Apotheker rutschen ­weiter in die roten Zahlen
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 27.02.2015

Apotheker rutschen ­weiter in die roten Zahlen

Bilanz Jede dritte Apotheke macht laut Apothekerverband bereits Verluste; Grund sind sinkende Spannen

Rund 1.360 Apotheken setzten im Vorjahr knapp 2,5 Milliarden Euro um – ein Plus von 4,7%.

Wien. Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist offenbar weiterhin schwierig. Die im Vorjahr ausge-bliebene, wirtschaftlich aber wichtige Erkältungssaison hat ihre Spuren hinterlassen, berichtet der Apothekerverband. Die in den Gesundheitsmarkt strömenden hochpreisigen Arzneimittel bescherten den Apotheken 2014 zwar nach vier Jahren wieder ein reales Umsatzplus von 4,7% auf 2,481 Mrd. Euro, das sich jedoch nur marginal in den Erträgen widerspiegelte. Der Rohertrag, der sich bei höheren Arzneimittelpreisen systematisch verringert, konnte mit dem Umsatz nicht Schritt halten und verzeichnete lediglich ein leichtes Plus von real 0,5%, meldet der Österreichische Apothekerverband.

„Wir leben vom Ertrag”

In den Jahren davor war der Kassenumsatz – also jener Umsatz, der mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln erzielt wird und rund 70% des Gesamtumsatzes einer Apotheke ausmacht – aufgrund des steigenden Generika-Anteils kontinuierlich gesunken. „Unsere Apotheken treten seit Jahren auf der Stelle. Mit dem, was 2014 ertragsmäßig übrigbleibt, müssen anstehende Investitionen getätigt werden”, erläutert Christian Müller-Uri, Präsident des Apothekerverbands. „Wir leben vom Ertrag, nicht vom Umsatz.”Die Kassenspanne, also die Ertragsspanne des Kassenumsatzes, sei seit geraumer Zeit rückläufig und mache es immer schwieriger, die Apothekenbetriebe zu finanzieren. Im Geschäftsjahr 2014 sank die Kassenspanne auf den historischen Tiefststand von 16,36%. Das entspricht einem Rückgang von 10% seit dem Jahr 2010. Über die Apotheken laufen 85% der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen. In den vergangenen Jahren hatten die Krankenkassen bei sehr geringen Ausgabensteigerungen bei den Medikamenten vor allem von der zunehmenden Verbreitung von Nachahmepräparaten (Generika) profitiert. Viele der am häufigsten im Massenmarkt verschriebenen Arzneimittel, zum Beispiel bestimmte Cholesterinsenker oder Blutgerinnungshemmer, verloren den Patentschutz; Dutzende deutlich billigere Generika kamen dafür auf den Markt.Aufgrund der angespannten Ertragssituation ist mittlerweile jede dritte der rund 1.360 Apotheken ins Minus gerutscht. Laut einer Studie der KMU Forschung Austria weisen 29% aller Betriebe eine negative Umsatzrentabilität auf. Eine Detailanalyse zeigt, dass viele Verlustbetriebe immer tiefer in die roten Zahlen abdriften. Hinzu kommt, dass die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Apotheken seit Jahren rückläufig ist und mittlerweile bei dramatischen 2,4% steht.

Zusatzleistungen geplant

Der Verband will nun in Verhandlungen mit den Kassen keine weiteren Zugeständnisse machen. „Seit 1995 trugen die Apotheken mit insgesamt 1,84 Milliarden Euro zur Sanierung der Krankenkassen bei und gerieten dabei selbst immer stärker unter Druck. Weitere Belastungen sind nicht mehr zu verkraften. Wir brauchen die finanziellen Mittel nun im eigenen Berufsstand”, sagt Müller-Uri. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen bleiben die Apotheken der „Best Point of Service” und bauen 2015 das Dienstleistungsangebot weiter aus. So werden heuer wieder Hunderte Apothekerinnen und Apotheker im sogenannten Medikationsmanagement geschult. Ziel der Initiative: Den Medikamentenmix der Patienten in Zukunft besser abzustimmen und effizienter zu gestalten. Erwünschte Nebenwirkung: Senkung der Medikamentenausgaben für die Krankenkassen.

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