Leitartikel ••• Von Dinko Fejzuli
KUCKUCKSKINDER. Kürzlich erregte Innenminister Kickl auf seinem Facebook-Profil die heimische Journalistenbranche mit der vermeintlich unbedachten Bemerkung, wer wissen wolle, wie eine Abschiebung von abgelehnten Asylwerbern vonstatten gehe, solle sich den Bericht des „Journalisten” Reinhard Leprich auf der BMI-Seite durchlesen.
Herr Leprich ist Beamter im BMI und damit weisungsgebunden gegenüber dem Minister und selbstverständlich kein Journalist. Armin Wolf trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er via Twitter meint: „Journalisten sind die, die über Ministerien berichten, nicht für Ministerien. Das sind PR-Leute. Sollte man nicht verwechseln.”
Das weiß unser Innenminister natürlich, und seine Wortwahl ist nicht zufällig, sondern absichtlich – quasi nach dem Motto: Hier bei uns die wahren Journalisten und da drüben die mit Schaum vor dem Mund gegen uns schreibende Lügenpresse.
Und dann klingt ein „Artikel” eines weisungsgebundenen, pragmatisierten „Journalisten” über eine Zwangsabschiebung via Flugzeug nach Moldawien gleich gar nicht mehr verdrießlich, sondern eher wie die Eröffnungsszene eines Rosamunde Pilcher-Schmachtfetzens an der Steilküste von Cornwall und das geht dann so: „Das Mädchen trägt einen Hörapparat, hat Bewegungsstörungen. Dennoch ist es quicklebendig. Die Polizistin lacht, tätschelt über den sich ständig bewegenden Lockenkopf. Auch ich lächle. Ich hätte keine schönere Szene für den Anfang meiner Erzählung finden können, es sei denn, ich hätte eine erfunden.”
Da bekommt man beim Lesen gleich richtig Lust, auch selbst in ein so exotisches Land wie Afghanistan oder Moldawien abgeschoben zu werden, um endlich neue Kulturen kennenzulernen.
Dass mit dieser bewussten Provokation übrigens, Beamte als Journalisten zu titulieren, gesellschaftliche Grenzen nicht nur ausgetestet, sondern bewusst verschoben werden, weiß unser Innenminister natürlich.