LINZ. „Wie können wir das Handeln und somit das Bild von Verwaltung organisieren, damit die Linzerinnen und Linzer sowie die Unternehmen sich als Partner erleben können?” Diese Frage beschäftigt Ulrike Huemer, seit Juni 2020 Magistratsdirektorin der Stadt Linz. Innovation und Digitalisierung spielen dabei eine Rolle; in Wien war sie zuvor ein Jahrzehnt Chief Information Officer und weiß, was alles möglich ist und wendet es auch an. Der Kernansatz einer neu gedachten Verwaltung ist es jedoch, auf Augenhöhe die Bedürfnisse zu managen. Die Einhaltung, Um- und Durchsetzung des gesetzlichen Auftrags ist ein Teil, weitaus greifbarer und wichtiger ist es aber, Service in den Mittelpunkt zu stellen – von der Krabbelstube, über die Sauberkeit im öffentlichen Raum bis hin zu Events, Förderungen und Entwicklung neuer Stadtteile. Welchen Ansatz dafür wählt der Magistrat in Linz?
Neu aufstellen
„Ich bin der Meinung, dass wir es uns als Verwaltung da und dort zu einfach machen”, stellt sie klar. „Die Strukturen erscheinen komplex, insbesondere, weil wir die Gesetze vollziehen müssen, und es wirkt dann nach außen hin, als ob es für den Magistrat einen anderen Maßstab im Management gebe. Das glaube ich aber nicht. Am Ende sind wir große Unternehmen, im Fall der Stadt Linz eines mit über 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.” Dabei steht Linz seit jeher für Innovation, sowohl technologisch als auch sozial. In Kooperation mit Stakeholdern aus Wirtschaft und Forschung stehen Zukunftsthemen im Fokus. Auf Basis dieses Blickwinkels entwickelte ihr Team eine Unternehmensstrategie.
Eine Gebietskörperschaft hat natürlich nicht einen finanziellen Gewinn als Ziel, muss die zur Verfügung stehenden Mittel nicht etwa durch den Verkauf von Waren erwirtschaften. Dennoch braucht es in der Verwaltung eine Strategie. Die Stadt kann als Dienstleistungsunternehmen und wegen verschiedenster weiterer Aufgaben als „Mischkonzern” verstanden werden. Die Linzer Unternehmensstrategie gliedert sich demzufolge in Handlungsfelder: Organisation, Unternehmenskultur, Mitarbeiterorientierung, Bürgerorientierung, Führungskultur, Rahmenbedingungen und Methoden, Nachhaltigkeit und Klima und der erforderliche Strategieprozess. In allen Bereichen gibt es Ziele und in einer Roadmap festgelegte Projekte. Das ist transparent festgehalten und kann jederzeit online eingesehen werden: „Dies wird auch weiterentwickelt, aktuell läuft die Strategie bis 2025. Wir wollen zeigen, dass sich die Verwaltung strategisch aufstellen kann – wie jedes andere Unternehmen auch.”
Auf Augenhöhe
Gestalten und Ermöglichen sind zentrale Aspekte der Strategie und Unternehmenskultur. „Ich bin eine Verfechterin von Max Webers Definition von Bürokratie: Es gibt klare Normen, an die wir uns halten”, so Huemer. Augenhöhe mit Bürgern funktioniert auf zwei Wegen. Dort, wo es um Bürokratie geht, wird danach gehandelt: „Müssen wir ein Gesetz vollziehen – etwa eine Strafe verhängen –, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen, dass sich der Magistrat an alle Vorgaben hält. Genauso werden wir einen Bescheid erlassen, wenn alle Vorgaben erfüllt sind.” Die Menschen müssen sich auf den Rechtsstaat verlassen können. Wo es Spielraum gibt, wird so rasch wie möglich geholfen, etwa bei Kindergarten oder Krabbelstubenplätzen. Wenn es darum geht, wie die Innenstadt weiterentwickelt werden kann, stehen Elemente wie Partizipation und Kreativität im Vordergrund: „Wenn jemand mit einer guten Idee auf uns zukommt, wollen wir versuchen, das Anliegen im Dialog und gemäß rechtlicher Möglichkeiten umzusetzen.”
Dieser Gedankengang soll sich durch das gesamte Handeln ziehen: „Dieser Kulturwandel braucht mit Sicherheit auch seine Zeit, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir wollen gemeinsam mit allen Stakeholdern – Bürgern, Industrie, Forschung – das Ziel, Linz als lebenswerte und klimaneutrale Industriestadt zu entwickeln, erreichen.”