Lösungen für die Post-Cookie-Ära

WIEN. Nach Wegfall der Third-Party-Cookies sind Unternehmen bei zielgerichteter Werbung auf First-Party-Daten angewiesen. Der Premiumvermarkter von Russmedia, austria.com/plus, setzt nun auf KI-gestützte Zielgruppensegmentierung mit Pinpoll. Karina Wundsam, Geschäftstellenleiterin und Prokuristin von austria.com/plus, über das innovative Modell und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.

medianet: Für den Ausbau seines Pools an First-Party-Daten implementiert austria.com/plus die innovative KI-Lösung des Anbieters Pinpoll. Wie genau funktioniert dieses Modell?
Karina Wundsam: Das Datenmodell von ‚Pinpoll Inspire' basiert auf einer umfangreichen Sammlung von Artikeln zu 289 für den deutschen Publishing-Bereich relevanten Themen. Durch das Training der KI (LSTM, GRU) mit knapp 300.000 Artikeln konnte eine beeindruckende Präzision von über 90 Prozent bei der Themenerkennung erreicht werden. Die Ausspielung der Polls erfolgt im userrelevanten Artikelumfeld. Die gesammelten Umfragedaten werden über die Anbindung an unsere eigene DMP (Datenmanagementplattform, Anm.) in aussagekräftige Zielgruppensegmente umgewandelt. Mithilfe einer anschließenden Lookalike-Modellierung können sogar größere Zielgruppen generiert werden, um die Reichweite innerhalb der erfassten Segmente weiter zu steigern.

medianet: Welche soziodemografische Daten bzw. Informationen lassen sich durch dieses Modell generieren?
Wundsam: Durch das Modell kann grundsätzlich jedes beliebige soziodemografische Segment erhoben werden, sofern genügend Antworten gesammelt werden können. Die Flexibilität der Pinpoll-Tools erlaubt es, spezifische Daten über Online-Umfragen, Quizze und Formulare zu erfassen. Nutzer können dabei beispielsweise nach Alter, Geschlecht, Einkommen und vielen anderen demografischen sowie interessensbasierten Merkmalen gefragt werden​. Diese Art der Datenerhebung ermöglicht es, sehr spezifische und auf die Zielgruppe zugeschnittene Daten zu sammeln. Solange die Umfragen eine ausreichende Teilnehmerzahl haben, um statistisch relevante Daten zu gewährleisten, kann praktisch jede gewünschte Information über die Zielgruppen generiert werden. Dies schließt sowohl breite Kategorien wie Alter und Geschlecht als auch spezifischere Interessen und Verhaltensmuster ein. Die erhobenen First-Party-Daten werden anschließend in unserer DMP zur weiteren Analyse und Segmentierung genutzt, um zielgerichtete Marketingstrategien zu entwickeln.

medianet: Seit wann ist das Modell im Einsatz und wie sind die bisherigen Erfahrungen?
Wundsam: Das Modell von Pinpoll ist bereits seit eineinhalb Jahren im Einsatz. In dieser Zeit haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, insbesondere in der Nutzung der Umfragedaten für das Mapping der Zielgruppen. Diese Daten werden nicht isoliert betrachtet, sondern fließen zusammen mit weiteren Informationen wie dem Leseverhalten der User in die Datenanalyse ein. Diese umfassende Datensammlung ermöglicht eine präzisere Erstellung und Segmentierung der Zielgruppen. Die Kombination verschiedener Datenquellen führt zu einem tieferen Verständnis der Zielgruppen, was wiederum die Effizienz von Marketingkampagnen steigert. Je umfangreicher und detaillierter die Datenbasis ist, desto genauer können die Zielgruppen definiert und angesprochen werden. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass eine reichhaltige und vielschichtige Datenerfassung und -analyse wesentlich zur Optimierung von Marketingstrategien beiträgt und Third-Party-Daten überlegen sind.

medianet: Welche Vorteile erhoffen Sie sich als Premiumvermarkter im Vergleich zum Mitbewarb bzw. welche Vorteile haben Ihre Kunden davon?
Wundsam: Einer der größten Vorteile liegt in der Fähigkeit, durch präzise datengesteuerte Erkenntnisse unsere Werbeangebote und Inhalte exakt auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Zielgruppen abzustimmen. Dies führt nicht nur zu effektiveren Marketingkampagnen, sondern auch zu einer höheren Nutzerbindung und -zufriedenheit, da die Inhalte relevanter und ansprechender gestaltet werden können. Für unsere Kunden resultiert dies in einer gesteigerten Effizienz der Werbeausgaben. Durch genaues Targeting werden Streuverluste minimiert, und die Werbebotschaften erreichen genau die Nutzer, die am wahrscheinlichsten darauf ansprechen. Das erhöht die Konversionsraten und optimiert die Return-on-Investment (ROI) der Kampagnen. Zudem bietet das Modell durch seine GDPR (DSGVO, Anm.)-Konformität eine datenschutzfreundliche Lösung, was gerade in der heutigen datenschutzbewussten Gesellschaft einen entscheidenden Vorteil darstellt. Unser Ziel als Vermarkter von regionalen Nachrichtenmedien in Österreich ist, die Marktstellung zu stärken, indem wir innovative, datengetriebene Lösungen anbieten, die sowohl effizient als auch datenschutzkonform sind. Dies verschafft uns einen klaren Vorteil gegenüber Mitbewerbern, die möglicherweise noch auf weniger zielgerichtete oder datenschutzrechtlich problematischere Methoden setzen. (red)