Neues Pollmann-Werk in Vitis in Betrieb
© Peneder
Das neue Firmenareal von Pollmann in Vitis.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 17.09.2020

Neues Pollmann-Werk in Vitis in Betrieb

Nach einem Jahr Bauzeit und einer mehrmonatigen Pilotphase hat das Autozuliefer-Unternehmen die Produktion aufgenommen.

VITIS. Mit der neuen Produktions- und Lagerarchitektur schafft Pollmann den Eintritt ins digitale Zeitalter der industriellen Produktion. Das Unternehmen hat das 65.000 m2 große Grundstück mit längerfristiger Perspektive gekauft. Robert Pollmann, gemeinsam mit Markus Pollmann geschäftsführender Gesellschafter des Karlsteiner Unternehmens, ist sicher, dass „wir uns am Standort Vitis für sämtliche Entwicklungen der mittelbaren Zukunft gerüstet haben“. Die räumlichen Verhältnisse in Karlstein hätten kein weiteres Wachstum zugelassen. Die Gesamtinvestition von 17 Millionen werde „auf Jahre sichern“, dass die Pollmann-Gruppe „ein Unternehmen mit Waldviertler DNA bleibt“.

Die Standort-Zuordnungen sind eindeutig definiert: Karlstein wird Headquarter und Zentrum für die technologischen Entwicklungen bleiben. Die dortige Produktion fokussiert sich auf komplexe Bauteile. Die digitale Produktion in Vitis ist auf die Fertigung von großen Baugruppen ausgelegt.

Nach neun Monaten Bauzeit wurden die ersten Probeläufe gestartet – kurz darauf wurde mit dem Dreischichtbetrieb begonnen und der Echtbetrieb aufgenommen. Zahlreiche bestandene Audits unterstreichen Qualität und Technologiestand der neuen Produktion und Lagerlogistik. Aktuell werden in Werk II Gehäuse und Deckel für Türschließsysteme gefertigt.

Klimaeffizienter Selbstversorger
Vitis ist die Antwort auf die Herausforderungen der digitalen Produktion. Eine industrielle Fertigung ist in Europa nur unter technologischen Höchststandards erfolgreich. Die automatisierten Produktionsanlagen von Werk II sichern die internationale Wettbewerbsfähigkeit. So gilt das vollautomatisierte Hochregallager in Branchenkreisen als Benchmark für vergleichbare Logistikketten.

Moderne Industriestandorte erfüllen höchste klimaschonende Standards. Werk II entspricht in Planung und Umsetzung diesen Ansprüchen; durch die perfekte Nord-Süd-Ausrichtung und Nutzung aller Möglichkeiten zur Energierückgewinnung ist für das gesamte Gebäude keine externe Energie für Heizzwecke erforderlich. Der Standort Vitis wärmt sich selbst. Die Gebäudeplanung mit energieeffizienter Auslegung des gesamten Gebäudekomplexes erfolgte durch das Oberösterreichische Bauunternehmen Peneder Bau-Elemente GmbH.

Auswirkungen der Pandemie
Seit Mitte März hat Pollmann die Auswirkungen der OEM-Werksschließungen in den Lieferabrufen zu spüren bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Auftragslage als stabil erwiesen. „Mit dem schnellen und deutlichen Rückgang der Kundenabrufe war die Entscheidung in den letzten Märztagen unaufschiebbar: Pollmann führte an den Standorten Karlstein und Vitis bis Ende Juni Kurzarbeit ein“, berichtet Geschäftsführer Herbert Auer. „Auch an unseren Standorten in den USA und in Tschechien mussten die Kapazitäten an die Abrufe angepasst werden.“ In der Fertigung wurden die Schichten so organisiert, dass Kontakte und Begegnungen auf ein Minimum reduziert wurden.

Über das gesamte Jahr gerechnet geht Auer von einem Umsatzrückgang von bis zu 25 Prozent aus. „Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Kunden und hoffen, dass sich die globalen Automobilmärkte bis Jahresende soweit wieder erholen. Letztlich hängen wir vom Automobilhandel und dessen Entwicklung ab, also bis wann sich die ,alten‘ Verkaufszahlen wieder einstellen werden.“

Hinter den Kulissen
Pollmann ist ein weltweit an vier Standorten agierendes Familienunternehmen im Automotive-Segment mit 130 Jahren Erfahrung. Der Spezialist für die Produktion von hochkomplexen mechatronischen Baugruppen in hoher Stückzahl ist von der Entwicklung über Prototypen, Werkzeugbau oder Automatisierungsanlagen bis zur Serienreife rund um den Globus für seine Kunden wertvoll.

Pollmann International beschäftigt heute mehr als 1.700 Mitarbeiter und erzielte 2019 einen Umsatz von mehr als 181 Mio. Euro. (pj)

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