••• Von Helga Krémer
Welche Schwellenländer werden im Jahr 2025 erfolgreich sein? Wo wird investiert? Bleibt China interessant? Wer setzt auf die schnell wachsenden Golfstaaten? Wo nehmen die Logistikchancen zu oder wo verschwinden sie? Alles Fragen, die der aktuelle Agility Emerging Markets Logistics Index sich vorgenommen hat zu beantworten.
Überraschende Erkenntnisse
Die Umfrage und der Index stellen die 16. jährliche Momentaufnahme von Lieferkettendienstleister Agility und Logistikanalyst Transport Intelligence (Ti) zur Branchenstimmung und zur Rangfolge der 50 führenden Schwellenländer der Welt dar. Der Index bewertet die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern auf Basis der nationalen und internationalen Logistikstärke, des Geschäftsklimas und der digitalen Reife – Faktoren, die sie für Logistikdienstleister, Spediteure, Luft- und Seefrachtunternehmen, Händler und Investoren attraktiv machen.
Der Index 2025 enthält im Vergleich zu den Vorjahren eine eingehendere Analyse der GCC-Volkswirtschaften (Gulf Cooperation Council), bestehend aus Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die sechs Golfstaaten positionieren sich einzeln und als Gruppe als globale Handelszentren und investieren stark in Infrastruktur, KI, Energiewende und die Entwicklung von Arbeitskräften in der Energie-, Tourismus-, Transport-, Finanz- und Baubranche, um nur einige zu nennen.
Damit gilt die GCC-Region paradoxerweise, trotz des zunehmenden Risikos für die globalen Lieferketten, als Inbegriff der Stabilität, während große Teile des Nahen Ostens im Tumult versinken, so das Fazit des Index.
Ganz generell ist die Branche zu Beginn des Jahres 2025 – wenig überraschend – bestrebt, sich vor steigenden Kosten und einem möglichen Handelskrieg zu schützen, der durch erwartete Zollerhöhungen der USA und eine Flut von Exporten aus China ausgelöst werden könnte. Dies geht aus einer Umfrage unter 567 Führungskräften für den Agility Emerging Markets Logistics Index 2025 hervor.
Zu den Key-Findings
Mehr als 62% der Experten aus der Logistikbranche geben an, dass sie ihre Lieferketten umstrukturiert haben, um sich vor Inflation, drohenden Handelszöllen, der Möglichkeit eines globalen Wirtschaftsabschwungs und anderen großen Risiken zu schützen. Nahezu 55% der Befragten halten eine weltweite Rezession für wahrscheinlich oder sicher. Fast 82% geben an, dass Zölle und anderer Handelsprotektionismus erhebliche Auswirkungen auf ihre Lieferketten haben. 72% sagen, dass die Risiken in den Schwellenländern im vergangenen Jahr zugenommen haben.
„Bei Verladern, Frachtführern, Spediteuren und anderen Akteuren herrscht Vorsicht und Unsicherheit in Bezug auf geopolitische Faktoren, die die Kosten in die Höhe treiben, das Handelsvolumen beeinflussen und Lieferketten verändern”, sagt Tarek Sultan, stellvertretender Vorsitzender von Agility. „International agierende Unternehmen verlagern weiterhin ihre Produktion, während sie ihre Investitionspläne neu bewerten und nach nachhaltigen Wachstumspfaden suchen.”
Blick auf die Höhepunkte
Was China betrifft, so beabsichtigen 54% der befragten Unternehmen, in den nächsten fünf Jahren die Produktion oder die Beschaffung aus dem Land des Lächelns zu verlagern, wobei dabei die Handelskonflikte zwischen den USA und China, die Arbeitskosten und die zunehmende Regulierung im Inland die wichtigsten Faktoren sind.
Am afrikanischen Kontinent planen 35% der Befragten – trotz der erhöhten Risiken in den Schwellenländern –, ihre Investitionen in Afrika 2025 zu erhöhen, während nur acht Prozent der Befragten vorhaben, ihre Investitionen dort zu reduzieren.
Zur Rangliste
Die Stabilität an der Spitze der 50 Länder umfassenden Index-Rangliste geht mit Volatilität und Bewegung weiter unten im Index einher. China, Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Malaysia, Indonesien, Mexiko, Katar, Thailand und Vietnam belegen die Plätze 1 bis 10. Kolumbien (21) macht einen Sprung nach oben; Nigeria (43), Bangladesch (39) und die Ukraine (40) fallen zurück.
Die sechs Golfstaaten gehören alle zu den elf besten Ländern, was die Geschäftsbedingungen angeht: Die Vereinigten Arabischen Emirate stehen erneut an der Spitze des Rankings für das beste Geschäftsklima; Saudi-Arabien liegt auf Platz 3, Katar auf Platz 5.
Die Länder mit der größten digitalen Reife sind China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Malaysia, Katar und Saudi-Arabien.
Ein neues Zeitalter?
John Manners-Bell, Geschäftsführer von Ti, zu den Ergebnissen: „Die Lieferkettenbranche tritt in eine neue Ära ein, in der die Fähigkeit, auf makroökonomische und geopolitische Ereignisse zu reagieren, von entscheidender Bedeutung sein wird. Die drohende Aussicht auf Zölle und Handelskriege wird die Verlader dazu zwingen, die Belastbarkeit ihrer Produktions-, Offshoring- und Beschaffungsstrategien neu zu bewerten, und es wird für Logistikanbieter unerlässlich sein, angemessen, zeitnah und effektiv zu reagieren.”