RETAIL
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Redaktion 11.10.2024

So geht es Marken, wenn alles teuer ist

In schwierigen Zeiten greifen viele zu Eigenmarken. Was bedeutet das für Hersteller von (teureren) Süßwaren?

••• Von Georg Sohler

Hier eine kleine Waffel, da ein Schokoriegel: Schokolade und Süßwaren sind Produkte, die sich die Konsumenten gerne gönnen. Das Problem für Hersteller dieser kleinen Genussmomente im Alltag: Aufgrund der Teuerung wird eher zu günstigen Eigenmarken gegriffen. Dieser Anteil ist aktuell im Steigen begriffen: Lag er Anfang der 2000er-Jahre noch bei rund zehn Prozent, betrug der wertmäßige Anteil von Eigenmarken bei den Top 4 im heimischen Lebensmittelhandel 2022 bereits 43%. Für 2023 ist ob der allgemeinen Teuerung mit einem neuerlichen Anstieg auszugehen.

Auch Manuel Zeller, CEO und Gründer von Neoh, registriert die laufende Zunahme der Eigenmarken im LEH: „Wir selbst konnten zwar um 40 Prozent wachsen, dennoch bekommen wir mit, dass sich der Markt generell sehr schwierig gestaltet. Die Supermärkte melden einen Rückgang der Produkte mit höherem Preis.” Sabine Brandl, Vorständin Marketing, Vertrieb & HR Manner, berichtet wiederum, dass die Menschen schon auf Themen wie Herkunft und Nachhaltigkeit setzen, und „darüber hinaus ist die Marke auch preislich attraktiv positioniert”.

Weiterhin teuer

Eine weitere Thematik sind die anhaltend hohen Kosten. „Aktuell sehen wir einige Herausforderungen am Markt: Einerseits die Inflation, die zu einem veränderten Kaufverhalten und generell einem Rückgang der Kaufkraft führt, und auf der Kostenseite stehen wir enorm hohen Rohstoffpreisen gegenüber, gerade im Bereich von Kakao und Haselnüssen”, erklärt Brandl.

Manner ist am Markt aber etabliert und hat mehr als ein Jahrhundert „Vorsprung” auf Neoh. „Als junges Unternehmen ist das eine sehr schwierige Position”, erklärt Zeller, auf die Kostenthematik angesprochen. Er sieht darin aber auch etwas Positives: „Wir haben die Chance, rascher reagieren zu können. Das ist auch unser Ansatz, auch wenn der Kakaopreis massiv durchschlägt. Wir haben nur deshalb den Preis stabil halten können, weil wir unseren eigenen Zuckerersatz Schritt für Schritt günstiger machen können.” Viele andere wurden in dieser Zeit teurer, somit verringerte sich dadurch sogar der Preisunterschied.

Vorfreude auf Weihnachten

Zugute kommt beiden Herstellern, dass die Menschen zwar vermehrt auf die Gesundheit achten, aber nicht auf Genussmomente verzichten wollen. Neoh bietet da laut Zeller „vollen Geschmack ohne Zusatz von Zucker”, was das Wachstum noch begünstigte. Manner bietet eine zuckerreduzierte Vollkornschnitte an, somit wird dieser Trend auch dort aufgegriffen.

Und zu guter Letzt steht jetzt ja auch Weihnachten vor der Tür. „Manner macht ungefähr zehn Prozent des Umsatzes mit dem Saison-Sortiment, die wichtigste ist die Weihnachtssaison”, führt Brandl aus. Dazu bietet man das „Winter Glück” an, mit Sorten wie „á la Spekulatius”, „Bratapfel-Zimt” und – heuer neu – „Kokosmakrone” für die kalte Jahreszeit. Und für die, die ein gutes Gewissen haben wollen, gibt es auch etwas: Hinter den 24 Türchen des beliebten Adventkalenders verbergen sich fünf verschiedene Waffel-Sorten, die alle Fairtrade-zertifiziert sind.
„Wir haben erstmalig auch einen eigenen Adventkalender im Sortiment”, sagt Zeller. Dieser beschert gute Verkaufszahlen, darauf folgt das erste Quartal, das bei der Firma traditionell dank Neujahrsvorsätzen sehr stark ist. Und: „Da wir uns laufend weiterentwickeln, wird es im ersten Quartal eine Produktneuheit geben. Mehr darf ich hier aber noch nicht verraten.” Man darf gespannt sein, was sie sich beide einfallen lassen.

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