Stützpfeiler China
© APA/AFP/Hector Retmal
Unter dem Strich könnte der chinesische Automarkt heuer mit einem Minus von fünf bis acht Prozent abschließen.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 02.10.2020

Stützpfeiler China

Die Erholung am chinesischen Automarkt hält das globale Minus der deutschen Hersteller in überschauberen Grenzen.

PEKING. In der globalen Coronakrise ist die Erholung des chinesischen Automarkts ein Rettungsanker für die deutschen Autobauer. Zum Auftakt der internationalen Autoausstellung am Wochenende in Peking sagten Experten einen weiteren Zuwachs auf dem weltgrößten Automarkt bis Jahresende und auch im nächsten Jahr voraus. Während das Geschäft weltweit stark eingebrochen ist, wächst die Bedeutung Chinas damit noch.

Massen zum Messeauftakt

Eine Sprecherin des Volkswagen-Konzerns sah in der Erholung in China einen „Anker” im globalen Autogeschäft; Experten sprachen von einem „wesentlichen Stützpfeiler”, warnten aber auch vor allzu großer Abhängigkeit und politischer Erpressbarkeit.

Die „Auto China 2020” ist die erste große internationale Ausstellung der Branche seit mehr als einem halben Jahr. China hat das Coronavirus weitestgehend unter Kontrolle und zählt schon länger kaum noch lokale ­Infektionen. So konnte die im Frühjahr zunächst verschobene Ausstellung nachgeholt werden. Zum Auftakt drängten sich Besucher in den Hallen, obwohl die Veranstalter dazu aufforderten, einen Meter Abstand zu halten. Auch galt unverändert die Maskenpflicht.

Zuwächse im nächsten Jahr?

Anders als im globalen Autogeschäft sind die Aussichten für China rosig. „Ich rechne mit einem sehr guten Absatz in der zweiten Hälfte des Jahres”, sagte Cui Dongshu von Chinas Personenwagenvereinigung (CPCA). Nach dem Einbruch in der ersten Hälfte des Jahres werde sich der erwartete Rückgang für das Gesamtjahr auf ein Minus von nur noch fünf bis acht Prozent verkleinern. Trotz aller Unsicherheiten rechnet Dongshu 2021 wieder mit einem Zuwachs von acht Prozent.

„Ohne China wäre die deutsche Autoindustrie kaum wiederzuerkennen”, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research (CAR).
Mercedes habe im zweiten Quartal einen Rückgang weltweit von 20% erlitten, aber den Absatz in China um 22% gesteigert, so der Experte. Bei BMW habe es „noch krasser” ausgesehen: Einem weltweiten Einbruch von 25% habe im zweiten Quartal ein Zuwachs von 17% in China gegenübergestanden.

Abhängigkeit als Problem

Damit steigt der Anteil Chinas am globalen Geschäft. Bei Volkswagen sind es nach eigenen Angaben in den ersten acht Monaten 40% gewesen. Eine starke Abhängigkeit von einer Region sei immer ein Risiko, findet Dudenhöffer. „Die Frage ist aber, welches Risiko ist größer: Die Abhängigkeit von China oder in China zum Nischenanbieter zu werden?” (APA)

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