Baustelle zu, ­Baustelle auf …
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Weiterbauen! An Österreichs Baustellen ermöglicht seit einigen Tagen eine Sozialpartnereinigung das Unterschreiten des Mindestabstands zwischen Personen bei entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 03.04.2020

Baustelle zu, ­Baustelle auf …

Runterfahren? Wieder hochfahren? Mit Baumaterialien irgendwohin quer durch Österreich fahren?

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Am 18. März hatte die Strabag als größtes heimisches Bauunternehmen den geregelten Baubetrieb in Österreich eingestellt. Davon allein waren rund 1.000 (!) Baustellen betroffen.

Eine Evaluierung hätte laut Strabag-Chef Thomas Birtel ergeben, dass „bei einer Vielzahl an Baustellen ein 1-Meter-Abstand zwischen Mitarbeitenden im praktischen Baubetrieb nicht durchgängig gewährleistet und die Lieferkette von Materialien und Nachunternehmen nicht mehr sichergestellt werden kann”. Diese Baustellen wurden gesichert und für einen mehrwöchigen Stillstand vorbereitet.

Wieder hochgefahren

So lange dauerte es nicht: Schon ab 27. März nahm die Strabag die Baustellentätigkeit dank einer Sozialpartnereinigung über baubezogene Covid-19-Schutzmaßnahmen sukzessive wieder auf. Demzufolge kann nämlich der Mindestabstand bei notwendigen Arbeiten auf der Baustelle unterschritten werden, sofern Mund und Nase aller beteiligten Personen geschützt sind und Angehörige von Risikogruppen nicht für solche Arbeiten eingesetzt werden. Zu den weiteren Vereinbarungen gehören arbeitshygienische Maßnahmen wie regelmäßige Desinfektion der Einrichtungen auf der Baustelle und organisatorische Maßnahmen wie eine zeitliche Staffelung der Arbeiten.

„Wir werden für jede einzelne unserer über tausend Baustellen prüfen, ob und wie die Gesundheitsvorkehrungen eingehalten werden können”, geht Birtel davon aus, dass die Einrichtung der Schutzmaßnahmen innerhalb der kommenden Wochen „bei der überwiegenden Anzahl der Baustellen möglich sein wird”.
Dennoch werde mit der jeweiligen Auftraggeberseite individuell vereinbart, für welche Baustellen die Wiederaufnahme angesichts der durch die Grenzschließungen gestörten Lieferkette überhaupt sinnvoll ist. Bei jenen Mitarbeitenden, die noch nicht wieder oder derzeit nur in einem eingeschränkten Ausmaß eingesetzt werden können, kommt Kurzarbeit zum Tragen.

Weitere Beispiele

Die oberösterreichische Wimberger Gruppe hat ab 30. März ihren Baustellenbetrieb sukzessive wieder aufgenommen. „Wir möchten alles dafür tun, die Bauprojekte unserer Kunden voranzutreiben und möglichst im Zeitplan abzuschließen”, kommentiert Christian Wimberger.

Sichergestellt sind demnach der Baustellenbetrieb für die sechs WimbergerHaus-Standorte in Lasberg, Linz, Schörfling, St. Georgen, Traismauer und Ybbs, Wimberger Immobilien, Wimberger Zimmerei, Wimberger Fassade, Bayer Bau und Bayer BWI in Haag am Hausruck, Aust Bau in Großkrut und Hofa Service in Vorderweißenbach sowie für die unabhängigen Finanzierungsberater.
„Ich habe mit Vertretern verschiedener größerer Bauunternehmen Gespräche geführt und sie alle begrüßen es sehr, dass es keinen Stillstand auf den Baustellen geben muss”, verweist der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner auf Telefonate u.a. mit Karl Weidlinger von der Swietelsky AG und Karl Steinmayr von der Habau GmbH. Weitere Firmen wie die Rabmer Gruppe oder Domico wollen ebenfalls wieder weiterarbeiten.

Es bleibt ein Balanceakt

Man müsse sehen, wo es am „risikoärmsten” sei, die Wirtschaft wieder hochzufahren bzw. garnicht erst „herunterzufahren”, nennt Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer als Beispiel explizit die Bauwirtschaft.

Es sei schwer vorstellbar, den aktuellen Ausnahmezustand über den April hinaus zu verlängern, ansonsten werde es größere Probleme in der Bauwirtschaft (und in der Industrie ganz allgemein) geben. Am Ende gelte: ohne funktionierende Wirtschaft auch kein finanzierbares Gesundheitssystem.

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