••• Von Fred Fettner
Jakob Falkner, genannt Jack, ist so etwas wie ein Dorfkaiser neuen Stils. Er poltert nicht durch Gemeindestuben, hat nicht – wie einst sein Vater – seine regelmäßige Kartenrunde mit dem Landeshauptmann, sondern bedient sich des Stils eines modernen Entrepreneurs. Ihn „Dorfkaiser” zu nennen, ist eigentlich eine Untertreibung. Wenn, dann schon Talkaiser.
Von der Area 47 am Eingang des Tiroler Ötztals über das Skigebiet Hochötz, den Aqua Dome Längenfeld in der Mitte des Tals bis hin zum kompletten Winter- und Gletscherskigebiet Sölden – alles fällt in seine Einflusssphäre.
Selbst aufgebaut
Es handelt sich dabei nicht um einen Konzern, sondern um ein Konglomerat unterschiedlichster Kreuz- und Querverbindungen mit unterschiedlichen Miteigentümern.
Hintergrund sind auch nicht gefinkelte steuerliche Konstruktionen, sondern das natürliche Wachstum samt zu berücksichtigender Grundstückseigentümer und Familienmitglieder. Seit dem Jahr 1955, als Jacks Vater Johann Falkner, genannt „Buggls Hans”, die Anteile der Skilifte übernommen hatte, sind diese kontinuierlich gewachsen. „Mit dem Bau der Gaislachkoglbahn, der damals höchsten Seilbahn Österreichs, die 1966 vom Bundespräsidenten eröffnet wurde, ging’s dann richtig los,” erinnert sich Jack Falkner. Er sieht sich ebenfalls als Vollblut-Seilbahner. Dabei könnte er auch als Hotelier durchgehen: In der Area 47 gibt es bereits 400 Gästebetten, im von Vamed geführten Aqua Dome etwa ebenso viele, und direkt zu den Bergbahnen gehört das Fünfsternhotel „Central” in Sölden, das von Schwester Angelika Falkner geleitet wird.
Gast aus Leidenschaft
„Hotelier bin ich keiner, da bin ich lieber Gast”, sagt der Junggeselle, der seit 1993 im Hotel Central wohnt. „Ich genieße das Hotelservice seit 25 Jahren. Früher habe ich mich immer gefreut, wenn ich beim Heimkommen noch das Licht an der Bar gesehen habe, aber das ist jetzt kein Thema mehr.”
Sein größter Coup gelang ihm vor 25 Jahren, als er den Weltcupauftakt auf den Gletscher holte und damit eine neue Ära einläutete. Die Gletscherrennen Ende Oktober blieben ein Söldener Monopol: „Wir liefern die ersten Bilder des Schnees, das ist pure Emotion.” Selbst wenn wie 2018 beim Herrenrennen das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, geht die Schneebotschaft raus.
„Spectre” in Sölden
Das zweite große Kapitel waren die James Bond-Filmaufnahmen: „James Bond holt man nicht, von dem wird man entdeckt”, weiß Falkner. Sein Beitrag zum Entdeckt-werden war der Bau des funkelnden IceQ-Restaurants neben der Gaislachkogl-Bergstation. Auf dieses wurde der Broccoli-Clan aufmerksam, Location-Scouts kamen als Gäste nach Sölden, um die Möglichkeiten zu inspizieren. Bis der IceQ dann als Labor des Bösen im James Bond-Thriller „Spectre” zu Ehren kam, waren endlose Verhandlungen in London notwendig.
„Ein aufwendiger Prozess. Die entscheidenden Faktoren waren der IceQ, die Gletscherstraße und unsere beiden Bahnen. Sie haben die von uns erbrachten Möglichkeiten nach Abschluss der Dreharbeiten als 5*-Logistik bezeichnet”, ist Falkner auch rückblickend stolz.
Dass Sölden im Film nicht genannt wurde, war im Rückspiegel betrachtet nur ein kleiner Makel. „Wir hatten sofort die Überlegung, etwas nachhaltig zu entwickeln. Heute sind wir der erste von sicher schon 100 Drehorten, der nachträglich mit der Weltmarke kooperiert. Der kleine Alp-Öhi konnte sie überzeugen, dass auch für sie etwas Wertvolles passiert”, kokettiert Falkner.
Das „Etwas” ist die cineastische Installation „007Elements”, wie auch der daneben liegende IceQ, vom Innsbrucker Architekten Johann Obermoser geplant und im Sommer 2018 von „Miss Moneypenny”-Darstellerin Naomie Harris eröffnet. 007Elements ist die höchste Erlebniswelt auf über 3.000 Metern und führt die Besucher auf eine Reise durch neun Galerien und zu einem Platz mit herrlichem Blick auf die Bergwelt. Dabei erleben Gäste auf 1.300 Quadratmetern nicht nur den Sound eines James Bond-Klassikers. Die Originalfahrzeuge aus „Spectre” werden mit in Sölden gedrehten Actionsequenzen garniert.
„Kreativpreis”-Träger
Falkner heimste jede Menge Lob und Ötztal Tourismus, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Falkner auch ist, ebenso viel PR für den Coup ein. Doch auch die unmittelbaren wirtschaftlichen Effekte seien erkennbar. Medien aus Australien, Japan, den USA und Großbritannien sorgten für neue Gäste aus diesen Ländern. „Es war ein hartes Stück Arbeit. Aber das James Bond-Projekt zählt nun zu meinen schönsten Erfahrungen”, resümiert Falkner.
Aktuell das wichtigste Thema ist der Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal, an dem seit 2006 gearbeitet wird. Derzeit opponieren Naturschützer gegen das Projekt.
Jack Falkner wurde im Dezember 2018 bei der Präsentation der 10. Ausgabe des Ski Guide Austria als einer von drei „besonders innovativen und kreativen Anbieter” mit einem speziellen Award ausgezeichnet (lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 82).