Das beeinflusst den Markt für Milchprodukte
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RETAIL Redaktion 28.02.2025

Das beeinflusst den Markt für Milchprodukte

Industrie versus Handel, Alternativprodukte, Krankheiten – der Milchmarkt hat einige Probleme. Wie sind sie zu lösen?

••• Von Georg Sohler

Es war die öffentliche Causa prima am Milchmarkt: Spar vs. Nöm. Mehr als vier Monate wurde um eine Einigung beim Preis gerungen. Letztlich kein komplett unüblicher Vorgang zwischen Industrie und Handel. Ganz weg war die Milch aus der niederösterreichischen Molkerei nicht, beliefert man doch Spar via Handelsmarke. Vielleicht gab es auch noch andere Aspekte, etwa, dass in Niederösterreich im März Landwirtschaftskammerwahlen anstehen. Das kann, muss aber nicht mit hineingespielt haben.

Nun hat man sich geeinigt, eine Anfrage ließ die Molkerei unbeantwortet, Spar erklärt auf Anfrage: „Wir haben die Verhandlungen mit Nöm vergangene Woche abgeschlossen. Die Produkte fließen aber in dieser Woche wieder ins Sortiment ein, so schnell die Nöm diese produzieren kann.” Wie steht die Branche dazu? Das wollten oder konnten auch nicht alle beantworten. Berglandmilch etwa äußerte sich nicht. „Bilaterale Themen zwischen Marktteilnehmern beeinflussen nicht den Markt”, lässt hingegen Andreas Gasteiger, Geschäftsführer der SalzburgMilch, wissen. Der Markt, so Käseproduzent Gerrit Woerle, sei „weiterhin sehr volatil”. Rewe, in bester Nachbarschaft zu Nöm, erklärt: „Aktuelle Veränderungen in der Branche bestärken uns in unserer Strategie: Wir setzen konsequent auf eine faire, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten.” Doch wie geht es dem Milchmarkt abseits von Verhandlungen?

Schwierige Marktlage?

Der Milchmarkt war auch 2024 von hartem Wettbewerb geprägt, sagt Milchverband-Geschäftsführer Johann Költringer gegenüber medianet. Woran das aus seiner Sicht lag? „EU-weit gab es aufgrund teils ungünstiger Witterungsverläufe und mehrerer Tierseuchenfälle in wichtigen milchproduzierenden Regionen eine stagnierende Produktion; bei anhaltend guter Nachfrage führte dies zu einer insgesamt festen Marktentwicklung, besonders im Milchfettbereich.”

Dies halte auch noch an. Österreich entwickelt sich hier gewissermaßen aber entgegen dem Trend. Denn die Landwirte lieferten etwas mehr Milch an. Und das in dem vonseiten der produzierenden Industrie oft kritisierten Umfeld, also mit den belastenden Kostensteigerungen und verschiedene Umweltauflagen: „Insgesamt war der Absatz stabil bzw. leicht steigend. Milch­imitate konnten trotz verschiedener medialer Hypes auch im abgelaufenen Jahr keinen Durchbruch erzielen.” 45% der Milchprodukte werden exportiert, rund 30% importiert. Importprodukte landen zum Großteil in der Weiterverarbeitung oder als Eigenmarken des Handels: „Mangels verpflichtender Herkunftskennzeichnung bleibt dabei dem Konsumenten bei Importprodukten oft der Hinweis auf die dahinterstehenden, unterschiedlichen Produktionsstandards leider verborgen.”

Das sagen Produzenten

Eine gemischte Analyse hat auch Gasteiger. Kostendruck und hohes Rohstoffwert-Niveau machten 2024 herausfordernd, aber man ist überzeugt, dass „die SalzburgMilch als gesundes und dynamisches Unternehmen ihren Erfolgskurs weiter fortsetzen wird”. Die Dynamik des Marktes macht eine Prognose aber nicht einfach. So sieht er etwa einen Einfluss durch die Blauzungenkrankheit (Anm.: virale Infektionskrankheit), die einen Einfluss auf den Markt haben werde, genauso wie eine im zweiten Halbjahr knappere Rohstoffverfügbarkeit.

Für Woerle standen 2024 andere Dinge im Vordergrund, etwa das 135-jährige Firmenjubiläum. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung zeigt man sich „zufrieden”, brachte mit High-Protein-Scheiben, einer Retro-Sonderedition des Emmentalers sowie eine Bio-Linie viel auf den Markt. Wichtig ist: „Als Familienunternehmen geht es uns jedoch nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern vor allem um ein gesundes, kontinuierliches Wachstum.”

Die Trends in Sachen MoPro

Bei Rewe blickt man wiederum auf ein „erfolgreiches Jahr für unser Molkereisortiment” zurück: „Der Trend zu biologischen und nachhaltigen Produkten setzt sich fort, und auch das Thema Tierwohl gewinnt weiter an Bedeutung. Besonders erfreulich ist das starke Wachstum unseres Protein-Sortiments, das den steigenden Bedarf an eiweißreichen Produkten bedient.”

Übrigens führt Rewe Költringer widersprechend an, dass die Vielfalt bei pflanzlichen Milchalternativen wachse, was „den Markt antreibt. Für 2025 erwarten wir eine Fortsetzung dieser positiven Entwicklung und gehen von stabilem Wachstum aus.” Einig ist man sich in Sachen Tierwohl. „Neben den einzigartigen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards in Österreich wurde 2024 mit der Einführung des neuen AMA-Gütezeichens Tierhaltung plus ein neuer Schwerpunkt gesetzt”, so Költringer. „Die schon bisher hohen Standards im Bereich Tierwohl wurden weiter verbessert und sichtbar gemacht, sie garantieren dem Konsumenten auch in diesem Bereich höchste, geprüfte Standards.”

Das kommt 2025

Aus seiner Sicht hofft die Branche, dass bald eine stabile Regierung Entlastungsschritte und positive Signale setzt, um „ehestbaldig aus dem Konjunkturtief herauszukommen und eine optimistischere Haltung in der Bevölkerung zu erreichen”. Zudem wünscht er sich die „längst notwendige Herkunftsbezeichnung”. Und die anderen? Rewe möchte den Ausbau transparenter Kommunikation vorantreiben. Woerle möchte den Exportanteil (50%) ausbauen und setzt mit einer eigenen „360°-Nachhaltigkeitsstrategie”auf Ressourcenschonung. SalzburgMilch wiederum will die Spezialmilch-Strategie fortführen. Und: „Neue Artikel sind in Vorbereitung und werden im Lauf des Jahres vorgestellt.”

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