Mein automobiler bester Freund
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Natürlich ist der Prius+ kein Fahrdynamiker oder Designwunder, aber ein solides und umweltfreundliches Familienauto ab 32.280 €.
MOBILITY BUSINESS 09.10.2015

Mein automobiler bester Freund

Er ist der unauffällige Kumpel, der immer für dich da ist, ge­nügsam im Unterhalt und solide wie eine Lebensfreundschaft. Der Prius+ spiegelt die Kernwerte von Toyota wider.

••• Von Gregor Josel

WIEN. Spricht man mit eingefleischten Benzinfreunden, schneidet der Prius von Toyota, oberflächlich betrachtet, ja nicht besonders ab. Fad sei er, die Fahrleistungen seien ein Scherz, und irgendein Killer-Feature für Stammtischgespräche fehlt ja auch. Schon, aber dafür hat er eben andere Qualitäten. Vermutlich welche, die Nicht-Autofreaks (von denen es nun mal mehr gibt) deutlich mehr schätzen. Er ist sehr solide und wirkt langlebig – für überbordenden Fahrspaß ist er aber halt nicht zu haben. Ein zeitgemäßes Design, geringe Spaltmaße und ausgewogene Formen bestimmen einen ersten, positiven Eindruck. Alles fließt im Strom des Luftkanals, alles in allem ein kompakter Minivan, der eben genau mit seiner Unauffälligkeit auffällt.

Viel Plus und ein kleiner Makel

Kommt man ihm mit dem Schlüssel im Hosensack näher, hört man ein dezentes Klicken, und die Türen sind dank schlüssellosem Funksystem entriegelt. Die Türen schwingen weit auf, sodass einem bequemen Zutritt nichts im Wege steht. Die Materialien im Innenraum machen einen soliden, wenn auch nicht allzu premiummäßigen Eindruck. Das kann Toyota eigentlich besser und stünde einem Fahrzeug in dieser Preisklasse durchaus zu. Sitzposition und Ergonomie sind vorbildlich, wenngleich auch das mittig gelegene Instrumentenbrett den Blick von der Straße lockt. Ausgleichend hat Toyota dem Testwagen ein Head-up-Display spendiert, und so ist man jederzeit über die aktuelle Fahrgeschwindigkeit im Bilde. Ein Blick auf die Infozentrale ist also meist nicht nötig. Sämtliche Bedienelemente sind gut und intuitiv erfassbar angeordnet. Beinahe alles ist da, wo man es vermutet, einzig die Schalter für die Sitzheizung und der USB-Port sind tief in der Mittelkonsole versteckt. Das Infotainmentsystem lässt sich ebenso selbstverständlich bedienen, als hätte man nie anderes gemacht. Mit drei sanften Berührungen auf die drucksensitiven Tasten und dem Display ist das Telefon via Bluetooth gekoppelt und die Musik strömt via Handy aus der ausgewogen klingenden Tonanlage. Direkt neben dem Lenkrad sitzt auf der Mittelkonsole der kleine Automatik-Wählhebel. Sobald „D” eingelegt ist, bewegt sich der Wagen lautlos dahin, da anfangs im reinen Strombetrieb gefahren wird.

Unauffälliger Antrieb

Das spart vor allem dort Treibstoff, wo es am meisten schmerzt: beim nervenzehrenden Stop-an-Go der leider alltäglich gewordenen Staus. Beim ständigen Anfahren und Bremsen wird jedes Mal eine Masse von rund 1.500 kg in Bewegung gesetzt, was den meisten Treibstoff kostet. Rollt der Wagen einmal, beschränkt sich der Benzinverbrauch auf ein Minimum, was einen Rekordverbrauch von 4,1 l zuließ. Das Teamwork aus 4-Zylinder Benziner (99 PS) und Elektromotor (Systemleistung: 136 PS) funktioniert absolut reibungslos – ist es ja schließlich auch schon die dritte Prius-­Generation von Toyota. Das Fahrwerk ist höchst komfortabel ausgelegt, was das alltägliche Kutschieren der Liebsten sehr angenehm gestaltet.

Nahezu langweilig könnte man das Fahren wiederum im Eco­modus empfinden; dann hätte man das Konzept des Wagens nicht verstanden, das besonders treibstoffarmes Fahren als Ziel definiert. Der Siebensitzer bietet auf den ersten beiden Sitzreihen dank der stattlichen Maße opulenten Raum, in der dritten Reihe wirds eng, wenn die Notsitze ausgeklappt werden – eher etwas für Kinder oder eben Notbetrieb, da sich dann auch der ansonsten großzügige Kofferraum auf schwache 130 l reduziert. Wer den zuverlässigen Begleiter durch die Höhen und Tiefen des (Familien-)lebens sucht, ist beim Prius+ vollkommen richtig.

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