Wien Nord Serviceplan mit echten 360 Grad
© Wien Nord
Teambuilding Markus Mazuran, Edmund Hochleitner, Markus Noder, Eduard Böhler.
PRIMENEWS Redaktion 31.01.2020

Wien Nord Serviceplan mit echten 360 Grad

Wien Nord und Serviceplan fusionieren zu einer neuen, ­gemeinsamen Gruppe – wir baten die Führung zum Talk.

••• Von Dinko Fejzuli

Zwei der führenden Kommunikationsagenturen Österreichs gehen künftig gemeinsame Wege: Serviceplan Group Austria und Wien Nord schließen sich zusammen, wie beide Seiten am Mittwoch bekannt gaben. Die fusionierte Agenturgruppe wird von einer gemeinsamen Holding mit Gesellschaftern beider Agenturgruppen geführt. Die Leitung der Holding übernehmen Markus Noder, Geschäftsführer Serviceplan International, und die Wien Nord-Geschäftsführer Eduard Böhler, Edmund Hochleitner und Markus Mazuran. 51% der Anteile liegen bei Serviceplan, 49% bei den bisherigen Wien Nord-Gesellschaftern, zu denen auch Andreas Lierzer zählt.

medianet bat die neue Geschäftsführung zum Interview.


medianet:
Wien Nord und Serviceplan legen ihre gemeinsamen Holdings zusammen. Wie kam es dazu?
Markus Noder: Wir wollten ein für den österreichischen Markt einmaliges, integriertes Angebot schaffen – und das mit dem klaren Bekenntnis zur Inhaberführung. Bei Gesprächen hat sich schnell gezeigt, dass wir mit Wien Nord auf einer Wellenlänge sind und vor allem auch den gleichen Qualitätsanspruch haben.
Eduard Böhler: Auf der firmenrechtlichen Ebene ist es eine Fusion, auf der inhaltlichen Ebene wird es ein neues, größeres und stärkeres Haus der Kommunikation Österreich.

medianet:
51 Prozent der Partnerschaft liegen künftig beim deutschen Partner und bei Ihnen bleiben 49 Prozent, also eine Minderheit. Für Sie als bisherige Eigentümer der Wien Nord eine sicherlich auch emotional neue Situation.
Markus Mazuran: Das Anteilsverhältnisse ergeben sich ganz einfach aus den Bestandswerten. Wobei nicht überraschend ist, dass die international doch deutlich größere Gruppe die Mehrheit hält. Wichtig ist: Es ist kein Verkauf, sondern ein Zusammenschluss.

medianet:
Wird Wien Nord dadurch eine nicht mehr eigentümergeführte Agentur?
Mazuran: Ganz im Gegenteil. Serviceplan ist eine inhabergeführte Agenturgruppe, und wir auch. Die Österreich Holding führen wir gemeinsam mit Markus Noder, wobei wir durch die Nähe zum Markt natürlich stärker im operativen Geschäft sind, die Gruppe daher ganz spezifisch für dem österreichischen Markt gelenkt wird.
Böhler: Ihre Frage ist in Bezug auf unsere bisherige Genese durchaus berechtigt, aber hier tun sich tatsächlich zwei inhabergeführte Agenturgruppen zusammen. Das in vielen Ländern bewährte Serviceplan-Partnermodell lebt gerade von starken, lokal geführten Agenturen – also ein Gegenmodell zu fremdgesteuerten Netzwerk-Satelliten.

medianet:
Die Mehrheit liegt aber nicht mehr bei Wien Nord.
Böhler: Die Mehrheit in der Holding liegt nicht bei uns, Serviceplan hält allein schon aus Konsolidierungsgründen 51 Prozent, wir 49 Prozent.

medianet:
Inwiefern hat das Auswirkungen auf das Tagesgeschäft?
Böhler: Wie gesagt, unsere Partnerschaft ist auf Augenhöhe: Wir können auf inhabergeführter Basis eine breite Lösung für den Kunden anbieten, mit schlanken, schnellen Strukturen.

medianet: Warum war es für Sie notwendig, den Schritt anzudenken und sich einen entsprechenden Partner zu suchen? Welche Vorteile bringt die neue Konstellation allen Beteiligten?
Mazuran: Wir hatten schon bisher eine sehr zeitgemäße Agenturaufstellung. Es hat sich aber gezeigt, dass die neue Konstellation extrem interessant ist und viel Potenzial für Neues in sich birgt. In dem Umfeld, in dem Agenturen heute agieren, ist Vernetzung nicht nur wichtig, sondern entscheidend. Wir haben gesehen, dass durch den Zusammenschluss Entwicklungsschritte möglich werden, die uns alleine schwer gefallen wären. In Summe gesehen, können wir österreichischen Auftraggebern erstmals ein echtes, kanalübergreifendes Angebot bieten. Ein echtes Haus der Kommunikation.

medianet: Sehen Sie die Rückführung von Media unter ein gemeinsames Dach mit Kreation als ein Sinnbild für die Entwicklung in der werblichen Kommunikation?
Edmund Hochleitner: Ja. Die Veränderung zeigt sich auf der einen Seite dadurch, dass die digitale Kommunikation wieder zurückintegriert wird in die Kommunikationsagenturen. Auf der anderen Seite müssen heute datengetriebene Performance- und Mediaoptimierung in die kommunikative Gesamtplanung integriert werden. Mit externen Mediaagenturen und externen Datenexperten wird das ­schwierig.

medianet:
Sie vereinen jetzt Digital, Mediaplanung, Kreation und IT in einem Haus?
Noder: Wir können heute die Komplexität, die der Kunde in seiner Marketingabteilung hat, bei uns eins zu eins abbilden, und zwar über eine einzige Schnittstelle. Unter einem Dach. In einem Haus. Auftraggeber tun sich immer schwerer, verschiedene Disziplinen und Spezialdienstleister zu koordinieren. Wir können integrierte und stringente Kommunikationsstrategien aus einer Hand bieten. Also aus unserer Sicht die Agentur der Zukunft.

medianet: Bis jetzt haben Sie die Strategie verfolgt, parallel zum Agenturwachstum auch die Geschäftsleitung zu erweitern. Wird dieses Prinzip beibehalten?
Böhler: Das wollen wir beibehalten. Die Mitarbeiterbeteiligung war ein wichtiger Schritt und kommt uns jetzt in der neuen Konstellation zugute.

medianet: Wenn wir in die Zukunft blicken: Warum sollte ein Kunde, der bis jetzt nicht bei Wien Nord oder Serviceplan war, zu Ihnen kommen?
Mazuran: Es gibt bei uns jetzt alles aus einer Hand. Wir reduzieren die Komplexität auf Kundenseite. Auftraggeber stehen immer unter Kostendruck, und wir bieten eine Möglichkeit zur Ressourceneinsparung und Kostenoptimierung. Inhaltlich und qualitativ gibt es bei uns jetzt die Chancen, über alle Kanäle hinweg Marken zu führen, einen performanceoptimierten Kommunikationsauftritt zu fahren und über alle Kanäle auszuspielen. Für manche wird auch der internationale Kontext eine Rolle spielen. Mit 4.500 Mitarbeitern hat die Serviceplan-Gruppe weltweit ein Angebot für international agierende Kunden; das haben wir als inhabergeführte österreichische Agentur nicht gehabt und das ist eine Chance.

medianet:
Aber gerade dieses Argument der internationalen Anbindung, die man aber in Wahrheit für die eigenen lokalen Kunden gar nicht nutzen könne, war doch immer das Argument heimische Agenturen gegen die Netzwerk?
Noder: Ja, mit dem Systemdenken der Netzwerkagenturen ist es oft schwierig, eine für einen regionalen Markt konzipierte Kommunikation zu machen. Außerdem gibt es das Diktat der Shareholder, mit Gewinnoptimierung als oberster Maxime. Wir bieten hier ein lokales Gegenangebot mit maximaler Nähe zum Kunden, aber dem Vorteil, dass die internationale Kompetenz da ist, wenn der Kunde sie braucht.

medianet:
Wie sieht künftig die Zusammenarbeit mit Kunden aus, die zwar ihren Sitz in Deutschland haben, aber auch in Österreich werblich aktiv sind? Bekommen sie da automatisch den Etat?
Hochleitner: Es gibt keinen Automatismus, die Betreuung erfolgt dort, wo es für den Kunden am besten ist.

medianet:
Wie war der emotionale Prozess der Fusion? War es schwierig, die Agentur, die mit Ihnen gewachsen ist, in die Holding, an der Sie nicht mehr die Mehrheit halten, einzubringen?
Mazuran: Hätten wir kein gutes Gefühl gehabt, hätten wir es nicht gemacht. Mit Serviceplan stimmt die Chemie einfach.
Noder: Die Inhaberführung wird bei uns tatsächlich mit jeder Faser geatmet. Es ist ein personenbezogenes Modell, wo man Menschen Verantwortung übergibt, und an jedem Standort sind die maßgeblichen Personen ja auch an der Agentur beteiligt.

medianet:
Mit welcher Botschaft wurde die Fusion an die über 70 Mitarbeiter kommuniziert?
Böhler: Es bleibt persönlich, es bleibt menschlich, und mit der neuen Konstellation sichern wir auch die Zukunft für jeden ­Mitarbeiter in der Gruppe gut ab.

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