KI-Algorithmen, aber geschlechtergerecht
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MARKETING & MEDIA Redaktion 15.03.2024

KI-Algorithmen, aber geschlechtergerecht

Expertinnen warnen vor diskriminierenden Algorithmen und fordern eine stärkere Einbeziehung von Frauen in KI-Entwicklungen.

Jedes zweite KI-System hat einen „Genderbias”, kann also geschlechtsspezifische Diskriminierung und Vorurteile verstärken und perpetuieren. Das hat eine Studie bereits im Jahr 2022, also noch vor der Präsentation von ChatGPT, ergeben, wie Sabine Theresia Köszegi, Professorin für Arbeitswissenschaft und Organisation an der TU Wien, heute bei einer Veranstaltung im Parlament anlässlich des Internationalen Frauentags berichtete. Grund dafür ist nicht zuletzt die Dominanz der Männer im IT-Bereich.

Auch werde KI zunehmend dazu genutzt, um sexuelle Gewalt gegen Frauen, etwa durch KI-generierte Deep Fakes, auszuüben. Laut Recherchen der Journalistin Ingrid Brodnig wurden einschlägige KI-generierte Bilder von Taylor Swift zum Teil mehr als 45 Mio. Mal aufgerufen, bevor das Posting von X (vormals Twitter) entfernt wurde.

KI als Diskriminierungsfalle?

Bietet KI aus feministischer Perspektive aber auch Chancen? Und wie kann man das Bewusstsein für Geschlechteraspekte in KI-Algorithmen schärfen und Diskriminierungen gezielt entgegenwirken? Auch darum ging es heute bei der Veranstaltung zum Thema „Frauen und KI – Diskriminierungsfalle oder feministischer Aufschwung”, zu der die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures ins Hohe Haus geladen hatte.

Künstliche Intelligenz werde die ganze Welt verändern; jetzt sei die Zeit, wo man mitbestimmen könne, wie KI die Welt verändere, zitierte Bures in diesem Zusammenhang Mira Murati, die Frau hinter ChatGPT.

Klischees & Rollenbilder

Füttere man Maschinen mit Klischees und Rollenbildern, würden Ungleichheiten reproduziert und nicht korrigiert, warnte Bures und nannte als negatives Beispiel den öffentlich heftig diskutierten AMS-Algorithmus, der Männern technikaffine Jobperspektiven vorgeschlagen habe, während Frauen in weibliche Berufe gelenkt worden seien. Vielleicht könne es durch KI aber auch gelingen, „ein goldenes Zeitalter der Gleichberechtigung” einzuläuten. Es brauche auf jeden Fall eine feministische Mitgestaltung dieser Technologie, ist die Zweite Nationalratspräsidentin überzeugt.

Das war auch der Tenor der Podiumsdiskussion, an der unter der Moderation der stellvertretenden APA-Chefredakteurin Katharina Schell die KI-Expertinnen und -Experten Barbara Herbst, Andreas Kraus und Carina Zehetmaier teilnahmen.

Wichtiger EU AI-Act

Andreas Kraus, Mitgründer von enableYou und feminist AI, warnte davor, dass stereotype Daten Ungleichheiten reproduzieren, und lobte den „AI Act” der EU als wichtigen Schritt zur Regulierung.

Er betonte die Bedeutung der Diversität bei der Entwicklung von KI und die Notwendigkeit, die Ziele der KI-Nutzung kritisch zu hinterfragen. Für ihn hat KI für die Gesellschaft als Ganzes erst dann einen Nutzen, wenn sie objektivere, diskriminierungsfreie Entscheidungen trifft.
Barbara Herbst, Geschäftsführerin und Gründerin von en.AI.ble, drängte auf eine Erhöhung des Frauenanteils in der Softwareentwicklung und forderte eine nationale Anstrengung zur Änderung von Algorithmen; sie betonte die Wichtigkeit von Regulierung, aber auch von direkten Veränderungen in den Algorithmen, um Diskriminierung zu bekämpfen.
Carina Zehetmaier, Gründerin des gemeinnützigen Vereins „Women in AI Österreich”, betonte in der Diskussion vor allem die Notwendigkeit von Diversität und Bewusstseinsbildung im Umgang mit KI. Sie forderte eine inklusivere Gestaltung von KI und betonte, dass die Technologie für alle zugänglich sein müsse.
Sabine Theresia Köszegi wies auf die digitale Ungleichheit hin und betonte die dringende Notwendigkeit, Geschlechter-ungleichheit in der Technologie anzugehen. Sie betonte die Rolle von Island als Vorbild für die Geschlechtergleichstellung und betonte, dass eine frühzeitige Intervention erforderlich sei, um den Teufelskreis der digitalen Ungleichheit zu durchbrechen.
Ingrid Brodnig, Journalistin und Autorin, unterstrich die Herausforderungen von Deep Fakes und appellierte an die Zivilgesellschaft, Beschwerdemöglichkeiten zu nutzen. Sie betonte die Bedeutung von Bewusstseinsbildung und die Notwendigkeit, feministische Werte in die Entwicklung von KI zu integrieren.
Brodnig forderte auch eine frühzeitige Intervention, um eine feministische Ausrichtung von KI zu erreichen und Ungleichheiten aufzuzeigen.
Moderatorin Katharina Schell äußerte die Hoffnung, dass in Zukunft keine Gesetze gegen Hass von KI erforderlich sein werden.
Im Anschluss an die Diskussion demonstrierte ein KI-generierter Roboter eine Tanzperformance von H.A.U.S.org, und es stand den Besuchern eine Fotobox mit KI-generierten Hintergründen zur Verfügung. (mab)

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