Branchen-Sorgen
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Traditionell ist die heimische Automobilindustrie stark von der Entwicklung bei den deutschen Herstellern abhängig.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 17.04.2020

Branchen-Sorgen

Die heimischen Zulieferer sichern Zehntausende Arbeitsplätze, stehen aber nun mehr denn je vor einer ungewissen Zukunft.

WIEN. Die rot-weiß-rote Automobilindustrie steht am Beginn einer neuen Ära: Eigentlich wären Zukunftsthemen wie Elektromobilität, Digitalisierung, Vernetzung, autonomes Fahren, CO2-Emissionen oder Mobilitätsgeschäftsmodelle schon Herausforderungen genug. Dazu noch die weltweit spürbaren Auswirkungen des Brexit und der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Nun müssen sich die international stark vernetzten heimischen Betriebe aber vor allem mit der globalen Corona­krise beschäftigen und nicht wenige drohen daran zu scheitern.

Deutliche Verkaufsrückgänge

Branchenexperte Ferdinand Duden­höffer rechnete in einer ersten Prognose bereits Ende März mit einem deutlich rückläufigen Autogeschäft. Der Wirtschaftsforscher erwartet für dieses Jahr einen Verkaufsrückgang von 20% in China, 25% in Frankreich und den USA, 30% in Italien und 15% im für die heimischen Betriebe besonders wichtigen Deutschland. Die im vergangenen Jahr bereits von 5,1 Mio. auf 4,7 Mio. Fahrzeuge gesunkene Produktion in unserem Nachbarland dürfte infolgedessen auf 3,4 Mio. bis 3,8 Mio. Pkw einbrechen – mit gravierenden Folgen für die österreichischen Zulieferer und die heimische Wirtschaft.

Großer Wirtschaftsfaktor

Die Fakten zur Branche zeigen, wie stark die österreichische Industrie mit dem automotiven Sektor verbunden ist. An die 900 Betriebe sind laut einer Untersuchung der ARGE Automotive Zulieferindustrie und des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zur Gänze oder teilweise in der automotiven Zulieferindustrie tätig. Sie erwirtschafteten 2018 einen Produktionswert von 24,4 Mrd. € (plus sechs Prozent gegenüber 2017) und lösten gesamtwirtschaftliche Effekte von 42,6 Mrd. € aus. Mehr als 80.000 Jobs sind direkt und rund 210.000 Arbeitsplätze indirekt von der Branche abhängig.

Negative Auswirkungen

Die Coronakrise erwischt die heimischen Betriebe zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Zwar war die Produktionsleistung zumindest in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres noch zufriedenstellend, die Auftragseingänge gingen allerdings schon damals merkbar zurück, die global sinkenden Pkw-Nachfrage schlug auf die heimischen Betriebe durch.

Der aktuelle Wifo-Konjunkturtest für die Branche vom März bestätigt diesen Trend. Die Auftragsbestände waren von der zurückgehenden Nachfrage aus China negativ beeinflusst, die Produktion entwickelte sich weiterhin negativ. Und die damals noch ausgewiesene leicht positive bis neutrale Erwartung der Manager dürfte mittlerweile auch ins Negative gedreht haben. (red)

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