••• VonJürgen Zacharias
TOKIO. Derzeit scheint alles für Toyota zu laufen. Nachdem der japanische Hersteller im Jahresverlauf seine Spitzenposition in der Autobranche an Volkswagen verloren geben musste, konnte Toyota nun im Zuge von VWs Diesel-Debakel im zweiten Quartal – trotz eines Absatzrückgangs von knapp zwei Prozent – wieder am deutschen Rivalen vorbeiziehen und damit die Poleposition wohl auch auf längere Sicht einzementieren. Einen erneuten Überholversuch von Europas größtem Autobauer müssen die Japaner in den kommenden Monaten (VW musste einen Quartalsverlust von 3,5 Mrd. Euro hinnehmen) nicht befürchten, und da auch der US-Rivale General Motors auf Abstand blieb, können sich die Japaner voll und ganz auf Renditesteigerungen konzentrieren.
Rendite neuerlich gesteigert
Dass die Rechnung aufgeht, beweist das zweite Quartal, in dem der Autobauer trotz seines leichten Absatzminus seinen Umsatz um 8,4 Prozent auf 7,1 Billionen Yen (53,6 Mrd. Euro) steigern konnte. In Folge davon legte der Hersteller auch beim operativen Gewinn um 26 Prozent zu, unter dem Strich steht im zweiten Quartal ein Plus von 6,3 Mrd. Euro.
Die Entwicklung zeige, dass der Sparkurs greife, so das Toyota-Management – es bleibe mehr vom Umsatz in der Kasse.
Im zweiten Quartal steigerte Toyota im Kerngeschäft die operative Rendite auf 11 Prozent, vor Jahresfrist waren es noch 9,2 Prozent. Damit liegen die Japaner auf Höhe der deutschen Premium-Autobauer. Daimler hatte zuletzt in seiner Pkw-Sparte 10,4 Prozent erreicht. BMW erzielte im Autosegment vor Zinsen und Steuern 9,1 und die VW-Tochter Audi 8 Prozent. Volkswagen lag zuletzt bei mageren 2,8 Prozent.
Trotz dieses Erfolgs ist auch bei Toyota nicht alles eitel Wonne. Während der Absatz auf dem boomenden Markt in Nordamerika in etwa stagnierte, ging die Nachfrage in Asien und in Europa zurück. Auch für das laufende Geschäftsjahr 2015/16 rechnet das Management nun damit, weniger Autos zu verkaufen, als bisher erwartet.
Der Konzern sorgt sich vor allem wegen der schwierigen Wirtschaftslage in Schwellenländern. In den Industriestaaten floriere der Automarkt weiter, in Asien werde er aber wohl nicht so zulegen wie erhofft.
Zudem muss sich Toyota weiter mit Airbag-Problemen herumärgern. Nach Honda und Mazda zog daher nun auch Toyota die Reißleine und kehrte dem Zulieferer den Rücken. Man werde keine Gasgeneratoren für Airbags mehr von Takata verbauen, sagte Toyota-Präsident Akio Toyoda. Die Sicherheit der Verbraucher gehe über alles.
Neues Forschungsinstitut
Dieses Sicherheitsversprechen ist auch eine der treibenden Kräfte hinter dem neuen Toyota Research Institute (TRI), das im Jänner 2016 seinen Betrieb aufnehmen und vom amerikanischen Wissenschaftler und Ingenieur Gill Pratt geleitet wird. Die Anfangsinvestitionen in das Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz und Robotik betragen rund reine Mrd. USD (920 Mio. Euro) über die nächsten fünf Jahre. Ziel sei es, neben der Verbesserung der Sicherheit von Fahrzeugen, Autos auch unabhängig von den eigenen menschlichen Fähigkeiten nutzbar zu machen sowie alte Menschen mobiler zu machen.
Die Zentrale von TRI liegt in Palo Alto nahe der Stanford University in Kalifornien; eine zweite Einrichtung befindet sich nahe des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts. Geplant sind etwa 200 Mitarbeiter.