GrazGutschein ist wie eigene Währung
© Susanne Hassler-Smith
Richard Peer
RETAIL Redaktion 01.12.2023

GrazGutschein ist wie eigene Währung

Die Ansiedlung des GrazGutscheins bei der Holding Graz hat sich rentiert. Punkto Digitalisierung lässt man Sorgfalt walten.

••• Von Paul Hafner

Mit 950 Partnerbetrieben ist der GrazGutschein das größte kommunale Gutscheinsystem Österreichs. Im Zuge der Eingliederung des Citymanagements in die Holding Graz wanderte vor drei Jahren auch die Zuständigkeit für den Einkaufsgutschein zu dem kommunalen Dienstleister – und entwickelt sich seither zum Kassenschlager: Richard Peer, Marketingchef der Holding Graz, sprach mit medianet über Umsatzentwicklung, Zielgruppenorientierung und Ambitionen in Richtung Digitalisierung.


medianet:
Der GrazGutschein ist seit 2020 bei der Holding Graz angesiedelt. Was hat sich seither verändert?
Richard Peer: Wir konnten den einstigen Rekordumsatz von 5,9 Millionen Euro bereits im ersten Jahr auf über acht Millionen Euro steigern. Zu den bisher erfolgreichsten Jahren in der rund 20-jährigen Geschichte des GrazGutscheins tragen insbesondere gezielte Vertriebsmaßnahmen und starke Partnerschaften bei. Neben dem GrazGutschein-Onlineshop und der Verkaufsstelle im Holding-Headquarter steuern auch Vertriebspartner wie GrazTourismus zum Ergebnis bei, die Stadt Graz wickelt etwa das Projekt ‚Kinder-Radlbonus' über uns ab. Parallel dazu setzt die Holding Graz das gesamte Jahr über Schwerpunkte zum GrazGutschein, die wir rechtzeitig vor der Hauptsaison und dem Weihnachtsgeschäft noch einmal intensivieren. Durch diese gezielten Werbe- und Vertriebsmaßnahmen ist es uns gelungen, den GrazGutschein so zu positionieren, dass die Menschen in Graz sagen: Das ist die Währung der Grazer Unternehmen.

medianet:
Den Löwenanteil an Gutscheinen verkauft die Holding Graz in der Weihnachtssaison. Welche Maßnahmen werden hier ergriffen und welches Ergebnis erwarten Sie für heuer?
Peer: Unser Verkaufsteam bereitet sich seit Wochen speziell auf das Weihnachtsgeschäft vor. Prozessabläufe aus dem Vorjahr werden evaluiert, eine eigene B2B-Hotline als Angebot an Unternehmen, sich über Rabatte und Konditionen beim Kauf der Gutscheine beraten zu lassen, wurde eingerichtet. Steigende Umsatzzahlen bedeuten immer auch einen steigenden organisatorischen Aufwand. Dieser macht sich aber bezahlt: 8,3 Millionen Euro betrug der GrazGutschein-Umsatz im Jahr 2022, 4,8 Mio. davon entfallen allein auf November und Dezember. Das unterstreicht die Bedeutung dieser Saison. Für 2023 zielen wir auf einen Umsatz in Höhe von 8,5 Millionen Euro.

medianet:
Das wäre ein Anstieg von rund 45 Prozent gegenüber 2020. Wie erklärt sich dieses Plus, gerade vor dem Hintergrund verringerter Konsumkraft?
Peer: Wir haben die Zahl der Partnerbetriebe, in denen der GrazGutschein eingelöst werden kann, in diesem Zeitraum von 550 auf 950 Betriebe in Graz steigern können. Die Auswahl ist also enorm – Kunstgalerien, Apotheken, Shoppingcenter, Restaurants, etc. gehören da unter anderem dazu. Neben den etablierten Säulen als Geschenkgutschein und dem B2B-Verkauf an Unternehmen haben wir im vergangenen Jahr außerdem erstmals die Rubrik ‚Sinnvoll schenken' eingeführt. Man kann mit dem GrazGutschein also auch die Stromrechnung oder den Einkauf in Supermärkten und bei Direktvermarktern bezahlen. Diese Kommunikationslinie führen wir heuer im Rahmen der Weihnachtskampagne fort.

 

medianet: Apropos Weihnachtskampagne: Sie bewerben den GrazGutschein als ‚ideales Geschenk für Jung und Alt'. Wie gelingt es, die unterschiedlichen Zielgruppen anzusprechen – und über welche Kommunikationskanäle?
Peer: Um alle Altersschichten zu erreichen, setzen wir auf einen optimalen Werbemix. Im Bereich klassischer Werbung zählen dazu neben Radio, TV und Print vor allem Out-of-Home-Werbeträger, die wir heuer wieder in bewährter Form mit dem Tochterunternehmen Ankünder umsetzen. Die Sujets der Weihnachtskampagne werden über Citylights, 24-Bogen-Plakate, digitale Citylights und über 700 Infoscreens in den Bussen und Straßenbahnen der Graz Linien ausgespielt. Über diesen Werbeträger erreichen wir im Schnitt täglich rund eine Million Menschen. Um auch die jüngere Zielgruppen anzusprechen, wirbt die Holding im digitalen Segment heuer verstärkt mittels Influencer-Kampagnen, Kurz­videos sowie Ads auf Google, Facebook, Instagram und You­Tube.

medianet: Ein bekannter Kritikpunkt am GrazGutschein ist, dass er digital nicht erhältlich ist. Gibt es hierzu Überlegungen?
Peer: Wir arbeiten mit Hochdruck an der Digitalisierung, weil wir auch immer die ökologische Komponente und die digitale Transformation im Blick haben. Schon jetzt kann der GrazGutschein als Print@Home bzw. mittels QR-Code bei ausgewählten Partnerbetrieben auch über das Smartphone eingelöst werden. Andererseits erhalten wir das Feedback, dass die Wertigkeit bei ausgedruckten Gutscheinen eine sehr hohe ist. Aktuell evaluieren wir alle Varianten und sind im Dialog mit den Partnerbetrieben. Aber klar ist: Die Zukunft liegt am Smartphone, auch für Gutscheine. Wir wollen auf diesem Weg dorthin aber eben niemanden verlieren, deshalb braucht es seine Zeit.

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