Unzureichende Behandlung
© dpa/A3399 Arne Dedert
HEALTH ECONOMY 22.01.2016

Unzureichende Behandlung

Besorgniserregende Beobachtungsstudie: 62,5 ­Prozent der Krebspatienten brauchen Strahlen­therapie, nur 51 Prozent bekommen diese.

WIEN. Österreich hat ein Missstand in der Strahlentherapie von Krebspatienten: Statt notwendiger 62,5 Prozent der Patienten bekommen nur 51 Prozent eine entsprechende Behandlung. Besonders im Osten und Süden des Bundesgebietes fehlen Bestrahlungsgeräte. Das zeigt eine neue Bedarfsstudie von „Gesundheit Österreich” (GÖG).

„Das, was GÖG getan hat, ist eine ausgezeichnete Grundlagenarbeit. Die Gesundheitspolitik hat aufgrund der harten Zahlen nun eine detaillierte Darstellung, wo die Defizite liegen”, sagte der Sprecher der österreichischen Patientenanwälte, Gerald Bachinger zu dem Report. Ähnlich äußerte sich auch der Bundesfachgruppenobmann für Radioonkologie in der Österreichischen Ärztekammer, Robert Hawliczek: „Der Bericht zeigt, was wir seit Jahren der Politik auf den Tisch gelegt haben. Sie hat es einfach völlig ignoriert.”

Steigende Patientenzahlen

Der Hintergrund: Jährlich erkranken in Österreich rund 38.000 Menschen an Krebs. Im Jahr 2020 werden es mehr als 41.000 sein. 2013 schlugen internationale Experten in einer wissenschaftlichen Publikation Alarm. Im Vergleich mit 33 europäischen Staaten hätte Österreich einen 19%igen Strahlentherapie-Kapazitätsmangel. Dabei würden 40% der Krebsheilungen allein durch die Strahlentherapie erfolgen.

Im Anschluss daran ergab sich eine gesundheitspolitische Debatte. Die österreichischen Patientenanwälte sowie die Bundesländer Wien, Burgenland und Niederösterreich verlangten in der Bundesgesundheitskommission die Erstellung einer handfesten Studie zu dem Thema. Das knapp 30 Seiten umfassende Papier liegt jetzt vor.
Mit nur 43 Linearbeschleunigern insgesamt liegt Österreich selbst in einem Vergleich mit den ärmsten Staaten in Europa auf unterdurchschnittlicher Position. Insbesondere in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten fehlen Geräte. Und die Wartezeiten für eine Strahlenbehandlung liegen oftmals bei bis zu 30 Tagen. Verantwortlich für die die Ausstattung der Spitäler mit entsprechenden Geräten sind die Bundesländer. Österreich bräuchte bis zu 65 Linearbeschleuniger. (APA/red)

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