Der große Reibach mit dem Schulstart
© APA/Georg Hochmuth
RETAIL Eva Kaiserseder 24.08.2018

Der große Reibach mit dem Schulstart

Klingelnde Kassen im Handel; die Preise bei Schulartikeln sind dabei höchst unterschiedlich und differieren teilweise ums Doppelte.

• • • Von Eva Kaiserseder

 

Über 1 Million Schüler drücken heuer wieder ab September die heimischen Schulbänke. Was für die Sprösslinge durchaus mit Aufregung und im Falle der Taferlklassler meist mit ambitionierter Vorfreude verbunden ist, heißt für die Eltern selbiger vor allem eines: Rechtzeitig drauf schauen, das mans hat, wenn man’s braucht, die Schulsachen nämlich.

Wobei die Konsumenten hier tendenziell nicht mehr wie früher durchaus üblich erst relativ knapp vor Schulanfang in die Gänge kommen, sondern über den Sommer verteilt kaufen. Geschuldet ist das unter anderem dem Umstand, dass Österreichs Lehrer allfällige Einkaufslisten schon vor Beginn der Sommerferien verteilen. Libro-Geschäftsführer Michael Kremser merkt diesen Shift ebenfalls: „Naturgemäß ist die Hauptverkaufszeit von Schulartikeln kurz vor Schulbeginn und in den ersten beiden Septemberwochen. Wir merken mittlerweile allerdings bereits ab Mitte Juni, dass die Nachfrage nach Schulartikeln, vor allem für Volksschüler, steigt.” Groß im Kommen sind dabei die sogenannten Schullistenservices via Onlineshop – der Warenkorb wird dabei bequem mittels übermittelter Einkaufsliste von Shop-Mitarbeitern befüllt.

Umsatzturbo

Für den Papierfachhandel und Handelsketten wie eben Libro, Pagro oder auch Interspar ist der Schulstart trotz weniger punktueller Konsumspitzen ein Umsatzbringer deluxe. Denn trotz omnipräsenter Digitalisierung auch im Schul- und Bildungsbereich ist der Run auf klassische Schulartikel – Schreibgeräte, Papierwaren, Mathematik-Utensilien, Accessoires und anderes – ungebrochen. Beliebt sind heuer vor allem Einhörner jeglicher Coleur oder Schulartikel mit Filmmotiven aus ‚Jurassic World'. Rucksäcke mit 3D-Applikationen; Stifte mit Glitzer-Effekten sind derzeit ebenfalls großer Trend. Und Klassiker wie das gesamte Pferde-Portfolio sowie Fußballmotive werden wohl niemals das Zeitliche segnen, sie wandern Jahr für Jahr konstant über die Ladentische.

In schnöden Mammon gegossen, bedeutet der Schulstart: Ein Drittel des geschätzten Jahresumsatzes von 600 Mio. € wird Anfang September laut Wirtschaftskammer Österreich in die Kassen der Papier- und Schreibwarenfachgeschäfte gespült. Für Libro seien die Erlöse sogar in der Regel mit rund der Hälfte des Jahresumsatzes aus dem Schulartikel-Bereich zu beziffern, so Kremser, der auch Geschäftsführer bei Pagro ist und den dortigen Umsatz rund um den Schulstart „auf das Doppelte eines durchschnittlichen Monats” einschätzt.

XL-Preisdifferenzen

Vorsicht beim Einkauf ist allerdings auf jeden Fall geboten, differieren doch die Preise laut aktuellem AK-Monitor ganz erheblich. So ortet man bei der Arbeiterkammer etwa Preisunterschiede für ein und dasselbe Markenprodukt je nach Geschäft bis zu 251%; insgesamt 39 Produkte in 20 Geschäften wienweit wurden dabei unter die Lupe genommen. Wie tief Eltern in die Tasche greifen müssen, ist teilweise enorm unterschiedlich. „So kosten zwölf Stück Faber Castell Buntstifte zwischen 3,99 und 13,99 Euro. Der Pelikan Deckfarbkasten kostet je nach Geschäft zwischen 4,90 und 12,95 Euro. Das ist ein Preisunterschied von rund 164 Prozent”, rechnete AK-Konsumentenschützerin Manuela Delapina vor. Grundsätzlich gelte, dass Markenprodukte im Papier-Fachhandel im Schnitt um rund 16% teurer als bei den großen Handelsketten sind; sechs von 39 Produkten waren dafür im Schnitt im Papier-Fachhandel um bis zu 5,8 Prozent billiger zu erstehen.

Der Preis für den Einkaufskorb der 39 erhobenen Produkte bei den Handelsketten (Libro, Pagro, Thalia, Interspar, Müller) schlägt mit 154,53 € zu Buche, während man für einen ein Warenkorb im Papierfachhandel im Durchschnitt satte 178,78 € berappen muss.

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