„Als heimische Agentur sichtbarer werden”
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MARKETING & MEDIA Redaktion 20.10.2023

„Als heimische Agentur sichtbarer werden”

Bernd Fliesser, Chief Creative Officer & Business Development Director bei Jandl Wien, im Interview.

••• Von Oliver Jonke und Sascha Harold

Siebenmal konnte der österreichische Werber Bernd Fliesser bereits über einen Goldenen Löwen in Cannes jubeln – so oft, wie nur wenige andere. Gelungen ist ihm das mit unterschiedlichen Agenturen und Kampagnen. Heute ist Fliesser Chief Creative Officer & Business Development Director bei Jandl Wien. Mit medianet hat er über vergangene Erfolge und ­aktuelle Projekte gesprochen.


medianet:
Zum Start des Gesprächs ein kurzer Rückblick – wie sieht Ihr Weg in die Werbung aus?
Bernd Fliesser: Ich bin gebürtiger Grazer und habe dort die HTL Ortwein für Kunst und Design mit der Ausbildung Grafikdesign und Fotografie gemacht. Schon während meiner Schulzeit war mein Ziel immer, in die Werbung zu gehen. Ich habe damals auch schon für Agenturen gearbeitet und klassische Grafik-arbeiten gemacht.

Nach der Matura bin ich dann nach Wien gegangen und habe dort bei Ogilvy begonnen, war dann die nächsten zehn Jahre bei Palla, Koblinger & Partner und bin dann zu FCB Kobza, wo ich mit dem Rudi Kobza die Dialog­unit FCBi gegründet habe und kreativer Geschäftsführer für die gesamte FCB Gruppe war.

 

medianet: Zu dieser Zeit haben Sie auch Ihren ersten Cannes-Löwen gewonnen …
Fliesser: Genau, das war einerseits noch für Palla, Koblinger für die Aids Hilfe und dann schon für FCB/Kobza für Ärzte ohne Grenzen. Das war zu einer Zeit, als es nicht viele Cannes-Löwen für Österreich gegeben hat, also für mich war das mit zwei Löwen für zwei verschiedene Agenturen natürlich sehr schön.

medianet:
Wie ist es dann weitergegangen?
Fliesser: Wir sind mit der FCBi damals sehr stark gewachsen; das Ziel war, die FCB Agenturgruppe im Kreativranking zu pushen, junge Talente zu fördern und zu erkennen. Im Kreativranking haben wir es dann auf Platz eins geschafft und ein Jahr später dann auch wieder zwei Cannes-Löwen gewonnen, beide Male für Ärzte ohne Grenzen. Nachdem ich dann vier Jahre bei der FCB war, habe ich ein Angebot bekommen, als CCO (Chief Creative Officer) zu Wunderman nach Deutschland zu gehen, das habe ich dann angenommen.

medianet:
Was war in dieser Zeit eine besonders gelungene Kampagne?
Fliesser: Wir haben für Lufthansa zur Fußball WM 2006 eine Kampagne umgesetzt, wo wir auf die Flugzeuge im WM-Look einen Fußball auf die Nase der Flugzeuge lackiert haben. So haben wir den Menschen das Gefühl vermittelt, dass die Lufthansa offizieller Carrier der FIFA ist – obwohl das eigentlich die Emirates waren. Es war auch das erste Mal, dass die Lufthansa in ihre Corporate Identity eingegriffen und die Flugzeuge zu diesem Anlass verändert hat.

medianet:
Wie sind Sie dann später bei Jandl gelandet?
Fliesser: Nach vier Jahren in Deutschland bin ich aus familiären Gründen wieder nach Wien gegangen, zunächst wieder zu FCB, wo wir erneut zwei Löwen (einen in Gold sogar) gewinnen konnten. Von dort bin ich dann über Umwege zu Jandl nach Bratislava gekommen. Die Agentur kannte man damals in Österreich nicht, ich habe mich aber mit dem Eigentümer getroffen und hatte damals einen sehr positiven Eindruck. Das Umfeld ist sehr international, und von der Kreation her ist Jandl in der Slowakei die Nummer eins. Auch dort war der Wunsch, einen Cannes-Löwen zu gewinnen, und zwei Jahre später haben wir das dann auch geschafft und einen Film-Löwen gewonnen für Samsonite.

medianet:
Vor fünf Jahren wurde die Jandl-Niederlassung in Wien gegründet.
Fliesser: Genau, unser Ziel war immer, eine Dependance in Wien zu gründen. Das hat dann vor fünf Jahren als One-Man-Show begonnen, mittlerweile habe ich einen Pool an Freelancern in Österreich, kann aber auch sehr hochwertig und vergleichsweise günstig in der Slowakei produzieren lassen.

medianet:
Wie positioniert sich die Agentur?
Fliesser: Wir positionieren uns als die erste Twin-City-Agentur in Österreich – also im Ballungsraum Wien–Bratislava. Die Region ist ein wichtiges Wirtschaftszentrum in Mittel- und Osteuropa, vor allem mit starkem Fokus auf Branchen wie Technologie, Finanzen und Tourismus. Allein im Ballungsraum wohnen drei Millionen Menschen, das wollten wir durch die Dependance in Wien noch stärker ansprechen. Selbstverständlich betreuen wir auch Projekte im gesamten deutschsprachigen Raum.

medianet:
Welche Leistungen bieten Sie an?
Fliesser: Eine breite Palette – von der Konzeption bis hin zur Umsetzung von Werbekampagnen. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf innovativen und kreativen Lösungen, die unsere Kunden voranbringen und ihre Zielgruppen erreichen. Unsere Erfahrung in beiden Städten und unser tiefes Verständnis für die lokalen Märkte versetzt uns in die Lage, unseren Kunden Kampagnen zu liefern, die sowohl in Wien als auch in Bratislava funktio­nieren.

 

medianet: Welche Kunden betreuen Sie dabei?
Fliesser: Austrotherm oder den KSV betreuen wir seit fünf Jahren. Bei Austrotherm haben wir es geschafft, als einer der ersten in dieser Branche das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu positionieren. Dafür haben wir sehr früh begonnen, mit einem Klimaexperten, dem Andreas Jäger, zusammenzuarbeiten und ihn als Botschafter für Austrotherm engagiert, also als Stimme und Gesicht nach außen. Dazu haben wir den passenden Claim kreiert: ‚Gutes Klima. Gutes Leben'. Beim KSV haben wir aktuell eine Kooperation mit der Tageszeitung Die Presse für das Bonitätslabel laufen. Damit ist es Kunden seit Kurzem möglich, über einen QR-Code die Bonitätsinformation anzeigen zu lassen.

medianet:
Was sind die Ziele fürs kommende Jahr?
Fliesser: Wir möchten gern wachsen und als österreichische Agentur mehr Sichtbarkeit bekommen. Jandl Bratislava ist unter anderem auf TikTok und auf Social Media generell sehr aktiv, das wollen wir auch für Jandl Wien umsetzen.

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