Was Schriften alles können
© Johannes Raimann
Typedesign Schriftgestalter zeigen „work in progress” bis 26. Mai 2017 im designforum/MQ.
MARKETING & MEDIA PAUL CHRISTIAN JEZEK 21.04.2017

Was Schriften alles können

Seit etwa zwei Jahrzehnten verfügt Österreich über eine Schriftenszene, die auch international mithalten kann.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Seit etwas mehr als einer Woche zeigt die Werkschau „Subtext: Typedesign” im design­forum/MQ Arbeiten von Austro-Schriftgestaltern – z.B. von Schriftlabor, das sogar vorüber­gehend sein Büro dorthin verlegt hat.

Die von der typographischen gesellschaft austria (tga) konzipierte Werkschau über Schriften von in Österreich lebenden Designern, die das Schrift-Bild der vergangenen 20 Jahre geprägt haben, läuft noch bis zum 26.5.
„Wir wollen nicht nur einem Fachpublikum, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit zeigen, was Schrift alles kann, und vor allem, was die österreichischen Schriftgestalter alles können”, erklärt tga-Mitbegründer Martin Tiefenthaler. „Schrift ist in Zeiten der visuellen Kommunikation überall – dennoch wird sie kaum beachtet”, moniert ­Tiefenthaler. „Je besser aber mit Schrift umgegangen wird, desto besser gelingt Kommunikation.”

New Business mit Schriften

Ein zweites wichtiges Motiv für die Ausstellung ist das wirtschaftliche Potenzial, das der Schriftgestaltung innewohnt – für beide Seiten, Auftraggeber und -nehmer. Man wolle Firmen dazu inspirieren, „Custom Type” bzw. „Corporate Type” zu nutzen, also selbst ge­staltete Firmenschriften. Tiefenthaler: „Eine eigene Hausschrift ist kom­merziell wie visuell identitätsstiftend und bringt sehr viele Marketingvorteile.”

Digitale Schriftgestaltung liefere zudem einen wesentlichen Baustein der modernen Medienarchitektur. Es gibt bereits drei etablierte Schriftfirmen in Österreich, die Corporate Type anbieten: Schriftlabor (schriftlabor.at), Typejockeys (typejockeys.at) und Facetype (facetype.org).
Einer, der die heimische Schriftszene stark gefördert und beeinflusst hat und weiterhin prägt, ist Rainer Scheichelbauer. Mit seinem Schriftlabor-Kompagnon Georg Seifert vertreibt er als zweites Standbein „Glyphs”, eine Software für die Schrift­erstellung. Im Rahmen der Ausstellung kann man vom 5. bis zum 7.5. an einem Schriftlabor-Workshop teilnehmen.

Von OpenType bis Crowdfont

Zu den Vortragenden während der Ausstellung (täglich um 19 Uhr) zählen neben Scheichelbauer und Lisa Schultz vom Schriftlabor (Thema: „Helvetica no more: Zeit für neue Schriften”) Elias Hanzer, Ekke Wolf, Diana Ovezea, Mika Mischler und Nik Thoenen, Maximilian Mauracher (er stellt die erste demokratisch gewählte Schrift, „Crowdfont”, vor), Stefan Ellmer und Johannes Lang, Titus Nemeth (international als Gestalter von arabischer Schrift bekannt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet), Michael Hochleitner, Clemens Theobert Schedler, Bernhard Denscher und schließlich Martin Tiefenthaler selbst, der u.a. über die Entwicklung von mengentexttauglichen Schriften spricht und auf das Spannungsfeld Hierarchie, Religion, Körper und Körperlichkeit eingeht.

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