Wien. Der Vorgang an sich ist kein ungewöhnlicher und hat in den Jahren zuvor schon Kampagnen „erwischt”, die größer waren als jene, die heuer betroffen ist. Trotzdem hat das Herausnehmen einer Arbeit von Demner, Merlicek & Bergmann für die Roten Nasen durch den CCA-Vorstand nach dem Bekanntwerden des Vorfalls für gehörigen Wirbel in der Branche gesorgt.
Der Vorwurf: Bei der Arbeit handle es sich um einen „Doppelgänger”, denn, so der CCA: Die in insgesamt sieben Kategorien eingereichte Arbeit bzw. Kampagne, bei der es im Prinzip um das Spenden via TV-Fernbedienung gehe, sei nichts Neues und deshalb aus dem Bewerb zu nehmen.Bei der Agentur selbst sieht man die Sache anders. Von dort hieß es gegenüber medianet: „Der CCA wirft uns vor, dass wir die Verwendung des roten Buttons als Spendenmöglichkeit als unsere Innovation beanspruchen. Das haben wir jedoch nie behauptet. Wir haben in Zusammenarbeit mit A1 erstmalig die Möglichkeit geschaffen, Spenden direkt über TV-Werbung zu generieren –- und das absolut barrierefrei. Keiner der vom CCA vorgebrachten (als Beleg für den Doppelgänger, Anm.d.Red.) Zeitungsartikel kann das widerlegen. Somit sehen wir hier in der Gesamtheit der Arbeit keinen Doppelgänger. Auch nicht technologisch.”
Auffassungsunterschiede
Doch genau das sieht man beim CCA nicht so, denn immerhin habe die Agentur bei der Einreichung genau diesen Vorteil als innovative Idee angegeben und damit aus der Sicht des CCA falsche Angaben gemacht: Wörtlich heißt es dort seitens D,M&B: „Es wurde eine innovative Lösung entwickelt, mit der so einfach wie noch nie für die Roten Nasen gespendet werden kann: über den Digital-TV-anschluss. Mit einem Knopfdruck und ohne Medienbruch.”Aber genau diese Argumentation des CCA-Vorstands bringt wiederum die Kreativen bei D,M&B auf die Palme, denn der technologische Part spiele in der Arbeit nur eine untergeordnete Rolle, und so eine Kampagne – nämlich für die Roten Nasen via rotem Knopf spenden zu können – habe es noch nie in der Art gegeben, also könne es demzufolge auch keinen Doppelgänger geben.Auch wirft man dem CCA vor, die Argumentation im Laufe der Zeit verändert beziehungsweise angepasst zu haben, und selbst formal seitens des CCA-Statuts vorgegebene Fristen für einen etwaigen Einspruch für eine betroffene Arbeit nicht eingehalten zu haben. Diesen zweiten Vorwurf verneint man seitens des CCA-Vorstands. Eine Einspruchsfrist gäbe es, aber dies gelte für ordentliche CCA-Mitglieder, um überhaupt einen Einspruch einzureichen. Die Drei-Tage-Regel gelte nicht für die Reaktion des CCA-Vorstandes danach. Die Reaktion seitens der Agentur in der Causa selbst war heftig. Nicht nur, dass D,M&B-Mann Alistair Thompson sein CCA-Vorstandsmandat niederlegte, die Agentur zog sämtliche 73 eingereichten Arbeiten, die immerhin von den CCA-Jurys mit 22 Nominierungen und 18 Auszeichnungen bedacht wurden, zurück. Eine nicht unbeträchtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass es insgesamt 64 Nominierungen für alle Agenturen zur heurigen CCA-Gala gab.Womit neben dem planmäßigen Fehlen von Jung von Matt (die Agentur reicht seit einiger Zeit nur alle zwei Jahre ein und ist erst 2016 wieder dabei; JvM-Arbeiten sind hingegen, eingereicht durch Kunden, vertreten) die größte Agentur des Landes beim wichtigsten Kreativpreis des Landes nicht dabei sein wird.Beim CCA ist man ob der heftigen, auch öffentlichen, Reaktion der Agentur ratlos. Bei der Idee handle es sich eindeutig um einen Doppelgänger und man habe hier nicht anders entscheiden können. Dies sei auch „eindeutig aus dem Einreichungstext der Agentur” erkennbar. Den Komplettrückzug von D,M&B aus dem heurigen Wettbewerb bedaure man und hoffe, dass die Agentur 2016 wieder dabei sein wird (siehe Interview oben). www.creativclub.at