Wohnungsreibach
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FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 29.10.2021

Wohnungsreibach

Ob das Geschäft mit Eigentumswohnungen auch ein solches ist, zeigt eine Analyse der letzten zehn Jahre.

WIEN. Wohnungen werden oft als lukratives Investment gesehen, die gekauft und einige Zeit später wieder weiterverkauft werden. Wie häufig das tatsächlich passiert, haben die Grundbuchexperten der Immounited GmbH analysiert. Im Zuge dessen wurden Wohnungstransaktionen in den österreichischen Landeshauptstädten im Zeitraum 2011 bis 2020 untersucht.

Dabei wurden knapp 6.060 Objekte identifiziert, die im Analysezeitraum initial gekauft und mindestens ein Mal eindeutig weiterverkauft wurden. Das sind insgesamt 2,8% aller Wohnungstransaktionen in diesem Zeitabschnitt. In knapp 250 Fällen wurden sogar zwei oder mehr Wiederverkäufe festgestellt. Damit eine Transaktion als Wiederverkauf gezählt wurde, mussten die jeweiligen Kaufverträge eindeutig übereinstimmen, also Adresse, Katastralgemeinde, Hausnummer, Stiege sowie Topnummer ident mit dem Initialkauf sein.

Die meisten Wiederverkäufe

Beim überwiegenden Großteil – rund 63% – aller eindeutigen Wiederverkäufe handelte es sich um Wohnungstransaktionen in der Bundeshauptstadt Wien, so die Analyse. Auf Platz 2 folgte Graz mit 18%. Jeweils rund fünf Prozent der gesamten Wiederverkäufe gab es in Salzburg und Innsbruck. In Linz waren es knapp vier Prozent. Nur rund zwei Prozent entfielen auf Bregenz und Klagenfurt.

In St. Pölten und Eisenstadt gab es lediglich Einzelfälle von weiterverkauften Wohnungen, wodurch keine validen Kennzahlen ausgewertet werden konnten, weswegen diese beiden Landeshauptstädte auch nicht in der Tabelle zu finden sind. Im Österreichschnitt wurden die untersuchten Wohnungen etwas mehr als 1,6 Jahre behalten, bevor sie zum ersten Mal weiterverkauft wurden. Hier gibt es allerdings regionale Unterschiede. In Bregenz, Klagenfurt und Linz wurden Wohnungen durchschnittlich rund zwei Jahre gehalten. In Innsbruck waren es hingegen „nur” knapp 1,4 Jahre Haltedauer. Salzburg, Wien und Graz bewegten sich ungefähr im landesweiten Schnitt.

Nettopreis stieg deutlich an

Der Preisentwicklung wollen die Experten der Immounited eines vorweggeschicken: Über den Zustand der Wohnung zum jeweiligen Kaufdatum könne freilich keine Aussage gemacht werden. Beim Wiederverkauf einer Wohnung stieg der Netto-Verkaufspreis über die Jahre im Schnitt um fast 38% an – das sind rund 23% pro Jahr.

Die wiederverkauften Wohnungen kamen beim Initialkauf im landesweiten Schnitt auf knapp 154.000 €; beim ersten Weiterverkauf waren es bereits 212.000 €. Überdurchschnittlich war die Wertsteigerung vor allem in Innsbruck und Wien. Hier legte der Preis jeweils rund 25% pro Jahr zu. Deutlich weniger Steigerung gab es mit 14% pro Jahr hingegen in Linz sowie in Bregenz und in Klagenfurt mit jeweils rund 15% durchschnittliche Wertsteigerung pro Jahr.

Ursachenforschung

„Für die verhältnismäßig kurzen Haltedauern und die gleichzeitig großen Preissprünge gibt es mehrere mögliche Ursachen. Zum einen ist es denkbar, dass hier baufällige Objekte gekauft, renoviert und weiterverkauft wurden, zum anderen spielt die Lage der Objekte ebenfalls eine große Rolle. Möglicherweise hat das Aufstreben bestimmter Regionen, aber auch Mikrolagen, Wohnungseigentümer dazu veranlasst, ihre Immobilien früher als geplant wiederzuverkaufen”, schätzt Andreas Millonig, COO und Prokurist der Immounited GmbH. „Um die konkreten Gründe für einen Weiterverkauf ausfindig zu machen, müsste man sich das jeweilige Objekt allerdings im Detail ansehen.” (hk)

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