••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Der durchschnittliche Arbeitnehmer verbringt mehr als die Hälfte seiner wachen Zeit am Arbeitsplatz. Das Wohlbefinden im Job hat einen starken Einfluss auf die Lebensqualität. Kurzarbeit oder Homeoffice haben dies in den vergangenen Monaten oft auf die Probe gestellt und die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben stärker verschwimmen lassen.
Der Großteil der Beschäftigten hat sich dabei als sehr widerstandfähig erwiesen und diese außergewöhnliche Zeit gut bewältigt; das belegt die repräsentative Studie „Worklife Tracker” in acht Ländern des Servicedienstleisters Sodexo zum Thema „Arbeitsleben in Zeiten von Covid-19”. Demnach sind 66% der deutschen Arbeitnehmer weiterhin zufrieden mit ihrem Job und 64% auch mit ihrem Arbeitgeber. Ebenfalls positiv: Die überwiegende Mehrheit hat starkes Vertrauen in Arbeitgeber, Kollegen und Mitarbeiter in Bezug auf Hygiene und Sicherheit am Arbeitsplatz (jeweils über 70%).
Der Boom des Homeoffice
Die Sodexo-Studie hat ergeben, dass im internationalen Vergleich während der Hochphase der Pandemie jeder zweite (51%) Arbeitnehmer im Homeoffice war.
Ein ähnliches Bild zeigt für Österreich eine Umfrage von Statista: Bei einer im April und Mai 2020 unter Unternehmensvertretern hierzulande durchgeführten Umfrage zur Nutzung von Homeoffice gaben 58% der Befragten an, während des Corona-Lockdowns seien alle ihrer Mitarbeiter von zu Hause aus tätig gewesen.
Plus & Minus der „Heimarbeit”
Vor der Covid-19-Krise hingegen war dies nur bei zwei Prozent der Unternehmen der Fall gewesen. Viele der Befragten der Sodexo-Studie haben in den vergangenen Monaten die positiven Effekte der Heimarbeit entdeckt: So würden 80% nach Möglichkeit auch zukünftig gelegentlich gern zu Hause arbeiten – mehrheitlich an zwischen ein bis drei Tagen die Woche.
Um langfristig jedoch effizient arbeiten zu können, muss hierfür an beiden Orten eine (flexible) Grundausstattung verfügbar sein sowie kollaborative Arbeitsformen gefördert werden. Als wesentliche Nachteile der Heimarbeit werden der Mangel an sozialer Interaktion und effizienter Teamarbeit sowie die Schwierigkeit, ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben zu finden, angegeben.
Produktivität im Fokus
Das Wohlbefinden der Mitarbeiter spielt für Unternehmen eine zentrale Rolle, da es die Arbeitsproduktivität beeinflussen kann.
Laut Weltgesundheitsorganisation verursachen Depressionen und Angstzustände in der Weltwirtschaft jährlich einen geschätzten Produktivitätsverlust in Höhe von einer Billion USD.
Erfreulicherweise sind im deutschen Sprachraum lediglich etwas mehr als zehn Prozent der Arbeitnehmer der Ansicht, dass sie während der Pandemie in einer schlechteren körperlichen Verfassung waren. Nur etwa ebenso wenige bestätigen ein geringeres geistiges Wohlbefinden.
Entsprechend empfinden 55% der Befragten ihre Produktivität im Homeoffice als normal und 29% sehen sogar eine Steigerung.