Mobilitätswende wird ein teures Vergnügen
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 24.05.2019

Mobilitätswende wird ein teures Vergnügen

Studie: Die Abkehr von fossilen Antrieben bis 2050 wird alleine in Deutschland Hunderte Milliarden Euro kosten.

Seit Jahren ist die Rede davon, dass Elektrofahrzeuge, Wasserstoffautos und andere alternative Antriebe Diesel und Benziner von den Straßen verdrängen sollen. Bloß: Bislang ist es bei Ankündigungen geblieben, der Anteil alternativer Antriebe am heimischen Neuzulassungsmarkt lag in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres bei gerade einmal 6,7 Prozent und da sind Hybridfahrzeuge bereits miteingerechnet. Zwar ist damit zu rechnen, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren steigen wird, eine echte Mobilitätswende und vollständige Abkehr von fossilen Kraftstoffen ist aber trotzdem nur langfristig möglich und setzt große Anstrengungen sowie enormen Investitionsbedarf voraus, wie kürzlich zwei beim Wiener Motorensymposium gehaltene Vorträge unterstrichen.

Energiewende Voraussetzung

Laut Matthias Kratzsch, Geschäftsführer Technik der IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr), einem global tätigen Engineering-Unternehmen mit 7.000 Mitarbeitern und Sitz in Berlin, ist eine vollständige Mobilitätswende nur gemeinsam mit einer Energiewende vorstellbar. Dafür sei allerdings eine ganzheitliche Betrachtung über Sektorgrenzen hinweg, eine gemeinsame Anstrengung aller beteiligten Branchen und vor allem eine ausreichende Erzeugung regenerativer Energien notwendig.

Zudem müsste der Ausbau der entsprechenden Infrastrukturen und die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen möglichst kurzfristig angegangen werden, um keine Zeit zu verlieren, so Kratzsch.
Der Flottenmix, mit dem die Mobilität 2050 realisiert wird, dürfte sich demnach ab 2035 herauskristallisieren. Die wesentlichen Wettbewerber sind nach Ansicht der IAV Elektrofahrzeuge, Brennstoffzellenfahrzeuge und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, wobei Letztere im Sinne eines hohen Systemwirkungsgrads zumindest hybridisiert sein werden. Schon ab 2030 wird ein „Wettbewerb der Technologien” in der Gesellschaft eintreten, der sich an den Parametern Bezahlbarkeit, Verfügbarkeit, Handhabbarkeit, Nutzbarkeit (beispielsweise Einfahrtbeschränkungen) und Image festmacht, erwartet Kratzsch.

Enormer Finanzbedarf

Ein branchenübergreifender Expertenkreis der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV), einem weltweiten Innovationsnetzwerk von automotiven Unternehmen, Forschungsstellen und Fördergebern, stößt ins selbe Horn. Gemeinsam haben mehr als 40 Experten aus der Auto-, Mineral- und Zulieferindustrie sowie von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen unter der Leitung von Ulrich Kramer (Ford) in der Studie „Defossilisierung des Transportsektors” die potenziellen Kosten einer kompletten Mobilitätswende allein in Deutschland, abhängig vom gewählten Pfad, mit deutlich mehr als 1.000 Mrd. Euro beziffert.

Am kostengünstigsten wäre demnach eine Umstellung auf E-Methan mit einem prognostizierten Gesamtinvestitionsbedarf von zumindest 266 Mrd. Euro. Deutlich höhere Investitionen würde mit 1.442 Milliarden Euro ein Wasserstoff-Szenario verursachen, und das batterieelektrische Szenario würde mit 1.317 Milliarden Euro zu Buche schlagen. (red)

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