••• Von Katrin Grabner
WIEN. In Österreich nehmen Immunisierungslücken bei unterschiedlichen Impfungen immer weiter zu. Klimakrise und Wissenschaftsskepsis verschärfen die Lage noch. In Folge steigt nicht nur die Zahl der vermeidbaren Erkrankungen, sondern auch die Kosten für die Gesellschaft an, wie der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) am Dienstag bei einer Pressekonferenz warnte. Studien zufolge generiert jeder Euro, der in die Gesundheitsvorsorge investiert wird, einen Gewinn von 14 € für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Ein aktueller Bericht hat zudem gezeigt, dass die Impfung von Erwachsenen der Gesellschaft und der Wirtschaft bis zum 19-fachen der ursprünglichen Investition einbringen kann.
Abgesehen davon verdeutlichen laut ÖVIH tausende neue Keuchhustenfälle, Hunderte Masernerkrankungen und die Rückkehr von Diphtherie die Dringlichkeit, Impfungen stärker zu fördern. 2024 wurden 15.465 Keuchhustenfälle registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 2.791 Erkrankungen 2023 und der höchste Anstieg seit den 1960er Jahren. „Diese gewaltige Zahl kommt nicht von ungefähr”, erklärte Olivier Jankowitsch, Generalsekretär des ÖVIH. „Österreich weist mit einer Durchimpfungsrate von 84% die niedrigste Impfrate in Europa auf.”
„Aktionsplan Impfen”
Auch bei Masern oder Influenza sind die Durchimpfungsraten verbesserungswürdig. „Um das zu ändern, ist ein Paradigmenwechsel von einem reaktiven System zu einem proaktiven notwendig. Weg vom Behandeln von Krankheiten hin zu Prävention”, forderte die ÖVIH-Vizepräsidentin Sigrid Haslinger.
Der ÖVIH empfiehlt konkrete Maßnahmen wie einen verbesserten Einsatz des e-Impfpasses und ein umfassendes, niederschwelliges und nach Altersgruppen gestaffeltes Impfkonzept. Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH, betont: „2025 ist in Sachen Impfen ein Schlüsseljahr.” Der Finanzausgleich 2024 würde 90 Mio. € für den Ausbau des Impfprogramms vorsehen, diese Mittel müssten nun zum Einsatz kommen. Im „Aktionsplan Impfen” des ÖVIH sind außerdem Handlungsempfehlungen ausformuliert.