Hofer: Wo digital und stationär heftig flirten
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RETAIL Eva Kaiserseder 14.09.2018

Hofer: Wo digital und stationär heftig flirten

Günther Helm, Chef des Diskonters, proudly presents: Das neue Forschungszentrum in Sachen Handel.

••• Von Eva Kaiserseder

Digitaler und stationärer Handel: Naturgemäß nicht gerade ziemlich beste Freunde, sondern eher das Gegenteil. Der Diskonter Hofer will die Verschränkung der beiden Geschäftsfelder nun mit Verve vorantreiben und investiert dafür ganz erklecklich – monetär und menschlich.

Unter dem Label „Alpha retail Network” wurde eine „Zukunftsschmiede für den Handel von morgen”, so das Unternehmen, ins Leben gerufen. Stationiert im oberösterreichischen Eberstalzell nahe dem Hofer-Headquarter in Sattledt, soll der Innovationsmotor vor allem im Bereich Logistik hier künftig mächtig brummen. „All diese Entwicklungen setzen eines voraus: Kreative Köpfe am Puls der Zeit, die mit Hofer gemeinsam die Zukunft des Handels gestalten”, so Hofer-Generaldirektor Günther Helm über das Projekt. Das Unternehmen hat sich für die Erforschung und Optimierung des Themas einen potenten Partner gesucht: die FH Oberösterreich nämlich.

Herz & Hirn

Als Herzstück des groß angelegten Projekts fungiert eine ehemalige Fabrik, in der ehemals Sonnenkollektoren erzeugt wurden. Das Haus ist in Passivhausbauweise gebaut – das ist gut für die Ökobilanz. Schon bisher war hier mit der IT-Zentrale Hofers digitales Schaltwerk untergebracht.

In knapp einjähriger Bauzeit wurde nun in die ehemalige Lagerhalle mit einem nicht näher bezifferten zweistelligen Millionenbetrag das Innovationszentrum gebaut. Rund 230 zusätzliche Hofer-Arbeitsplätze im Bereich International Supply-Chain-Management sowie Logistics & Services werden hier aktuell für die gesamte Aldi-Gruppe geschaffen. Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ist übrigens in vollem Gange, wie das Unternehmen verlauten ließ.

Fokusbox trifft Projekthaus

Zwei Areale werden dabei künftig bespielt: Einerseits gibt es einen Work-Space exklusiv für Hofer-Mitarbeiter, der mit einem Hochsicherheitstrakt aufwartet; dort wird daran getüftelt, wie die Filialen der Zukunft aussehen könnten. Gestaltet ist das weitläufige Open-Space unter anderem mit Einzelarbeitsplätzen, mehreren Workbenches für bis zu acht Mitarbeiter und Fokusboxen als Rückzugsmöglichkeit. Als bauliche Extravaganza, die Höchstleistungen befeuern soll, hat Hofer insgesamt sieben Projekthäuser auf dem Areal errichtet, die von den Mitarbeitern über einen längeren Zeitraum gebucht werden können.

Als wissenschaftlicher Konterpart wird die FH Oberösterreich das zweite Areal schließlich als Räumlichkeit für Lehre und Forschung nutzen. Mit dem Lehrgang „Digitales Transport- und Logistik-Management” wird ab dem ersten Oktober gestartet, insgesamt 20 Studierende sind an Bord; der Schwerpunkt liegt dabei auf der digitalen Ver­netzung von Güter- und Transportwegen, ein weiterer Studien­gang steht bereits in den Startlöchern.
Für Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums der FH Oberösterreich, ist der große Benefit an der Kooperation vor allem, dass „die Studierenden dort direkt am Exempel ihre gelernten Inhalte erproben können”. Ein Zentrum in dieser Art sei in Europa einmalig, Ähnliches gebe es aktuell nur in Schweden, so der FH-Logistiker. Er prognostiziert, dass die FH mit Forschung und Lehre für Innovationen im Handel, vorsichtig geschätzt, in den kommenden fünf Jahren rund acht Mio. € bewegen wird.

Land OÖ investiert

Spannend dürfte sich vor allem die Positionierung als Handelsinnovator für die gesamte Branche, nicht nur für Hofer als federführenden Kopf, entwickeln: Auch andere Handelsunternehmen sind nämlich explizit zur Kooperation und Mitwirkung eingeladen. Für Hofer-Boss Helm ist der Bereich Logistik jedenfalls enorm wichtig, verortet er doch hier große Kosteneinsparungen, die die Preisvorteile für die Kunden und in Konsequenz die Konkurrenzfähigkeit von Hofer stärken.

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl sind von dem Projekt jedenfalls angetan: Das Land beteiligt sich mit insgesamt 2,5 Mio. € am „Alpha Retail Network”. „Wenn wir nicht wollen, dass die Umbrüche im Handel einfach nur mit uns passieren, sondern wir die Chancen nützen können, müssen wir viel Gehirnschmalz investieren”, so die Spitzenpolitiker.

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