••• Von Alexander Haide
Eigentlich ist Hermann Krammer zu beneiden, ist sein Arbeitsplatz als General Manager des Wiener Donauturms doch im höchsten Bauwerk des Landes angesiedelt. Übernommen hat Krammer die Leitung in einer – sagen wir vorsichtig – bewegten Zeit: Gerade als der Turm im Jahr 2018 in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt renoviert und umgebaut wurde, schlug die Pandemie zu. Nun machen Energiekosten und Personalmangel Krammer das Leben schwer, dennoch ist er guten Mutes. Mit dem Turm Café und Restaurant, die beide in den eleganten Stil und Glanz der 60er-Jahre rückgeführt wurden, und dem neuen Souvenirshop samt dem „Donaubräu”-Restaurant mit seinem großzügigen Gastgarten stehen die Zeichen auf Erfolg. Neben Touristen soll der ikonische Turm in Zukunft auch verstärkt Business-Events anziehen. Und so ist der Donauturm nun auch Heimat des medianet Executive Club mit regelmäßigen Veranstaltungen in luftiger Höhe.
Von Falkensteiner zum Turm
Hermann Krammer hat das Business von der Pike auf gelernt. Nach der Hotelfachschule folgte die Privathotellerie, danach Management-Positionen bei Steigenberger, Hilton, den Austria Hotels und Falkensteiner. Bald nachdem er die Geschäftsführung des Donauturms übernommen hatte, schlug mit Corona die erste der aufeinanderfolgenden Krisen zu. „Es war überhaupt keine leichte Zeit. Aber wir haben die Zeit sehr intensiv genutzt, den Donauturm anders aufzustellen. Wir haben alte Gewohnheiten aufgerissen und mit neuen Samen bepflanzt”, erinnert er sich an die Zeit der Lockdowns. „Wir haben viele Umstrukturierungen vorgenommen und viel in Social Media und unsere Website investiert. Der Marketingauftritt wurde komplett verändert. Qualitativ haben wir ebenfalls neue Konzepte gefunden, die wir intensiv in der Umsetzung verfolgen.” Auch das Maskottchen des Donauturm wurde reanimiert: „Wir haben unseren ‚Doni' aus dem Tiefschlaf geholt, es gibt eine Doni-App für Kinder und einen Doni-Plüschturm, den es im Souvenirshop zu erwerben gibt.” Heute ist der Donauturm aufgestellt wie eine top-moderne Touristenattraktion.
„medianet” auf der Spitze
Seit diesem Frühjahr hat der medianet Executive Club ein Zuhause in luftiger Höhe – für Krammer eine Win-win-Situation: „Das Interessante ist natürlich, im Zuge einer Kooperation speziell Wirtschaftstreibende an den Donauturm zu bekommen, da er nicht nur für Touristen da ist. Wir arbeiten intensiv daran, den Donauturm auch für lokale Gäste interessant zu machen. Hier sind Wirtschaftstreibende ein guter Multiplikator. medianet steht ja auch für Innovation.”
Einer der Ankerpunkte der Neupositionierung des Donauturms ist die völlig neue kulinarische Ausrichtung. „Speziell das Turm Restaurant haben wir weg von der Masse, hin zur Klasse positioniert und wir streben auch gastronomische Auszeichnungen an”, zeigt sich Krammer stolz vom Ergebnis. „Im Restaurant am Fuße des Turms, im Donaubräu, orientieren wir uns eher an der Wiener Küche, also an Gebackenem. Unser Signature-Dish ist alles rund ums Wiener Backhuhn, vom halben Backhenderl bis zu Flügerln, Haxerln, Brust oder Leber. Mit den Preisen versuchen wir gastfreundlich zu sein. Die Karte wurde komplett neu gestaltet. Wir versuchen zudem, intensiv mit heimischen Produzenten zusammenzuarbeiten, sei es der Spargelbauer oder der Gemüsebauer aus der Region. Die Regionalität spiegelt sich auch in unserer Weinkarte wider.”
Nachhaltigkeit am Turm
Auch die Nachhaltigkeit ist ein Thema im Turm: Eine Solaranlage am Donauturm selbst wäre aus Sicht des Denkmalschutzes ein „No-Go”, gegen ein Windrad würde die Flugsicherung Einspruch erheben, scherzt Krammer, doch ein bisschen geht immer. „Wir sind hier schon eingeschränkt, setzen aber intensiv Energiesparmaßnahmen um. Durch die Energiekostenkrise sind wir kreativ geworden und haben uns angesehen, was überhaupt notwendig ist und was der Gast überhaupt sieht”, erläutert der Turm-Manager. „Ist es nötig, dass der Turm um Mitternacht noch angeleuchtet wird?”
Apropos Denkmalschutz: Wenn Einrichtungsgegenstände im Turm Restaurant verändert werden sollen, muss das mit dem Bundesdenkmalamt im Vorhinein abgestimmt sein. „Das betrifft natürlich nicht Tische und Sessel, aber alle fix eingebauten Elemente”, so Krammer.
Inflation und Personalmangel
Auch an einem unübersehbaren Top-Wahrzeichen der Stadt Wien gehen die aktuellen Krisen nicht spurlos vorüber. Vor allem die hohe Inflation sorgt für kräftigen Gegenwind. Krammer: „Damit sind wir bei allen Einkaufspreisen konfrontiert, seien es Lebensmittel- oder Stromlieferanten. Wir mussten im vergangenen Jahr unsere Eintrittspreise überdenken, um höhere Kosten abzufedern. Gänzlich ist das aber nicht möglich, denn man ist getrieben von den Einkaufspreisen.”
Auch Fachpersonal ist so gut wie keines mehr zu finden. Während die Situation bei Servicekräften noch tragbar sei, ist die Situation bei Mitarbeitern in der Küche ein Desaster, so Krammer. Einen der Gründe ortet der Manager in der Unattraktivität des Berufs: „Schon in meiner Hotellerie-Zeit war ich ein Mitbegründer einer Lehrlingsinitiative, bei der wir den Kellner- und Kochberuf als Lehrberuf attraktiver machen wollten. Das war damals noch ein bisschen zu früh. Der Lehrberuf muss wieder interessanter gemacht werden. Ein Problem ist, dass es in unserer Branche doch schwarze Schafe gibt, die ausschließlich Lehrlinge einstellen, aber ihnen keine richtige Ausbildung zukommen lassen.”