Gesundheitsberufe für neue Primärversorgung
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 26.05.2017

Gesundheitsberufe für neue Primärversorgung

Nicht nur die Neuwahlen, auch die Kritik seitens der Gesundheitsberufe könnte das PHC-Gesetz kippen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die lange diskutierte und umstrittene Reform der Primärversorgung könnte wieder in weite Ferne rücken – nicht nur wegen des Koalitionsendes durch die ÖVP, sondern auch weil in der Begutachtung erneut massive Kritik am Gesetz laut wurde. Multiprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Medizinern und nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen in der Primärversorgung forderten etwa Vertreter der österreichischen Verbände für Psychotherapie, Krankenpflege und der gehobenen medizinisch-technischen Dienste. Das ist zwar eines der Ziele des Gesetzes, aber dort zu wenig verankert.

Gesundheitsberufe sauer

International sei eine multiprofessionelle und interdisziplinäre Primärversorgung Standard, betonte Gabriele Jaksch, Präsidentin des Dachverbands der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs (MTD Aus­tria). „Rund um den Patienten ist jede verfügbare Gesundheitskompetenz wichtig.”

Alle beteiligten Berufe – darunter biomedizinische Analytiker, Diätologen oder Physiotherapeuten, so Jaksch – seien juristisch abzusichern und angemessen zu honorieren. Ebenfalls müsse überlegt werden, wie freiberuflich Tätige in das System am besten eingebunden werden können. „Zwischen Hauptverband und den einzelnen Berufsgruppen muss es Verhandlungen geben.” Das ist auch ein Anliegen der Verbandes für Psychotherapie (ÖBVP). „Grundsätzlich ist die Primärversorgung eine sehr gute Idee”, hielt deren Präsident Peter Stippl fest. Es fehle aber ein ASVG-Gesamtvertrag mit Spezifika der einzelnen Berufsgruppen.

Ärzte dagegen

Die Ärztekammer wiederum hält den Entwurf für „absolut entbehrlich”. Während die Standesvertretung zunächst von wesentlichen Verbesserungen gesprochen hatte, als der Entwurf in die Begutachtung ging, findet sie es nun „zielführender”, den Entwurf „nicht umzusetzen”. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) kündigt nach den negativen Stellungnahmen neue Gespräche an. Den Schwenk der Ärztekammer führt sie auch darauf zurück, dass sich die Rahmenbedingungen auf Regierungsebene geändert hätten.

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