WIEN. Wer billig kauft, kauft teuer – zumindest wenn es nach dem jüngsten Preismonitor der Arbeiterkammer geht: Demzufolge sind die Preise im heimischen Lebensmittelhandel gegenüber dem Beginn der Teuerungswelle im September 2021 geradezu „explodiert” – und auch im Vergleich zu 2023 haben die Preise noch einmal kräftig angezogen.
Basis der Untersuchung sind die 40 billigsten Lebens- und Reinigungsmittel vom Dezember 2024 von sieben Supermärkten und Diskontern (Billa, Billa Plus, Spar, Interspar, Hofer, Lidl, Penny).
(Fast) Alles wird teurer
Der günstigste im LEH verfügbare Orangensaft kostete im Dezember 2024 um 162% mehr als im Herbst 2021, Penne-Nudeln legten um 97% zu, passierte Tomaten um 87%, hebt die Arbeiterkammer exemplarisch vor – und betont gleichzeitig, dass auch allerlei Grundnahrungsmittel kräftig angezogen haben: Bei Weizenmehl und Bohnenkaffee fällt das Preisplus mit 88% eklatant aus, fast ebenso saftig zahlt man mittlerweile bei Teebutter drauf, die um 85% zugelegt hat. Auch Eier (+38%), Vollmilch und Mischbrotwecken (beide +23%) haben deutlich über der allgemeinen Inflation zugelegt.
„Die Menschen müssen sich das Leben leisten können”, sagt AK-Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic. „Billigste Lebensmittel sind teurer denn je, das trifft vor allem Menschen mit geringem Einkommen, insbesondere Familien, aber auch junge wie ältere Menschen. Die nächste Bundesregierung muss alles daransetzen, dass Lebensmittel leistbar sind.”
Auch im Jahresvergleich Dezember 2023 zu Dezember 2024 stiegen die Preise für die 40 billigsten Lebens- und einige Reinigungsmittel im Durchschnitt über alle erhobenen Geschäfte um sechs Prozent an. Supermärkte verlangen um durchschnittlich 10,2% mehr als Diskonter.
Zwei Ausreißer gibt es unter den 40 ausgewählten Produkten: Das günstigste flüssige Vollwaschmittel ist erstaunlicherweise um rund neun Prozent günstiger als vor gut drei Jahren, Gurken immerhin um 1,4%.
HV verteidigt heimischen LEH
Wenig Verständnis für die Kritik der Arbeiterkammer gibt es seitens des Handelsverbands: „Das Preisniveau bei Nahrungsmitteln ist bei uns auch von 2022 auf 2023 weniger stark gestiegen als im EU-Schnitt”, erklärt HV-Geschäftsführer Rainer Will. Der heimische Lebensmittelhandel habe „in diesen beiden Jahren inflationsdämpfend agiert”, auch im Dezember 2024 sei die Inflation bei Lebensmitteln in Österreich mit 1,7% „deutlich unter der allgemeinen Inflation von zwei Prozent gelegen”, wie Will mit Verweis auf aktuelle Zahlen der Statistik Austria anführt.
Auch der LEH hat gelitten
Neben der mangelnden Berücksichtigung „zahlreicher Kostentreiber, etwa den stark gestiegenen Energiekosten”, hinterfragt Will, warum „lediglich 40 von hunderttausenden Produkten in nur sieben Geschäften ausschließlich in Wien unter die Lupe genommen wurden”.
Letztlich sei der Handel auch 2023 – in Zeiten zweistelliger Inflationsraten – nicht „Nutznießer, sondern Leidtragender der Preissteigerungen gewesen”, erinnert der Handelssprecher abschließend. (red)