Ernste Lage, aber nicht hoffnungslos
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Massive Geschäftsausfälle stellen die Event­agenturen vor große Herausforderungen.
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.03.2020

Ernste Lage, aber nicht hoffnungslos

Eventagenturen sind zwar im Krisenmodus, aber bisher noch durchaus optimistisch.

••• Von Britta Biron

WIEN. Wann kehrt wieder Normalität ein? Wann öffnen Geschäfte und Restaurants, wann können wieder Events stattfinden? Zwar hat die Bundesregirung für heute, 27. März, eine Evaluierung der Einschränkungen angekündigt, konkrete Angaben, wann welche Wirtschaftsbereiche wieder hochgefahren werden können, darf man aber noch nicht erwarten. Es ist aber wahrscheinlich, dass der Shut-Down in der Eventszene länger als in anderen Sektoren dauern wird.

„Es wird bei uns nicht so sein wie z.B. in der Gastronomie: Man sperrt wieder auf und schon sind Gäste da”, meint Stephanie Fuchs-Groszmann, Geschäftsführerin von Fuchs Communication. „Unsere Kunden sind unsicher. Ab wann ist es legal möglich, welche Lieferanten werden dann noch am Markt sein und ist es moralisch okay, zu feiern, sind Fragen, die man sich stellt. Dazu kommt, dass Events lange Vorlaufzeiten haben. Wir rechnen nicht mit namhaften Umsätzen vor dem Herbst.”
Elisabeth Wimmer, Inhaberin von Soulful Communications & Events, gibt zu bedenken, dass die Auswirkungen für die Branche auch stark davon abhängen, welche verschobenen Veranstaltungen tatsächlich im Herbst nachgeholt werden können, welche komplett ausfallen und wann die Menschen Events mit engen, sozialen Kontakten für ungefährlich halten.
ueberall scene-Chefin Viktoria Schmied sieht einen wichtigen Faktor auch darin, „ob die Leute dann im Herbst tatsächlich auf viel mehr Events gehen oder sich bewusst für einige wenige entscheiden”.
Für Kesch-Chef Thomas Kenyeri spielt auch die Event-Art eine Rolle: „Ich glaube, dass wir im klassischen Eventbusiness sehr viele Verschiebungen, aber auch Absagen haben werden. Im Promotionbereich werden vermutlich weniger Projekte ausfallen, da Produktlaunches eben verschoben nur werden.”



Wichtige Staatshilfen …

Martin Brezovich, Vorstandsvorsitzender und Sprecher des Event Marketing Board Austria, ist zwar auch überzeugt, dass die Branche länger als andere brauchen wird, um wieder Fahrt aufzunehmen, allerdings sieht er auch einen Silberstreif am Horizont, „da die Menschen nach so langer Zeit der Isolation ein großes Bedürfnis nach einem echten Zusammenkommen und Austausch haben werden”.

Die Maßnahmenpakete, die die Bundesregierung geschnürt hat, um die wirtschaftlichen Schäden zu minimieren, sieht man durchwegs positiv. Vor allem das neue Kurzarbeitsmodell sieht Brezovich als sinnvolles Instrument gegen die Arbeitslosigkeit zahlreicher qualifizierte Mitarbeiter.
Dem stimmt auch Marcus Wild von Ideal Live Marketing zu: „Ich habe mich bei aktuell 98 Prozent Ausfall bis August bewusst für Kurzarbeit und gegen Entlassungen entschieden.Eine Entscheidung für mein Team, die erst durch die Maßnahmen der Regierung ermöglicht wurde.”

… noch mit Unsicherheiten

Als berufstätige Mutter von drei kleinen Kindern hat Wimmer bisher noch die Zeit gefehlt, sich im Detail mit möglichen Zuschüssen und Förderungen zu beschäftigen, „ich hoffe aber in jedem Fall, dass der Staat die über Monate hart betroffene Eventbranche ausreichend auffängt”.

Es gibt aber auch Kritik. So bemängelt Fuchs, „dass vieles nicht klar genug formuliert ist und man lange suchen muss, bis man die richtigen Informationen hat und weiß, wo man welche Unterstützung bekommen kann”.
Einig ist man sich, dass die Digitalisierung der Branche durch Corona zwar einen kräftigen Schub bekommen hat, dass aber die fortschrittlichste Technik kein echter Ersatz für das Life-Erlebnis sein könne. Insofern werde durch die derzeit notwendige Distanzierung die Bedeutung der direkten Interaktion besonders deutlich.

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