Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
FIKTIONEN. „Künstliche Intelligenz schlägt menschliche Dummheit”, wird Bildungsexperte Andreas Salcher in einer Aussendung der Wirtschaftskammern Niederösterreich und Burgenland zitiert. Es ging, um den Kontext herzustellen, um „Bildung für Führungskräfte der Zukunft”. Aber auch außerhalb des bildungspolitischen Biotops ist die Aussage hochspannend.
Seit Stanley Kubricks Space Odyssey (1968) mit der psychisch beeinträchtigten KI „HAL” den Geist aus der Flasche entlassen hat, beschleicht Experten wie Laien ein unangenehmes Gefühl bei der Vorstellung, gewisse Lebensbereiche in die Silikon-„Hände” artifizieller Intelligenzen zu legen. Zurecht, meinte Astrophysiker Stephen Hawking: Das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz könnte das „schlimmste Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation” sein, wenn die Gesellschaft keinen Weg finde, ihre Entwicklung zu kontrollieren.
Das „schlimmste Ereignis” ist auch mit viel Vorstellungskraft nicht abschätzbar. Andererseits ist die Menschheit tatsächlich mit viel Dummheit gesegnet. Wer beobachtet, wie seit einigen Jahren in entwickelten Nationen die Lust auf Parteien des kreischenden Mobs wächst – wie im Iran um Frauenrechte gekämpft und sie gleichzeitig in den USA beschnitten werden, der stellt sich Fragen … Denn wer sich starke Männer wünscht, bekommt irgendwann eine Diktatur. Diese „Regierungsform” wieder loszuwerden, indem man die Freude an demokratischen Wahlen wiederentdeckt, ist, so lehrt die Erfahrung, keine haltbare Option.
Daraus ergibt sich, dass Salcher doch recht haben könnte. Einwand: Betrachtet man die aktuellen Führungsfiguren im virtuellen Raum wie auch im realen und digitalen, milliardenschweren Business, wie Mark Zuckerberg, wie Elon Musk, dann tauscht man den Teufel eventuell gegen den Beelzebub, den „Herrn der Fliegen”. „Lord of the Flies” bezeichnete Twitter-Chef Musk als sein Lieblingsbuch. Tja, und fertig wäre die nächste Verschwörungstheorie.