Kreative im Dialog mit der Politik
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Im Austausch Musikerin Anna Buchegger, Stefanie Geier (AKM), EU-Abgeordneter Hannes Heide und Gerhard Jagersberger (Bundeskanzleramt).
MARKETING & MEDIA Redaktion 14.02.2025

Kreative im Dialog mit der Politik

Vertreter der Kreativbranche und Politik diskutierten über Challenges durch KI, Streaming und Buyout-Verträge.

BRÜSSEL. Zahlreiche Künstler und Politiker trafen kürzlich auf Einladung der GESAC (Verband der europäischen Verwertungsgesellschaften) in Brüssel aufeinander, um gemeinsam mit Abgeordneten des EU-Parlaments und der Vizepräsidentin der EU-Kommission, Henna Virkkunen, in den Dialog zu treten. Die Themen: Künstliche Intelligenz, die Marktmacht von Streaming-Plattformen und die Auswirkungen von Buyout-Verträgen – allesamt drängende Herausforderungen für den Kreativsektor.

Die Sängerin und Songwriterin Anna Buchegger vertrat bei dem Treffen die österreichische Verwertungsgesellschaft AKM. Im Gespräch mit dem österreichischen Abgeordneten Hannes Heide thematisierte sie die negativen Folgen von KI und Streaming-Plattformen für Musikschaffende. Gerade der europäische Kreativsektor sei eine der wettbewerbsfähigsten weltweit und werde dennoch nicht überall gewürdigt. „In Europa und besonders in Österreich fehlt es an Bewusstsein für die enorme Bedeutung der Kultur- und Kreativbranche – sowohl als gesellschaftlicher Motor als auch als wirtschaftlicher Faktor”, betonte Heide.

Streaming im Rechtsvakuum

Musik-Streaming-Dienste sind ein zentraler Bestandteil der heutigen Medienlandschaft und beeinflussen durch ihre Empfehlungstools und Algorithmen maßgeblich, welche Musik konsumiert wird. Allerdings operieren diese Plattformen derzeit in einem rechtlichen Vakuum, ohne verbindliche Regeln zur Transparenz oder zur Förderung der Auffindbarkeit eines vielfältigen europäischen Repertoires, wie Buchegger betont. Die Musikerin, die mit ihrer Dialektmusik in die Folklore geht, ist davon direkt betroffen: „Mein Genre ist schwer kommerziell verwertbar. Dadurch bleibt meine Musik auf den Plattformen oft unsichtbar. Ich wünsche mir eine diversere Musikauswahl und mehr Chancen, in Playlists aufgenommen zu werden.”

Zudem sei eine Umverteilung notwendig, denn jüngsten Studien zufolge erhalten Urheber und Urheberinnen den geringsten Anteil an den Einnahmen der Streaming-Plattformen, obwohl sie das kreative Zentrum der Branche bilden. Europas Verwertungsgesellschaften fordern eine fairere Verteilung der Streaming-Einnahmen sowie eine stärkere Anerkennung der kreativen Leistung.
Ein weiteres zentrales Thema des Abends waren ausbeuterische Buyout-Verträge, bei denen Komponisten sämtliche Rechte eines Werkes für einen niedrigen Pauschalbetrag verkaufen würden. „Wenn eine Musikerin oder ein Musiker ein Werk schafft, es für einen einmaligen Betrag verkauft und damit alle Rechte abgeben muss – das gehört verboten!”, forderte Hannes Heide, Mitglied im Europäischen Ausschuss für Kultur und Bildung.

Klare KI-Regulierung nötig

Und auch innovative KI-Tools setzten Künstler unter Druck. „KI-Systeme nutzen kreative Werke als Input, um neue Inhalte zu generieren. Hier müssen die Rechte der Urheber gewahrt und eine angemessene Vergütung sichergestellt werden”, so Heide. Urheber und Verwertungsgesellschaften verlangen daher klare Regeln. David El Sayegh, Präsident der GESAC, etwa empfahl: „Die kollektive Lizenzierung ist der beste Weg, um ein breites Repertoire zugänglich zu machen, Rechtssicherheit zu gewährleisten, eine faire Vergütung zu ermöglichen und kulturelle Vielfalt zu erhalten.” (red)

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