••• Von Martin Rümmele
WIEN. Rückenprobleme sind mit Abstand die Volkskrankheit Nummer eins in Österreich. Nach Schätzungen leiden bis zu 70% aller Erwachsenen zumindest einmal im Leben darunter. Bei einem Viertel sind die Rückenbeschwerden sogar chronisch. Auslöser sind häufig Bewegungsmangel, Übergewicht und ungünstige Arbeitsbedingungen. Chronische Nacken- und Rückenschmerzen treten zudem auch bei jungen Menschen auf. Sie machen zu wenig Bewegung, und der nach unten zum Handy gebeugte Kopf belastet die Wirbelsäule enorm.
Enorme Kosten
Vor allem Rückenprobleme sind Ursachen für Schmerzen und chronische Schmerzen. In Österreich sind bis zu 400.000 Patienten von solchen chronischen Schmerzen betroffen. Allein die direkten medizinischen Kosten liegen bei jährlich 1,4 bis 1,8 Mrd. €, rechnete zuletzt der Kärntner Spezialist Rudolf Likar (LKH Klagenfurt) vor. Demnach berichten 1,8 Mio. Menschen in Österreich über chronische oder wiederkehrende Schmerzen.
Die Experten gehen von 350.000 bis 400.000 betroffenen Personen mit einer chronischen Schmerzkrankheit aus. In der EU verursacht der Schmerz jährlich rund 500 Mio. Krankenstandstage. Mehr als 100 Mio. EU-Bürger haben chronische Muskel- oder Skelettschmerzen, zitierte Likar im Sommer bei den Ärztetagen in Grado im Sommer dramatische Zahlen.
Versorgung ist schlecht
Dabei wäre ein Gutteil dieses Problems vermeidbar. „Chronischer Schmerz wird erlernt. Je länger der Schmerz besteht, umso mehr die Situation verschlimmernde Adaptionen lassen sich nachweisen”, sagte der Kärntner Experte, der bis vor Kurzem auch Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft war. Durch anhaltende Schmerzzustände kommt es zu einem Schmerzgedächtnis, Symptom-dämpfende Mechanismen in der Reizleitung und Reizverarbeitung werden geschwächt. Allerdings ist die Versorgung von Schmerzpatienten in Österreich schlecht. Laut Experten sind in den vergangenen Jahren zudem mehrere Ambulanzen für die Betroffenen an Krankenhäusern geschlossen worden.