retail conversations: Handelsverband Österreich Geschäftsführer Rainer Will stellt im Interview mit medianet Herausgeber Oliver Jonke seine Einschätzungen zur aktuellen Lage des Handels in Österreich dar. Immerhin ein besonders beschäftigungsintensiver Sektor, mit aktuell ca 568.000 Arbeitnehmern.
Nach drei Jahren Rezession war erfreulicherweise das Weihnachtsgeschäft leicht positiv, es gibt aber (noch) viel zu tun. Beispielsweise im Bereich Entbürokratisierung: während es in den letzten fünf Jahren 13.000 neue EU-Regulierungen gab, waren es vergleichsweise in den USA nur 3.500.
Will kritisiert, daß Mega-Wettbewerber aus Fernost, die täglich eine Mio. Pakete in die EU versenden, diesen Regulierungen nicht in der gleichen Form unterworfen sind- und teilweise dubiose Waren weit unterhalb von EU- Qualitätsstandards liefern.
Es landen fünf Großraumfrachtflugzeuge mit China-Waren pro Tag im EU-Markt, bei völlig unzureichenden Zollkontrollen. Diese sind in China für europäische Waren umso rigoroser. Will befürchtet, daß demnächst eine regelrechte Dumpinglawine aus China in die EU rollt, da China aufgrund der US Zollpolitik signifikant weniger in die Vereinigten Staaten verkaufen kann.
Allerdings können österreichische Händler an mehreren Stellschrauben drehen: Bereits 52% der österreichischen Händler setzen Künstliche Intelligenz breitflächig ein, es wird mit vielfachen Produktivitätsvorteilen gerechnet. Rainer Will geht davon aus, daß dadurch im Handel die Effizienz um 20-30% erhöht werden kann. Im Besonderen stellt e- Commerce laut Handelsverbandanalysen eine gute Chance für österreichische Händler dar.
Wenn nun die neue Regierung auch eine leistungsfreundliche Arbeitsgesetzgebung schafft, wird es möglicherweise einfacher, die heute noch über 9.000 vakanten Stellen im Handel zu besetzen. Benötigt werden auch gezielte Maßnahmen zur Rettung der Ortskerne.

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