Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
GÜLDEN. Wien ist Seriensieger im Ranking der lebenswertesten Städte. Mag sein. Aber wissen Sie, dass Österreich (mit Portugal) auf Platz 1 des Global Residence Programs Index (GRPI) steht, einem Benchmarking der weltweit bedeutendsten Investitionsmigrationsprogramme? Bewertet werden dabei „Verfahren zur Erteilung der Staatsbürgerschaft für außergewöhnliche Leistungen durch Direktinvestitionen”? Klingt seltsam? Ist es auch.
Die Nachfrage nach RCBI-Programmen (Residence/Citizenship-by-Investment, Anm.) befinde sich „auf einem Allzeithoch”, hieß es kürzlich seitens Henley & Partners, einer internationalen Beratungsfirma für Wohnsitz- und Staatsbürgerschaftsfragen, dem Herausgeber des CBI-Reports. „Zu diesen Vorteilen zählt beispielsweise die Möglichkeit, Familien in Krisenzeiten oder in Phasen globaler Volatilität alternative Umzugsoptionen zu bieten.” Reizvoll in dystopischen Zeiten …
Am Donnerstag wurde ein weiterer Report publiziert, diesmal von einem Magazin der Financial Times: „A Guide to Global Citizenship: The 2021 CBI Index.” Gewinner ist St. Kitts und Nevis, ein Inselstaat auf den Kleinen Antillen; Österreich liegt auf Platz 12. Die CBI-Industrie boomt, ist aber der EU ein Dorn im Auge. Die Vergabe „goldener Pässe” durch eine „im Voraus festgelegte Zahlung oder Investition” sei nicht mit den Bestimmungen des EU-Vertrags vereinbar. Zypern hatte sich damit nach der Wirtschaftskrise 2013 eine goldene Nase verdient. Österreich geriet wegen der Vergabe von Staatsbürgerschaften an Prominente kurz ins Visier der EU-Behörden. „Bloße Geldflüsse sind nicht ausreichend”, heißt es dazu im Staatsbürgerschaftskriterienkatalog des Innenministeriums.
Wenn Sie migrationswillig sind und auf der sicheren Seite sein wollen, sollten Sie die Karibik übrigens eher meiden. Dort steigt der Meeresspiegel. Sieger im „Global Adaptation Index 2021”, er definiert die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen der Klimaerwärmung, ist Norwegen. Aber das ist eine andere Geschichte.