Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
GELDSEGEN. Das große Ö3-Christmas-Shopping läuft im Radio, die Punschstände sind überlaufen, die Weihnachtsurlaubspläne geschmiedet. Und demnächst ist mehr Geld am Gehaltskonto: 7,3 Prozent für die Metaller und die Beschäftigten im Handel, 10,3 Prozent in der Security-Branche, 7,5 Prozent bei den Wiener Lokalbahnen. Fußballer, Brauer, Bahnbedienstete, Reinigungs- und Telekombranche pokern noch … Die Inflation ist im Oktober auf 11,5 Prozent gestiegen, und da schneidet Österreich noch gut ab: 22,5 Prozent sind es in Estland, 85 Prozent in der Türkei. Wessen Einkommen in den vergangenen zehn Jahren nicht gestiegen ist, der verzeichnet hierzulande inzwischen einen Kaufkraftverlust von 20 Prozent.
Dass die Lage ernst ist, kann man am ehesten daran ablesen, dass im politischen Spektrum irritierende Einigung herrscht: Wifo-Experte Benjamin Bittschi sieht in der gestrigen Einigung im Handel einen „vergleichsweise guten Abschluss”. Martin Thür brachte in der „ZIB 2” am Dienstagabend mit den beiden Gästen Barbara Blaha vom ökosozialen Momentum Institut und Hanno Lorenz von der arbeitgebernahen Agenda Austria erst gar keine Diskussion zustande. Solch Einigkeit ist sogar in der Vorweihnachtszeit selten.
Bevor die Inflation zurückgeht, dürfte sie noch bis in den Frühling hinein zweistellig bleiben – unter anderem, weil sich die Anzeichen mehren, dass die hohen Lohnabschlüsse eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, warnen die Ökonomen der Bank Austria. In der Chefetage der EZB, die im Juli im Kampf wider die Inflation die Zinswende angestoßen hatte, ist man hinsichtlich der weiteren Dynamik uneins. Mit 10,6 Prozent Inflation im Euro-Raum ist sie fünfmal so hoch wie das von den Währungshütern angesteuerte und verpasste Ziel.
Bei einem runden Tisch im Landwirtschaftsministerium zur Blackout-Prävention wurde jedenfalls die Vorgangsweise bei der Lebensmittelversorgung festgelegt – falls es demnächst glei dumper wird. Insofern: Friede auf Erden.