Vergessene Daten
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Data sharing„Wichtig ist es, all diese Daten zentral administrieren zu können und die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu optimieren”, ist Advicum- und eMentalist-Experte Matthias Ortner überzeugt.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 04.11.2022

Vergessene Daten

Sinnstiftende Digitalisierung in der Immobilienbranche hat – sowohl für Betreiber als auch Nutzer – noch Luft nach oben.

WIEN. Nachhaltigkeit ist in der Immobilienbranche ohne digital verfügbare Daten kaum möglich, stellte eine aktuelle Studie der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) fest. „Doch es gilt nicht nur die ‚richtigen' Daten einer Immobilie zu erheben, sondern sie auch sinnvoll zu vernetzen, zentral verfügbar zu machen und für Betreiber und Nutzer der Immobilie sinnstiftend einzusetzen”, erklärt Matthias Ortner, Equity Partner der Unternehmensberatung Advicum Consulting und CEO des Artificial Intelligence-Unternehmens eMentalist GmbH.

Nach wie vor sei es bei zahlreichen Immobilien nicht möglich, messbare Nachhaltigkeits-Werte zu erfassen und zu verknüpfen, bedauert Ortner, der auch die Arbeitsgruppe der ÖGNI leitete: „Während ein neues Auto standardmäßig über mehr als 100 Sensoren verfügt, die alle nötigen Informationen erfassen, werden bei einem Gebäude trotz der rund sechs Mal längeren Nutzungsdauer selten die notwendigen Daten ermittelt, um Wartungen zu veranlassen und den Verbrauch zu optimieren.”
Digital erfasste Daten könnten jedoch nicht nur die Resilienz und Funktionstüchtigkeit einer Immobilie erhöhen, sondern auch zu deren Wertsteigerung beitragen und überdies den Nutzern im Alltag dienlich sein.

Digital von Anfang an

Um das vollständige Potenzial der Digitalisierung für Nachhaltigkeitsprozesse zu nutzen, müsse man lebenszyklusübergreifend agieren, argumentiert Ortner. Bereits in der Planung können mittels „digitalem Zwilling” Abläufe simuliert und Korrekturen veranlasst werden. Für die Bauphase stehen dann geometrische Daten für die industrielle Vorfertigung einzelner Bauelemente so zur Verfügung, dass sie von der Produktionsmaschine direkt lesbar sind.

In der Betriebsphase würde dann auf optimierte Gebäudedaten zurückgegriffen und die Effizienz der Bewirtschaftung permanent sichergestellt. Und auch im Falle einer Sanierung oder Umnutzung ließen sich beispielsweise Heizung, Beleuchtung oder Belüftung auf digitaler Basis wesentlich einfacher neuen Anforderungen anpassen.

Aus der ÖGNI-Studie

„Ob bei der Beschaffung der Baumaterialien, beim Einbau technischer Anlagen oder der IT-Vernetzung – eine digitale und systemoffene Herangehensweise ermöglicht nicht nur eine lückenlose und weiterverwendbare Dokumentation, sondern erlaubt in späteren Lebensabschnitten der Immobilie den zielgerichteten Zugriff auf physische und digitale Komponenten des Objekts”, heißt es in der ÖGNI-Studie. Beispiele hierfür sind einerseits Materialkataster, andererseits vernetzte Verbrauchszähler und Sensoren, die eine echtzeitnahe Steuerung der Gebäudetechnik erlauben und Verbrauchsdaten der Immobilie liefern. Effizient lassen sich solche Lösungen aber nur vom Start weg implementieren, ein Nachrüsten ist oft kostspielig oder gar nicht mehr möglich.

Daten richtig nutzen

Als wesentlichste Daten einer Immobilie wurden der CO2-Verbrauch, der kWh-Verbrauch, das Abfallaufkommen, die Umwelteinflüsse auf die Mieter und der Wasserverbrauch definiert. „Wichtig ist es, all diese Daten zentral administrieren zu können und die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu optimieren”, ist Advicum- und eMentalist-Experte Ortner überzeugt. Digitale Insellösungen seien daher nicht zielführend, eine Vernetzung sei zwingend notwendig.

Was Verbrauchseffizienz, wartungsarmen Betrieb und pflegeleichte Gestaltung anlangt: Sensoren an allen haustechnischen Anlagen könnten dem Endnutzer über Apps tagesaktuell einen Überblick über seine Verbrauchsdaten liefern. Womit sich der persönliche Energieverbrauch besser steuern und noch Geld sparen ließe. (hk)

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