„Volle Transparenz – vom Acker bis zum Leberkäse“
© gourmetfein/Silvia Zellinger
Fritz Floimayr, Gründer von gourmetfein
RETAIL Redaktion 04.02.2022

„Volle Transparenz – vom Acker bis zum Leberkäse“

Fritz Floimayr, Gründer von gourmetfein, steht für Glaubwürdigkeit in allen Bereichen seines Unternehmens und gibt dazu die entsprechende Erklärung ab.

••• Von Georg Sander

WIEN. Regionalität, Tierwohl und Naturschutz gewinnen immer mehr an Bedeutung beim Konsumenten, diese wären aber oftmals nicht bereit, dafür mehr zu bezahlen. Fritz Floimayr, Gründer von gourmetfein, ist es ein Herzensanliegen, dass sich das ändert. Aus seiner Sicht liegt dieser Umstand vorwiegend auch an der Intransparenz in Bezug auf die Herkunft unserer Lebensmittel.

Denn in der Regel wird auf Produkten im Lebensmittelhandel und der Gastronomie nach wie vor die Herkunft der Inhaltsstoffe nicht angeführt. Und so werde weiter unwissend zu Produkten gegriffen, die nicht selten unter miserablen Bedingungen hergestellt wurden. ­Darunter leiden die heimischen Bauern und letztlich auch die Konsumenten.
„Es ist sinnvoll und wichtig, dass hochqualitative Lebensmittel in der Region hergestellt werden; dieses Bewusstsein ist in der Coronakrise auch wieder ein Stück weit zurückgekehrt. Zumindest liest man das vermehrt in Sozialen Netzwerken und Umfragen, wonach der Konsum regionaler Lebensmittel deutlich zunimmt”, erklärt der gourmetfein-Eigentümer im Interview mit medianet.

Obwohl regionale Lebensmittel stark nachgefragt werden, kämpfen viele Bauernhöfe in Österreich ums Überleben. Wie negative Entwicklungen gestoppt werden können und welche Rolle dabei Fleischproduzenten zukommt – dazu liefert gourmetfein stichhaltige Antworten.

Problembewusstsein schaffen

Das Unternehmen lebt gemäß eigenen Angaben schon seit vielen Jahren 100% Regionalität, setzt auf Herkunftskennzeichnungen. Die aktuellen Entwicklungen in der Landwirtschaft sieht Floimayr dabei kritisch. „Seit dem EU-Beitritt haben 80 Prozent der heimischen Schweinebauern aufgeben müssen, laut Landwirtschaftskammer könnten bis 2025 weitere 9.000 Höfe für immer schließen”, weist er auf alarmierende Fakten hin. Wem das keine Sorgen bereite, der habe nicht verstanden, wie wichtig die heimische Landwirtschaft sei. Es gehe um die Selbstversorgung, um die Vitalität der Regionen, um die Zukunft des ländlichen Raums: „Bei jedem Bauernhof, der zusperrt, läuft die Tierhaltung automatisch in die Massentierhaltung ins Ausland – mit fürchterlichen Zustände wo Tiere zusammengepfercht in riesigen Ställen mit kaum Tageslicht leben müssen.”

Er wolle dem aktiv entgegenwirken: gourmetfein bezieht seine Rohstoffe ausschließlich von eigenen Partner-Bauern aus Österreich. Man habe sich früh die Frage gestellt, wie glaubhaft gemacht werden könne, dass „bei uns wirklich 100 Prozent Regionalität drinsteckt”. „Wir setzen hier auf volle Transparenz, auf eine garantierte Herkunftskennzeichnung, vom Acker bis zur Leberkäse-Semmel”, so Floimayr. Zusätzlich stehen sogar die Namen der erzeugenden Bauernfamilien auf jeder Packung.

Verantwortung fürs Land

gourmetfein ist bekannt als Erzeuger des echten Naturkrusten-Leberkäses sowie von Fleisch- und Wurstwaren. Dabei wird vollständig auf Glyphosat, Regenwald-Soja und Langstrecken-Tiertransporte verzichtet. „Als Familienunternehmen haben wir bereits seit unserer Gründung ein ausgeprägtes soziales Gewissen. Das zeigt sich im Umgang mit unseren Mitarbeitern, unseren Lieferanten und unseren Partnern”, erklärt er und stellt eine grundsätzliche Frage: Will man den Grund und Boden, der mit den Partner-Bauern bewirtschaftet wird, auch der nachfolgenden Generation noch intakt überlassen?

Die Antwort lautet klarerweise „Ja” und das gehört zum Selbstverständnis des Unternehmens. Aber: „So gut das alles ist, es reicht heutzutage nicht mehr. Als erfolgreiches Unternehmen tragen wir eine besondere Verantwortung für unser Land. Was können wir noch tun, um die Lebensmittel- bzw. Rohstoffproduktion wieder mehr ins Land zurückzuholen?” Aufklärung ist gefragt.

Der Konsument müsse letztlich verstehen, welche „Grauslichkeiten in der ausländischen Massentierhaltung vorherrschen” und was der Niedergang der österreichischen, kleinstrukturierten Landwirtschaft als Erhalter von vitalen Regionen im Interesse des Tourismus bedeutet. Weiters braucht es Problembewusstsein, was die viel zu viele Gülle aufgrund der industriellen Mastfabriken auf den Feldern mit dem Grundwasser anrichtet. „Erst wenn Konsumenten wissen, was entlang einer ganzen Wertschöpfungskette – von der Geburt eines Tieres bis zum Stück Wurst oder Fleisch – passiert, werden sie diese Transparenz mit Glaubwürdigkeit belohnen”, führt Floimayr aus, „und genau darum geht’s, dafür braucht es dringend die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln.” Aber was entgegnet er jenen, die meinen, eine durchgehende Herkunftskennzeichnung sei kompliziert und für den Konsumenten zu teuer?

Regionalität ist leistbar

Denen sagt er, dass man an den gourmetfein-Produkten sieht, dass guter Geschmack, höchste Qualität und garantierte Regionalität leistbar sind. Die Kosten für die Rückverfolgung selbst –zum Beispiel bei einer gourmetfein Leberkässemmel – betragen lediglich rund 1 Cent: „Das muss es uns wert sein!”

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Der Konsum von Schweinefleisch hat in der letzten Zeit kaum abgenommen – ist es den Konsumenten also egal, woher ihr Fleisch stammt? Solange die Herkunft nicht zwingend angeführt werden müsse, solange würden Menschen nicht bewusst konsumieren können, lautet die schlichte Antwort. „Der massenhafte Import von Billigfleisch aus dem Ausland verstärkt bestehende Probleme. Wir importieren damit das Tierleid und die Naturzerstörung und heizen das Bauernsterben an. Und irgendwann gibt’s bei uns keine Bauern mehr, dafür Unmengen an Fleisch aus China und Russland.”

Floimayrs Forderung: Die Menschen müssen bereit sein, Produkte, die die heimischen Landwirte „in harter und ehrlicher Arbeit erzeugen”, zu kaufen – und dafür auch mehr zu bezahlen! Das sei unverzichtbar, passiere aber wahrscheinlich nur, wenn den Konsumenten versichert werden kann, dass die Produkte der österreichischen Erzeuger eine Qualität anbieten, die glaubwürdig drinsteckt: „Die Konsumenten werden ständig verunsichert, und diese Verunsicherung führt dazu, dass sie uns allen misstrauen. Die stärkste Antwort, die ich als Unternehmer darauf geben kann, ist die eidesstattliche Erklärung.” Was hat es nun mit dieser Erklärung auf sich?

„Persönliche Haltung”

Wer eine eidesstattliche Erklärung abgibt, riskiert ernste rechtliche Konsequenzen, wenn er nicht hält, was er verspricht. Dennoch hat Floimayr diese abgegeben: „Ich habe mich entschlossen, diese persönliche Haftung zu übernehmen, weil ich ein unmissverständliches Signal aussenden möchte.”

Und weiter: „Bei gourmetfein steht der Eigentümer selbst zu dem, was das Unternehmen behauptet. Wir verarbeiten ausschließlich die Ware von unseren Partner-Bauern, kein einziges Kilo stammt bei uns aus dem Ausland. Bei uns gibt’s nicht anonyme Ware aus dem Nirgendwo, sondern Qualitätsprodukte mit klarer Herkunft und transparenter Geschichte. Nicht zu 15 oder 20 Prozent, sondern zu 100. Auf allen Produkten stehen die Partner-Bauern drauf, die das Tier dafür geliefert haben. Das unterscheidet uns von allen anderen.” Und liefert die Qualität, die es braucht.

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