MARKETING & MEDIA
© Ingo Folie

Andreas Ladich, Präsident des Marketing Club Österreich (MCÖ)

Redaktion 24.01.2024

MCÖ gegen gesetzliche Einschränkungen

Der Marketing Club Österreich – mit seinen rund 1.000 Mitgliedern – warnt vor dirigistischen Werbeverboten und appelliert parallel an die Selbstverantwortung von marketing- und werbetreibenden Unternehmen.

WIEN. „Werbeverbote sind in den meisten Fällen die Ultima Ratio. Viel zu oft wird hierzulande der Ruf nach Werbeverboten laut, obwohl es eine Vielzahl an geeigneteren Strategien und Maßnahmen gibt, um gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern“, erklärt Andreas Ladich, Präsident des Marketing Club Österreich (MCÖ). Aktueller Stein des Anstoßes seitens des MCÖ sind die Schlussfolgerungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch im Zuge einer eben veröffentlichten Studie der Universität Wien. Im Rahmen dieser wurde das Werbeumfeld der von Kindern und Jugendlichen am häufigsten genutzten Social-Media-Plattformen – Instagram, Youtube, TikTok und Twitch – untersucht, um ein Jahr lang Werbebeiträge für Lebensmittel, Getränke und Produktdarstellungen der 61 größten Lebensmittelmarken in Österreich sowie der reichweitenstärksten deutschsprachigen Influencer:innen zu analysieren. Gesundheitsminister Rauch fordert aufgrund der Ergebnisse der Studie die strengere Regulierung von Lebensmittelwerbung, die an Kinder gerichtet ist, und schwingt dabei kräftig mit der Werbeverbote-Keule.

MCÖ-Ziel: Schaden von marketing- und werbetreibenden Unternehmen abwenden
Seit seiner Gründung vor bald 70 Jahren hat der Marketing Club Österreich stets unabhängig und überparteilich agiert und das Ziel verfolgt, die Akteur:innen der Werbe-, Marketing- und Kommunikationsbranche zu fördern und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Der Marketing Club Österreich lehnt seit jeher Einschränkungen und Verbote jeglicher Art ab, nicht zuletzt, um wirtschaftlichen Schaden von marketing- und werbetreibenden Unternehmen und dem gesamten Marketing- und Werbe-Ökosystem in Österreich abzuwenden.

Laut besagter Studie mit dem Titel „Einblick in das digitale Werbeumfeld – Darstellungen von Lebensmitteln und Getränken in sozialen Medien und Wirkungsstrategien beliebter Marken und populärer Influencer:innen“ sorge Werbung für Lebensmittel und Getränke mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt für Veränderungen des Ernährungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen. Damit – so die Studienautor:innen – steige das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas sowie potenziell lebenslanger Folgeerkrankungen. Das Gesundheitsministerium führt angesichts der Studienergebnisse ins Treffen, dass es „für Gebietskörperschaften, Gesundheitseinrichtungen und Bildungseinrichtungen bereits Empfehlungen erarbeitet habe, etwa die Leitlinie Schulbuffet, die Checklist Schulverpflegung oder Qualitätsstandards für Kindergärten, Alten- und Pflegeheime und Betriebe“. Und Gesundheitsminister Rauch fordert: „Wir müssen Kinder besonders vor dem Einfluss der Werbung schützen. Neben Bewusstseinsbildung, Stärkung der Gesundheitskompetenz und freiwilligen Empfehlungen brauchen wir auch Beschränkungen bei der Lebensmittelwerbung, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet.“

Ausweitung des Turnunterrichts und Awareness-Kampagnen als geeignetere Maßnahmen
„Wir vom Marketing Club Österreich verstehen, dass Änderungen des Ernährungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen wünschens- und erstrebenswert sind. Wir sind aber auch der Ansicht, dass die marketing- und werbetreibende Wirtschaft vor regulierungswütigen Politiker:innen, die wirtschaftsschädliche Werbeverbote fordern, geschützt werden muss. Es gibt bereits genug Werbeverbote und -einschränkungen, die den Wirtschaftsstandort gefährden und Unternehmen, die Arbeitsplätze sichern und für ein entsprechendes Steueraufkommen sorgen, in ihrem Wirken einschränken und behindern“, erklärte MCÖ-Präsident Andreas Ladich und fügt hinzu: „Es gibt einige Maßnahmen, die der Gesetzgeber umsetzen könnte, um die Entstehung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sowie potenziell lebenslanger Folgeerkrankungen zu reduzieren – angefangen bei der Ausweitung des Turnunterrichts an Schulen über die Vermittlung von Medienkompetenz bei Heranwachsenden bis hin zu effektiven Awareness-Kampagnen für Eltern und Kinder.“ Ladich weiter: „Unabhängig davon appellieren wir auch an die freie Entscheidung und den Hausverstand der mündigen Konsument:innen. Und wir appellieren an die Selbstverantwortung von marketing- und werbetreibenden Unternehmen. Denn wer sich seiner Selbstverantwortung bewusst ist und dieser auch gerecht wird, vermeidet Diskussionen über und Androhungen von Werbeverboten.“

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