Eine Gemeinde geht „aktiv in die Zukunft“
© Georg Sohler
Erich Trummer, Christian Fraß, Oliver Jonke, Ernestine Predl, Fritz Müller und Hannes Wuchterl diskutierten, wie moderne Nahversorgung gelingen kann (v.l.).
DOSSIERS Redaktion 26.09.2025

Eine Gemeinde geht „aktiv in die Zukunft“

Alles, was man braucht – und das im Ortskern. Neutal zeigt, wie zeitgemäße Nahversorgung heutzutage funktioniert.

Auf den ersten Blick ist Neutal im Bezirk Oberpullendorf eine Gemeinde, wie es in Österreich viele gibt. Doch die 1.200 Einwohner haben etwas, was es in viel zu vielen ländlichen Ortschaften nicht mehr gibt: einen belebten Ortskern. Eines der Herzstücke ist der Nah&Frisch Markt, den Fritz Müller leitet. Er hat sich gemeinsam mit der Bürgerin Ernestine Predl, Vertriebs­leiter Christian Fraß, Bürgermeister Erich Trummer und Nah&Frisch Geschäftsführer Hannes Wuchterl auf Einladung von medianet-Herausgeber Oliver Jonke zum Austausch im Herzen der Ortschaft eingefunden. Was allen gleich klar war: dieses Projekt kann ein Vorbild für viele Ortschaften sein.
„Wenn wir etwas wollen, dann besorgt uns der Fritz alles“, freut sich Ernestine Predl, „Es ist schön, dass es hier Kassa und Hybrid gibt.“ Hybrid bedeutet, dass in einem Nahversorger zu bestimmten Zeiten mittels Zugangssystem eingekauft werden kann – ohne dass Verkaufspersonal im Geschäft ist. Predl aber meint: „Ich tratsche natürlich lieber mit der Kassiererin.“ Das ist nur einer der Vorteile. Doch der Reihe nach.

Im Mittelpunkt: Menschen
Der Markt ist ganzheitlich gedacht, eingebettet in das Konzept eines aktiven Dorfkerns (Details dazu finden Sie auf den Seiten 10 und 11). Im Zuge dessen war Bürgermeister Erich Trummer auf der Suche nach einem starken Partner, der daran interessiert war, wirklich mitten im Ort Nahversorgung anzubieten.

„Man muss auf die kleinen Gemeinden schauen“, weiß Vertriebsleiter Christian Fraß, „denn in der Nahversorgung geht es ja auch um die immer älter werdenden Mitmenschen.“ Er betont auch, dass er sich bei Bürgermeister Trummer bzw. „dem Erich“ bedanken möchte, dass man sich für Nah&Frisch entschieden hat, um das Projekt gemeinsam an diesem Standort umzusetzen.

Nachdem klar war, dass die Gemeinde dieses Projekt umsetzen möchte, arbeitete Bürgermeister Trummer mit Marktleiter Fritz Müller daran, dass sich auf den rund 250 Quadratmetern Verkaufsfläche alles findet, was seine Kunden suchen. Elf Monate dauerte es von der Projektfreigabe bis zur Eröffnung, eine „gute, neue, aber freilich gelegentlich anstrengende Erfahrung“, wie Fritz Müller erklärt.

Vom Semmerl zum Kaffee
Jetzt führt er fünf Mitarbeiter und wie er zu seinem aktuellen Arbeitsplatz kam, sagt viel Gutes über ihn aus: Er ist aus der Gegend, war davor jahrelang bei einem Getränkeabfüller in der Region im Schichtdienst, ehe er aus privaten Gründen die Chance ergriff, im Ort zu arbeiten. Eine Umstellung: „Du musst die Bedürfnisse der Menschen kennenlernen, selbst wenn man sie persönlich schon kennt. Also was sie kaufen wollen und wann sie kommen.“

In der Früh Wurstsemmerl für die Pendler, am Nachmittag Snacks für die Hauptschüler im Ort, am Abend der Familien­einkauf. „Oder man schreibt mir einfach eine Nachricht und am nächsten Tag habe ich das, was gewünscht wird“, erzählt er. Dass Predls Pensionistenrunde im kleinen Kaffee im Geschäft ebenfalls bewirtet wird, versteht sich von selbst. Viel Unterstützung gab es von der Gemeinde und im Besonderen von Langzeitbürgermeister Erich Trummer.

Bürgermeister als Ermöglicher
Er kennt Neutal in- und auswendig, ist seit 2002 Bürgermeister und weiß als Vizepräsident des österreichischen Gemeindebundes über die Grenzen „seiner“ Ortschaft hinaus, was es braucht. Diesen Erfahrungsschatz gibt er gerne konkret weiter. „Wege entstehen im Gehen und so ist es entstanden, dass wir dieses Nahversorgungsprojekt in Form eines Public-Private-Partnerships (PPP) umgesetzt haben.“
PPP, das bedeutet, dass die öffentliche Hand und der private Sektor zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang ein Fleischereibetrieb aus der Region, der 49% hält, sowie eben die Gemeinde Neutal. „Wir reden über alles gemeinsam, mindestens alle zwei Wochen gibt es eine Besprechung. Bedarfsorientierung ist uns dabei sehr wichtig und man weiß nur, was

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