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MangelberufeDie ersten sechs Plätze im Ranking der bundesweiten Mangel­berufe nehmen technische Jobs ein, gefolgt von Dachdeckern auf Platz sieben. Pflegekräfte rangieren auf Platz zwölf.

Redaktion 14.06.2024

„Ein Selbstläufer ist das nicht”

„Work in Austria” der ABA bewirbt den Arbeitsstandort international, um Fachkräfte nach Österreich zu holen.

••• Von Alexander Haide

WIEN. Das Thema Fachkräftemangel ist längst abseits der „üblichen” Branchen – wie der Pflege – angekommen. Auch Techniker, Handwerker, IT-Personal und Mitarbeiter im Tourismus werden in Österreich dringend gebraucht und gesucht.

Mit der Abteilung „Work in Austria” fischt die Austrian Business Agency (ABA) nun in fernen Gewässern: Fachkräfte aus Brasilien und den Philippinen sollen Mängel am heimischen Arbeitsmarkt mildern. Das sei schon aus demografischen Gründen nötig, ist Margit Kreuzhuber, Leiterin von „Work in Austria”, überzeugt.


medianet:
Wie trist ist die Situation wirklich?
Margit Kreuzhuber: Das Thema begleitet uns seit einigen Jahren und wird sich voraussichtlich noch verschärfen. Es betrifft de facto die gesamte Wirtschaft, von der Pflege, dem IT-Bereich bis zum Handwerk. Es betrifft ja auch nicht nur Österreich, sondern viele Länder innerhalb der EU und generell in der westlichen Welt. Österreich hat in den vergangenen Jahren von Arbeitskräften aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten profitiert, doch diese Quelle ist enden wollend. Deshalb ist es wichtig, sich breit aufzustellen.

medianet:
Seit 2011 gibt es die Rot-Weiß-Rot-Karte und man hört immer wieder, dass sie verbesserungsbedürftig ist …
Kreuzhuber: Ein neues Zuwanderungssystem braucht Zeit bis es ins Laufen kommt, doch aus meiner Sicht ist hier sehr viel passiert. Gerade die bisher letzte Reform im Jahr 2022 hat einen großen Schritt nach vorne gebracht. Aber natürlich gibt es immer wieder Schrauben, an denen gedreht werden muss. Aus meiner Sicht ist die Rot-Weiß-Rot-Karte deutlich besser als ihr Ruf. Wir sehen in unserer Beratung zur Rot-Weiß-Rot-Karte, dass durch einen gut vorbereiteten Antrag das Verfahren straffer geführt werden kann.

medianet:
Wenn alles gut funktioniert, müssten Arbeitskräfte doch in Scharen nach Österreich kommen?
Kreuzhuber: Das Thema ist, wie man auf Österreich aufmerksam wird. Je weiter wir von Europa weggehen, desto mehr Kommunikationsaufwand ist nötig. Wenn wir in Brasilien oder den Philippinen unterwegs sind, müssen wir erst erklären, wo Österreich geografisch liegt. Ein Selbstläufer ist das nicht.

medianet:
Welche Branchen haben für ‚Work in Austria' Priorität und woher sollen die Fachkräfte zu uns kommen?
Kreuzhuber: Wir sind in einem klar definierten Feld unterwegs, was die Bewerbung des Arbeitsstandorts Österreich betrifft und welche Fachkräfte wir gezielt ansprechen. Das sind die IT, Technik im Sinne von Elektronik, Elektrotechnik, Mechatronik und Life Sciences. Mit diesen Bereichen ist eine hohe Wertschöpfung verbunden und der Bedarf wird noch steigen.

Österreich hat auf den Philippinen einen sehr guten Ruf, dort gibt es tolle Universitäten, es ist ein großes, bevölkerungsreiches Land und Englisch ist quasi zweite Amtssprache. Mit Brasilien wurde ein ‚Letter of Intent' unterzeichnet. Dort gibt es eine junge, gut ausgebildete und mobile Bevölkerung und mit rund 215 Mio. Einwohnern ein großes Potenzial, gerade im Süden ­haben viele europäische Wurzeln.

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