Privatkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich.

Alternative Anlageformen gewinnen in Österreich weiter an Bedeutung. Im Zehnjahresvergleich stieg der Anteil jener, die in Wertpapiere investieren, von 28% auf 38%. Besonders aktiv zeigt sich dabei die Generation Z: Fast jeder Zweite (48%) setzt auf diese Anlageform. Auch Edelmetalle wie Gold sind gefragt – ihr Anteil hat sich seit 2015 verdoppelt (von 12 auf 24%).

Gold und Aktien ins Depot
Auf die Frage, ob Anleger auf Gold oder Aktien setzen sollten, sagte Gerda Holzinger-Burgstaller: „Es geht nicht um das eine oder das andere … es geht um Streuung … und natürlich gehört beides ins Depot“. Kryptowährungen verzeichnen ebenfalls ein starkes Wachstum: Während sie bei der erstmaligen Erhebung 2022 nur für zwei Prozent relevant waren, sind sie heute bereits Teil des Veranlagungsmixes von zwölf Prozent der Österreicher.

Das klassische Sparkonto bleibt dennoch die beliebteste Anlageform. Nach den Zinsentwicklungen der letzten Jahre nutzen es wieder 80%, nachdem es 2020 in der Nullzinsphase nur 72% waren. In der Generation Z nutzen 86% das Sparkonto in der Geldanlage. „Inflation, soziale Medien und steigende Finanzbildung haben das Bewusstsein geschärft: Wer höhere Renditechancen will, muss mit temporären Schwankungen leben“, sagt Clary und Aldringen.
Die Langzeitdaten der Sparstudie bestätigen diesen Trend: 2015 stuften sich nur acht Prozent der Befragten als risikobereit ein, heute sind es 24%. Besonders ausgeprägt ist dieses Risikobewusstsein bei der Generation Z, wo sich 39% entsprechend einschätzen.

Aktien auf Platz eins
Diese Entwicklung zeigt sich auch in der konkreten Auswahl der Wertpapierprodukte: Aktien sind mit 66% die am häufigsten genutzte Wertpapierform. Bei der Generation Z liegt der Anteil sogar bei 81%.  Auch ETFs erfreuen sich wachsender Beliebtheit: Während sie insgesamt von 37% genutzt werden, greifen 59% der jungen Generation darauf zurück. Investmentfonds werden von 55% der Gesamtbevölkerung genutzt, bei der Generation Z sind es 48%. Anleihen spielen mit 34% eine geringere Rolle, bei den Jüngeren liegt der Anteil bei 28%. „Jüngere Menschen investieren oft kleinere Beträge.
Mit steigendem Vermögen wächst erfahrungsgemäß das Bedürfnis nach Sicherheit“, so der Erste Bank-Privatkundenvorstand. Die aktuelle Sparstudie der Erste Bank zeigt: Sparen ist nicht gleich Sparen. Erstmals wurden auch qualitative Daten erhoben, um die unterschiedlichen Zugänge besser zu ver­stehen. Dabei treten zwei klar unterscheidbare Gruppen hervor.

Sparen bedeutet Verzicht
Traditionelle Sparer setzen auf bewährte Produkte wie Sparkonto oder Bausparvertrag. Fonds werden selten und meist auf Empfehlung abgeschlossen. Das Interesse an Finanzthemen ist gering, komplexere Produkte wirken abschreckend. Obwohl klassische Sparformen kaum Rendite bringen, ändern traditionelle Sparer nichts. Sparen wird oft mit Verzicht gleichgesetzt.
Digital affine Sparer hingegen handeln eigenverantwortlicher. Sie informieren sich aktiv,  optimieren ihre Finanzen und investieren vor allem in ETFs und Einzelaktien, meist online. Das Sparkonto dient nur als Reserve. Auch die Ziele unterscheiden sich: Während der Mainstream selten konkrete Absichten verfolgt, steht bei den Digital Affinen der Vermögensaufbau im Vordergrund – mit dem Ziel finanzieller Unabhängigkeit.

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